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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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vermischen. Außerdem ist es für eine Vertagung niemals zu spät!
    Die Tatsache der ursprünglichen Terminfestlegung auf den 15. wurde zum erstenmal veröffentlicht in Trotzkis Erinnerungen an Lenin im Jahre 1924, sieben Jahre nach den Ereignissen. Die Mitteilung wurde bald von Stalin bestritten, wobei die Frage in der russischen historischen Literatur besondere Schärfe erhielt. Bekanntlich vollzog sich der Aufstand in Wirklichkeit erst am 25., folglich war der ursprünglich bestimmte Termin nicht eingehalten worden. Die epigonenhafte Historiographie meint, in der Politik des Zentralkomitees konnten nicht nur keine Fehler, sondern auch keine Fristversäumnisse vorkommen. "Es stellt sich heraus", schreibt diesbezüglich Stalin, "das Zentralkomitee hätte als Frist des Aufstandes den 15. Oktober bestimmt und dann diesen Beschluß selbst verletzt (!), indem es den Termin des Aufstandes auf den 25. Oktober verschob. Ist das wahr? Nein, das ist nicht wahr." Stalin kommt zu der Schlußfolgerung: "Das Gedächtnis hat Trotzki getäuscht." Zum Beweis beruft er sich auf die Resolution vom 10. Oktober, die keinen Termin nennt.
    Die strittige Frage der Chronologie des Aufstandes ist sehr wichtig zum Verständnis für den Rhythmus der Ereignisse und verlangt nach Aufklärung. Daß die Resolution vom 10. kein Datum enthält, ist ganz richtig. Doch bezog sich diese allgemeine Resolution auf den Aufstand im ganzen Lande und war bestimmt für Hunderte und Tausende führender Parteiarbeiter. Darin das konspirative Datum des bereits für die nächsten Tage vorgesehenen Aufstandes in Petrograd aufzunehmen, wäre der Gipfel der Unvernunft gewesen: erinnern wir daran, daß Lenin aus Vorsicht in jener Zeit sogar seine Briefe nicht datierte. Ging es doch in diesem Falle um einen so wichtigen und gleichzeitig einfachen Beschluß, den alle Teilnehmer mühelos im Gedächtnis behalten konnten, überdies nur wenige Tage. Stalins Berufung auf den Text der Resolution bildet somit ein völliges Mißverständnis.
    Wir sind jedoch bereit zuzugeben, daß die Berufung eines der Teilnehmer auf das eigene Gedächtnis, besonders wenn der Bericht von einem anderen Teilnehmer bestritten wird, für die historische Untersuchung nicht genügt. Zum Glück wird die Frage mit aller Bestimmtheit entschieden auf der Basis einer Analyse der Bedingungen und Dokumente.
    Die Eröffnung des Sowjetkongresses stand für den 20. Oktober bevor. Zwischen dem Tag der Zentralkomiteesitzung und dem Datum des Kongresses blieb eine Zwischenzeit von zehn Tagen. Der Kongreß sollte nicht für die Macht der Sowjets agitieren, sondern sie übernehmen. An sich aber sind einige hundert Delegierte ohnmächtig, die Macht zu erobern; man mußte sie entreißen für den Kongreß und vor dem Kongreß. "Zuerst besiegt Kerenski, dann ruft den Kongreß ein", dieser Gedanke stand im Mittelpunkt der gesamten Leninschen Agitation seit der zweiten Septemberhälfte.
    Im Prinzip stimmten damit alle überein, die überhaupt für die Machtergreifung waren. Das Zentralkomitee mußte folglich sich die Aufgabe stellen, die Durchführung des Aufstandes zwischen dem 10. und 20. Oktober zu versuchen. Da man aber nicht voraussehen konnte, wieviel Tage der Kampf dauern würde, so wurde der Aufstand für den 15. angesetzt. "Betreffs des Datums", schreibt Trotzki in seinen Erinnerungen an Lenin, "gab es, soviel ich mich erinnere, fast keine Diskussionen. Alle begriffen, daß das Datum nur ungefähren, sozusagen orientierenden Charakter haben konnte und daß man es je nach den Ereignissen würde beschleunigen oder verschieben müssen. Doch konnte es sich nur um Tage handeln, um nicht mehr. Die Notwendigkeit des Datums selbst, und zwar eines allernächsten, war ganz offensichtlich."
    Eigentlich erschöpft schon das Zeugnis der politischen Logik die Frage. Doch fehlt es auch nicht an ergänzenden Beweisen. Lenin schlug eindringlich und unablässig vor, den Sowjetkongreß des Norddistrikts auszunutzen für den Beginn des militärischen Vorgehens. Die Resolution des Zentralkomitees eignete sich diesen Gedanken an. Doch der Distriktkongreß, der am 10. begann, sollte gerade vor dem 15. geschlossen werden.
    In der Besprechung vom 16. verlangte Sinowjew, der auf Zurückziehung der sechs Tage zuvor angenommenen Resolution drängte: "Wir müssen uns offen sagen, daß wir in den nächsten fünf Tagen keinen Aufstand machen": Die Rede war von jenen fünf Tagen, die bis zum Sowjetkongreß geblieben waren. Kamenjew, der in

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