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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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hinter strategischen versteckt. Am 27. September beschloß eine vereinigte Versammlung der Sowjets von Reval Stadt und Festung, zur Frage der Regimenterversetzung: Truppenumgruppierungen nur zu billigen nach vorheriger Zustimmung der betreffenden Sowjets. Die Führer der Sowjets in Wladimir befragten Moskau, ob sie sich Kerenskis Befehl betreffs Versetzung der gesamten Garnison unterwerfen sollten. Das Moskauer Distriktbüro der Bolschewiki stellte fest, daß "Befehle solcher Art Regel werden in bezug auf revolutionär gestimmte Garnisonen". Bevor sie aller ihrer Rechte verlustig ging, versuchte die Provisorische Regierung von dem Grundrecht jeder Regierung Gebrauch zu machen, - über die bewaffneten Menschenabteilungen zu verfügen.
    Die Umformierung der Petrograder Garnison wurde um so unaufschiebbarer, als der nahende Sowjetkongreß auf die eine oder die andere Art den Kampf um die Macht zur Entscheidung bringen mußte. Die bürgerliche Presse, geführt von der kadettischen Rjetsch, wiederholte tagein tagaus, man dürfe den Bolschewiki nicht die Möglichkeit lassen, "den Moment zur Proklamierung des Bürgerkrieges zu wählen". Das bedeutete: selber rechtzeitig gegen die Bolschewiki losschlagen. Der Versuch, vorher das Kräfteverhältnis in der Garnison zu ändern, ergab sich daraus unvermeidlich. Die Argumente strategischen Charakters sahen nach dem Fall Rigas und dem Verlust der Monsundinseln recht beachtenswert aus. Der Bezirksstab verschickte Befehle über Umformierung der Petrograder Truppenteile zwecks Abmarschs zur Front. Gleichzeitig wurde auf Anregung der Versöhnler die Frage in die Soldatensektion getragen. Der gegnerische Plan war nicht übel: dem Sowjet ein strategisches Ultimatum zu stellen, um so mit einem Schlage den Bolschewiki die militärische Stütze unter den Füßen zu entreißen oder aber, im Falle des Widerstandes seitens des Sowjets, einen akuten Konflikt heraufzubeschwören zwischen der Petrograder Garnison und der Front, die Ersatz und Ablösung brauchte.
    Die Sowjetführer, die sich über die ihnen gestellte Falle hinlänglich klar waren, wollten, ehe sie einen unwiderruflichen Schritt unternahmen, den Boden gut abtasten. Rundweg die Erfüllung des Befehls verweigern konnte man nur unter der sicheren Voraussetzung, die Front würde die Motive der Verweigerung richtig verstehen. Andernfalls konnte es sich als vorteilhafter erweisen, nach Verständigung mit den Schützengräben einen Ersatz der Garnisontruppen durch revolutionäre Fronttruppenteile, die der Erholung bedurften, vorzunehmen. In diesem Sinne hatte sich bereits, wie oben gezeigt, der Revaler Sowjet ausgesprochen.
    Die Soldaten gingen an die Frage gradliniger heran. Jetzt, im tiefen Herbst, an die Front gehen, mit einer neuen Winterkampagne sich abfinden - nein, dieser Gedanke fand in ihren Köpfen keinen Platz. Die patriotische Presse nahm sofort die Garnison unter Feuer: die in Müßiggang gemästeten Petrograder Regimenter wollen abermals die Front verraten. Die Arbeiter nahmen sich der Soldaten an. Die Putilower protestierten als erste gegen die Versetzung der Regimenter. Die Frage verschwand nicht mehr von der Tagesordnung, nicht nur in den Kasernen, sondern auch in den Betrieben. Das brachte die zwei Sektionen des Sowjets einander näher. Die Regimenter begannen einmütig die Forderung der Arbeiterbewaffnung zu unterstützen.
    Bemüht, den Patriotismus der Massen durch die Drohung mit dem Verlust Petrograds aufzustacheln, brachten die Versöhnler am 9. Oktober im Sowjet den Antrag vor, ein "Komitee der revolutionären Verteidigung" zu schaffen, das die Aufgabe haben sollte, unter aktiver Mitwirkung der Arbeiter an der Verteidigung der Hauptstadt teilzunehmen. Während er es ablehnte, "für die sogenannte Strategie der Provisorischen Regierung, im besonderen für die Entfernung der Truppen aus Petrograd" die Verantwortung zu übernehmen, beeilte sich der Sowjet nicht, zu dem Befehl an sich Stellung zu nehmen, sondern beschloß, dessen Motive und Grund lagen nachzuprüfen. Die Menschewiki versuchten zu protestieren: es sei nicht zulässig, sich in operative Maßnahmen des Kommandos einzumischen. Aber erst anderthalb Monate vorher hatten sie das gleiche über die verschwörerischen Befehle Kornilows gesagt - und sie wurden daran erinnert. Um nachzuprüfen, ob die Versetzung der Regimenter militärischen oder politischen Erwägungen entsprang, war ein kompetentes Organ erforderlich. Zur höchsten Verwunderung der Versöhnler

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