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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Hauptarbeit zur Unterdrückung des Aufstandes in Moskau geleistet. Der Regimentskommandeur General Min, befahl damals: "Verhaftete darf es nicht geben." Auf dem Eisenbahnabschnitt Moskau - Golurwino erschossen die Semjonowsker hundertfünfzig Arbeiter und Angestellte. Der für seine Heldentaten vom Zaren ausgezeichnete General Min wurde im Herbst
    1906 von der Sozialrevolutionärin Konopljanikowa getötet. Völlig im Netz der alten Traditionen hielt sich das Semjo-nowski-Regiment länger als die meisten anderen Garderegimenter. Die Reputation seiner "Zuverlässigkeit" war so stark, daß die Regierung trotz dem traurigen Mißerfolge Skobeljews und Goz' auf die Semjonowsker beharrlich weiter baute bis zum Tage der Umwälzung und sogar danach.
    Die Frage des Sowjetkongresses blieb die zentrale politische Frage während der fünf Wochen, die die Demokratische Beratung vom Oktoberaufstande trennten. Schon die bolschewistische Deklaration in der Demokratischen Beratung verkündete den künftigen Sowjetkongreß als souveränes Organ des Landes. "Nur solche Beschlüsse und Anträge dieser Beratung ... können den Weg zur Verwirklichung finden, die die Zustimmung seitens des Allrussischen Kongresses der Arbeiter-, Bauern- und Soldatendeputierten haben werden." Die Resolution für den Boykott des Vorparlaments, unterstützt von der einen Hälfte der Mitglieder des Zentralkomitees gegen die andere Hälfte, lautete: "Die Frage der Beteiligung unserer Partei am Vorparlament stellen wir jetzt in direkte Abhängigkeit von jenen Maßnahmen, die der Allrussische Sowjetkongreß zur Schaffung einer revolutionären Macht treffen wird." Die Appellation an den Sowjetkongreß geht durch alle bolschewistischen Dokumente dieser Periode fast ohne Ausnahme.
    Unter den Bedingungen des entfachten Bauernkrieges, der sich verschärfenden nationalen Bewegung, sich vertiefenden Desorganisation, der auseinanderfallenden Front, der in Auflösung befindlichen Regierung werden die Sowjets zum einzigen Bollwerk schöpferischer Kräfte. Jede Frage verwandelt sich in eine Machtfrage, das Machtproblem aber führt zum Sowjetkongreß. Er wird die Antwort auf alle Fragen geben müssen, darunter auch auf die Frage über die Konstituierende Versammlung.
    Noch nahm keine der Parteien die Parole der Konstituierenden Versammlung zurück, auch nicht die Bolschewiki. Aber fast unmerklich war die wichtigste demokratische Losung, die während anderthalb Jahrzehnten dem heroischen Kampf der Massen Farbe verliehen hatte, im Laufe der Revolutionsereignisse ausgeblieben und verblaßt, als sei sie zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben, leere Spreu, nackte, inhaltlose Form geworden, Tradition, aber nicht Perspektive. An diesem Prozeß war nichts Rätselhaftes. In Entwicklung geriet die Revolution an den unmittelbaren Waffengang der zwei Kernklassen der Gesellschaft um die Macht: Bourgeoisie und Proletariat. Weder der einen noch der anderen vermochte die Konstituierende Versammlung noch etwas zu bieten. Die Kleinbourgeoisie in Stadt und Land konnte bei diesem Waffengang nur eine untergeordnete und nebensächliche Rolle spielen. Die Macht in die eigenen Hände zu nehmen, war sie jedenfalls unfähig: wenn die vorangegangenen Monate etwas bewiesen hatten, so gerade dies. In der Konstituierenden Versammlung indes konnte die Kleinbourgeoisie noch eine Mehrheit bekommen und hat sie später tatsächlich bekommen. Wozu? Nur um nicht zu wissen, welchen Gebrauch davon zu machen. Darin eben äußerte sich die Unzulänglichkeit der formalen Demokratie an er tiefen historischen Wende. Die Macht der Tradition zeigte sich darin, daß noch am Vorabend des letzten Waffengangs nicht eines der Lager auf den Namen der Konstituierenden Versammlung verzichtete. In Wirklichkeit aber hatte die Bourgeoisie von der Konstituierenden Versammlung an Kornilow appelliert, die Bolschewiki an den Sowjetkongreß.
    Es darf mit Sicherheit angenommen werden, daß ziemlich breite Volksschichten, sogar bestimmte Zwischenschichten der bolschewistischen Partei, in bezug auf den Sowjetkongreß gewisse konstitutionelle Illusionen hegten, das heißt damit die Vorstellung von einem automatischen und schmerzlosen Übergang der Macht aus den Händen der Koalition in die Hände der Sowjets verbanden. In Wirklichkeit mußte man die Macht mit Gewalt nehmen, mit einer Abstimmung war es nicht zu erreichen: nur der bewaffnete Aufstand konnte die Frage entscheiden.
    Aber von allen Illusionen, die als unvermeidliche Beimischung

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