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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Bolschewisierung der Sowjets. In einer Reihe rückständiger Gouvernements, zum Beispiel Smolensk, erhielten die Bolschewiki, allein oder zusammen mit den linken Sozialrevolutionären, zum erstenmal eine Mehrheit während der Kongreßkampagne oder bei den Delegiertenwahlen. Sogar auf dem Sibirischen Sowjetkongreß Mitte Oktober gelang es den Bolschewiki, zusammen mit den linken Sozialrevolutionären eine sichere Mehrheit zu schaffen, die ihren Stempel leicht sämtlichen lokalen Sowjets aufdrückte. Am 15. anerkannte der Kiewer Sowjet mit 159 Stimmen gegen 28 bei drei Stimmenthaltungen den künftigen Sowjetkongreß "als souveränes Machtorgan". Am 16. erklärte der Sowjetkongreß des Nordwestdistriktes zu Minsk, das heißt im Zentrum der Westfront, die Einberufung des Sowjetkongresses für unaufschiebbar. Am 18. nahm der Petrograder Sowjet Wahlen zum bevorstehenden Kongreß vor: für die bolschewistische Liste (Trotzki, Kamenjew, Wolo-darski, Jurenjew und Laschewitsch) wurden 443 Stimmen abgegeben; für die sozialrevolutionäre - 162; das waren alles linke Sozialrevolutionäre, die zu den Bolschewiki neigten; für die Menschewiki - 44 Stimmen. Der unter Vorsitz Kresti-nikis tagende Kongreß der Uraler Sowjets, wo auf einhundertundzehn Delegierte achtzig Bolschewiki kamen, verlangte im Namen von 223.900 organisierten Arbeitern und Soldaten die Einberufung des Kongresses zu festgelegter Frist. Am gleichen Tage, dem 19., sprach sich die Allrussische Konferenz der Fabrikkomitees, die unmittelbarste und unbestrittenste Vertretung des Proletariats des ganzen Landes, für den sofortigen Übergang der Macht in die Hände der Sowjets aus. Am 20. erklärte Iwanowo-Wosnessensk alle Sowjets des Gouvernements "im Zustande des offenen und unerbittlichen Kampfes gegen die Provisorische Regierung" und forderte sie auf, über wirtschaftliche und administrative Fragen am Orte selbständig zu entscheiden. Gegen die Resolution, die die Absetzung der lokalen Regierungsbehörden bedeutete, erhob sich nur eine Stimme bei einer Stimmenthaltung. Am 22. veröffentlichte die bolschewistische Presse eine neue Liste von sechsundfünfzig Organisationen, die den Übergang der Macht an die Sowjets forderten: das alles sind die wahren Massen, zum großen Teil bewaffnet.
    Der machtvolle Widerhall der Kader des nahenden Umsturzes hinderte Dan nicht, dem Büro des ZentralExekutivkomitees zu berichten, daß von den 917 bestehenden Sowjetorganisationen nur 50 sich bereit erklärt hätten, Delegierte zu entsenden und auch diese "ohne jegliche Begeisterung". Es ist nicht schwer zu begreifen, daß jene wenigen Sowjets, die es noch für angebracht hielten, ihre Gefühle dem Zentral-Exekutivkomitee anzuvertrauen, keine Begeisterung für den Kongreß bezeugten. Doch die überwiegende Mehrheit der Lokalsowjets und Soldatenkomitees ignorierte einfach das Zentral-Exekutivkomitee.
    Obwohl sie sich durch ihre Arbeit für die Kongreßsprengung bloßstellten und kompromittierten, wagten die Versöhnler dennoch nicht, die Sache zu Ende zu führen. Als es augenscheinlich wurde, der Kongreß sei nicht zu vermeiden, vollzogen sie eine schroffe Wendung und riefen alle lokalen Organisationen auf, Delegierte zum Kongreß zu wählen, um eine bolschewistische Mehrheit zu verhindern. Aber zu spät auf diesen Gedanken gekommen, sah sich das ZentralExekutivkomitee gezwungen, drei Tage vor der angesetzten Frist den Kongreß auf den 25. Oktober zu verschieben.
    Das Februar-Regime und mit ihm die bürgerliche Gesellschaft erhielten dank dem letzten Manöver der Versöhnler eine unerwartete Fristverlängerung, aus der sie allerdings nichts Wesentliches mehr gewinnen konnten. Dafür aber nutzten die Bolschewiki die gewonnenen fünf Tage mit großem Erfolg aus. Später gaben das auch die Feinde zu. "Die Aufschiebung der Erhebung", erzählt Miljukow; "nutzten die Bolschewiki vor allem zur Festigung ihrer Positionen unter den Petrograder Arbeitern und Soldaten aus. Trotzki erschien auf Meetings bei den verschiedenen Truppenteilen der Petrograder Garnison. Die durch ihn hervorgerufene Stimmung läßt sich dadurch charakterisieren, daß man beispielsweise im Semjonowski-Regiment die nach ihm auftretenden Mitglieder des Exekutivkomitees, Skobeljew und Goz, nicht sprechen ließ."
    Der Umschwung im Semjonowski-Regiment, dessen Name in der Geschichte der Revolution mit unheilvollen Zeichen eingeschrieben war, besaß symbolische Bedeutung: im Dezember 1905 hatten die Semjonowsker die

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