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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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"Erhebung" zustimmte. Die Machthaber schwankten: wird sich die Sache diesmal auf eine bewaffnete Demonstration beschränken, oder aber wird es zum Aufstande kommen? Der Bezirkskommandierende erklärte Pressevertretern: "Wir sind für jeden Fall gerüstet." Todgeweihte verspüren nicht selten einen Kräftezustrom gerade am Vorabend ihres Unterganges.
    In einer vereinigten Sitzung der Exekutivkomitees forderte Dan, die Juni-Intonationen des nach dem Kaukasus verschwundenen Zeretelli nachahmend, von den Bolschewiki Antwort auf die Frage: Gedenken sie hervorzutreten, und wenn sie es denken; wann also? Aus Rjasanows Antwort zog der Menschewik Bogdanow die nicht unbegründete Schlußfolgerung, die Bolschewiki bereiten den Aufstand vor und werden an der Spitze der Aufständischen sein. Die menschewistische Zeitung schrieb: "Auf die Nichtversetzung der Garnison stützen sich offenbar die Berechnungen der Bolschewiki bei der bevorstehenden Machtergreifung." Machtergreifung wurde aber dabei in Anführungsstriche gesetzt: die Versöhnler glaubten noch nicht ernstlich an die Gefahr. Sie fürchteten weniger einen Sieg der Bolschewiki als den Triumph der Konterrevolution infolge neuer Ausbrüche des Bürgerkrieges.
    Nachdem er die Bewaffnung der Arbeiter in seine Hände genommen, mußte sich der Sowjet den Weg zu den Waffen bahnen. Das geschah nicht mit einem Mal. Jeder praktische Schritt vorwärts wurde auch hier von den Massen souffliert. Man mußte nur aufmerksam auf ihre Vorschläge achten. Vier Jahre nach den Ereignissen erzählte Trotzki auf einem der Oktoberrevolution gewidmeten Gedenkabend: "Als eine Delegation von den Arbeitern kam und sagte: "Wir brauchen Waffen", antwortete ich: "Aber das Arsenal ist ja nicht in unseren Händen." Sie sagten: "Wir waren in der Sestro-rezki-Waffenfabrik." - "Nun, und?" - "Man hat uns dort gesagt: wenn der Sowjet befiehlt, werden wir liefern. Ich stellte eine Order aus auf fünftausend Gewehre, und die Arbeiter erhielten sie am gleichen Tage. Das war das erste Experiment." Die feindliche Presse stimmte sofort ein Geheul an, eine staatliche Fabrik habe Waffen ausgeliefert aufgrund der Order einer unter Anklage des Hochverrats stehenden und nur gegen Kaution aus dem Gefängnis freigelassenen Person. Die Regierung schwieg. Aber auf die Bühne trat das oberste Organ der Demokratie mit strengem Befehl: ohne seine, des Zentral-Exekutivkomitees, Erlaubnis seien an niemand Waffen auszuliefern. Es sollte scheinen, daß in Fragen der Waffenlieferung Dan oder Goz ebensowenig verbieten konnten, wie Trotzki erlauben oder befehlen: Fabriken und Arsenale unterstanden der Regierung. Doch Mißachtung der offiziellen Behörden in allen ernsten Augenblicken bildete eine Tradition des Zentral-Exekutivkomitees und gehörte zu den festen Gewohnheiten der Regierung selbst, denn sie entsprach der Natur der Dinge. Die Verletzung der Tradition und Gewohnheit war vom anderen Ende gekommen: als sie aufhörten, die Donner des Exekutivkomitees von den Blitzen Kerenskis zu trennen, begannen die Arbeiter und Soldaten die einen wie die anderen zu ignorieren.
    Es war bequemer, die Versetzung der Petrograder Regimenter im Namen der Front zu fordern als im Namen der Hinterlandkanzleien. Aus diesen Erwägungen heraus unterstellte Kerenski die Petrograder Garnison dem Höchstkommandierenden der Nordfront, Tscheremissow. Indem er die Hauptstadt in militärischer Hinsicht von seinem eigenen Amtsbereiche als Regierungshaupt ausnahm, tröstete sich Kerenski mit dem Gedanken, sie sich als dem Höchstkommandierenden zu unterstellen. General Tscheremissow, dem es bevorstand, eine harte Nuß zu knacken, suchte seinerseits Hilfe bei den Kommissaren und Komiteevertretern. Mit vereinten Kräften wurde ein Plan für die nächstfolgenden Operationen ausgearbeitet. Auf den 17. berief der Frontstab gemeinsam mit den Armeeorganisationen Vertreter des Petrograder Sowjets nach Pskow, um ihnen vor dem Antlitz der Schützengräben seine Forderung direkt zu stellen.
    Dem Petrograder Sowjet blieb nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen. An der Spitze der in der Sitzung vom 16. geschaffenen Delegation von einigen Dutzend Mann, etwa zu gleichen Hälften aus Sowjetmitgliedern und aus Vertretern der Regimenter, standen: der Vorsitzende der Arbeitersektion, Fedorow, und die Führer der Soldatensektion wie der Militärischen Organisation der Bolschewiki, Laschewitsch, Sadowski, Mechonoschin, Daschkewitsch und andere. Einige in die

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