Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
Vom Netzwerk:
dies ist das Zeugnis von Lenin selbst. Nach den Worten Antonow-Saratowskis erzählte Miljutin, der nach dem 10. in Saratow eintraf, "von einem Brief Iljitschs mit der Forderung "anzufangen", von Schwankungen im Zentralkomitee, von dem ursprünglichen "Durchfall" des Leninschen Antrags, von Lenins Empörung und schließlich davon, daß der Kurs doch auf den Aufstand genommen sei". Der Bolschewik Sadowski schrieb später von der "bekannten Unsicherheit und Unentschiedenheit, die zu dieser Zeit herrschten. Sogar in unserem Zentralkomitee gab es bekanntlich damals Reibungen und Zusammenstöße in der Frage, wie und ob zu beginnen ist".
    Sadowski selbst war in jener Periode einer der Führer der Militärischen Sektion des Sowjets und der Militärischen Organisation der Bolschewiki. Doch gerade die Mitglieder der Militärischen Organisation verhielten sich, wie aus einer Reihe von "Erinnerungen" hervorgeht, im Oktober mit höchster Voreingenommenheit gegen die Idee des Aufstandes: der spezifische Charakter der Organisation machte die Führer geneigt zu Unterschätzungen der politischen und Überschätzung der technischen Bedingungen. Am i6. Oktober berichtete Krylenko: "Ein großer Teil des Büros (der Militärischen Organisation) meint, man dürfe die Frage praktisch nicht auf die Spitze treiben, die Minderheit jedoch glaubt, man könne die Initiative ergreifen." Am 18. sagte ein anderer angesehener Teilnehmer der Militärischen Organisation, Laschewitsch: "Soll man jetzt die Macht ergreifen? Ich denke, man darf die Ereignisse nicht forcieren ... Es bestehen keine Garantien, daß es uns gelingen wird, die Macht zu halten ... Der von Lenin vorgeschlagene strategische Plan hinkt auf allen vier Beinen." Antonow-Owssejenko berichtet über eine Zusammenkunft der wichtigsten militärischen Arbeiter mit Lenin: "Podwojski äußerte Zweifel, Newski stimmt bald ihm bei, bald verfiel er in Iljitschs sicheren Ton; ich berichtete ihm über die Lage in Finnland ... Iljitschs Sicherheit und Festigkeit wirkt stärkend auf mich und verleiht Newski Mut. Podwojski jedoch verharrt bei seinen Zweifeln." Man darf nicht außer acht lassen, daß in allen solchen Erinnerungen Zweifel in Aquarellfarben, Sicherheit mit dickem Öl aufgetragen wird.
    Entschieden gegen den Aufstand trat Tschudnowski auf Der skeptische Manuilski wiederholte warnend, "die Front ist nicht mit uns". Gegen den Aufstand war Tomski. Wolodarski unterstützte Sinowjew und Kamenjew. Bei weitem nicht alle Gegner der Umwälzung traten offen auf. In der Sitzung des Petrograder Komitees vom 15. sagte Kalinin: "Die Resolution des Zentralkomitees ist eine der besten Resolutionen, die das Zentralkomitee jemals angenommen hat ... Wir sind praktisch an den bewaffneten Aufstand herangegangen. Wann er aber möglich sein wird - vielleicht in einem Jahr -, ist unbekannt." Diese Art "Einverständnis" mit dem Zentralkomitee, für Kalinin äußerst charakteristisch, war jedoch nicht allein für ihn bezeichnend. Viele schlossen sich der Resolution an, um auf diese Weise ihren Kampf gegen den Aufstand zu sichern.
    Am wenigsten Einmütigkeit war bei den Spitzen in Moskau zu bemerken. Das Distriktbüro unterstützte Lenin. Im Moskauer Komitee waren die Schwankungen sehr stark, es überwogen die Stimmungen zugunsten des Hinausschiebens. Das Gouvernementskomitee nahm eine unbestimmte Position ein, wobei man im Distriktbüro, nach den Worten von Jakowlewa, glaubte, im entscheidenden Augenblick würde sich das Gouvernementskomitee den Gegnern des Aufstandes zuneigen.
    Der Saratower Lebedjew erzählt, wie er während seines Besuches in Moskau kurz vor der Umwälzung mit Rykow spazierenging, der mit der Hand auf die Steinhäuser, reichen Läden, das geschäftige Treiben ringsherum wies und über die Schwierigkeiten der bevorstehenden, Aufgabe klagte. "Hier im Herzen des bürgerlichen Moskau kamen wir uns wirklich wie Pygmäen vor, die einen Berg zu verschieben planen."
    In jeder Parteiorganisation, in jedem Gouvernementskomitee waren Menschen von gleichen Stimmungen wie Sinowjew und Kamenjew, in vielen Komitees bildeten sie die Mehrheit. Sogar im proletarischen Iwanowo-Wosnessensk, wo die Bolschewiki ungeteilt herrschten, nahmen die Meinungsverschiedenheiten bei den führenden Spitzen außerordentliche Schärfe an. Im Jahre 1925, als Erinnerungen sich bereits den Bedürfnissen des neuen Kurses anpaßten, schrieb Kissel-jew, ein alter Arbeiterbolschewik: "Der Arbeiterteil der Partei ging, einzelne

Weitere Kostenlose Bücher