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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Personen ausgenommen, mit Lenin, gegen Lenin traten auf eine kleine Gruppe Parteiintellektueller und vereinzelte Arbeiter." In öffentlichen Diskussionen wiederholten die Gegner des Aufstandes die gleichen Argumente wie Sinowjew und Kamenjew. "In Privatdiskussionen", schreibt Kisseljew, "nahm die Polemik schärfere und unverhülltere Formen an, und dort verstieg man sich zu Äußerungen wie: Lenin ist ein Wahnsinniger, er stößt die Arbeiterklasse in sicheres Verderben, bei diesem bewaffneten Aufstande kann nichts herauskommen, man wird uns zerschmettern, die Partei und die Arbeiterklasse zerschlagen, das wird die Revolution für viele Jahre zurückwerfen, und so weiter", dies war im besonderen auch Frunses Stimmung, eines persönlich sehr mutigen, aber nicht durch weiten Horizont sich auszeichnenden Menschen.
    Sogar der Sieg des Aufstandes in Petrograd brach bei weitem noch nicht überall die Tätigkeit des Abwartens und den direkten Widerstand des rechten Flügels. Der Wankelmut der Leitung führte später beinah zum Zusammenbruch des Aufstandes in Moskau. In Kiew übergab das von Pjatakow geleitete Komitee, das eine reine Defensivpolitik führte, letzten Endes die Initiative und danach auch die Macht in die Hände der Rada. "Die Woronescher Organisation unserer Partei", erzählt Wratschew, "machte recht beträchtliche Schwankungen durch. Die Umwälzung in Woronesch ... wurde nicht vom Parteikomitee vollzogen, sondern von dessen aktiver Minderheit, mit Moissejew an der Spitze." In einer ganzen Reihe von Gouvernementsstädten schlossen die Bolschewiki im Oktober einen Block mit den Versöhnlern "gegen die Konterrevolution", als wären nicht die Versöhnler in diesem Moment eine der wichtigsten Stützen dieser Konterrevolution gewesen. Fast überall bedurfte es eines Anstoßes von oben und von unten zugleich, um die letzte Unentschlossenheit der Lokalkomitees zu brechen, sie zu zwingen, sich von den Versöhnlern zu trennen und an die Spitze der Bewegung zu treten. "Ende Oktober und Anfang November waren Tage wahrhaft "großer Wirren" in unserer Partei. Viele ließen sich schnell von Stimmungen hinreißen", schreibt Schljapnikow, der selbst den Schwankungen keinen geringeren Tribut gezollt hat.
    Alle jene Elemente, die, wie die Charkower Bolschewiki, zu Beginn der Revolution sich im Lager der Menschewiki befanden und dann selbst darüber staunten, "wie das nur geschehen konnte", fanden während der Oktobertage in der Regel keinen Platz für sich, schwankten, warteten. Um so sicherer meldeten sie ihre Rechte als "alte Bolschewiki an in der Periode geistiger Reaktion. Wie groß in den letzten Jahren die Arbeit zur Vertuschung dieser Tatsachen auch gewesen sein mag, so sind doch, außer den jetzt dem Forscher unzugänglichen Geheimarchiven, in Zeitungen aus jener Zeit, in Memoiren, historische Zeitschriften nicht wenig Zeugnisse dafür erhalten geblieben, daß der Apparat sogar der revolutionärsten Partei noch am Vorabend der Umwälzung großen Widerstand entwickelte. In der Bürokratie steckt unvermeidlich Konservativismus. Revolutionäre Funktionen kann ein Apparat erfüllen nur, solange er als dienende Waffe einer Partei, das heißt einer Idee unterstellt ist und von der Masse kontrolliert wird.
    Die Resolution vom 10. Oktober gewann gewaltige Bedeutung. Sie sicherte sofort den wirklichen Anhängern des Aufstandes den festen Boden des Parteirechts. In allen Organisationen der Partei, in allen Zellen rückten die entschlossensten Elemente in den Vordergrund. Die Parteiorganisationen, beginnend mit Petrograd, strafften sich, musterten ihre Kräfte und Mittel, festigten die Verbindungen und verliehen der Kampagne für die Umwälzung konzentrierten Charakter.
    Doch die Resolution erledigte nicht die Meinungsverschiedenheiten im Zentralkomitee. Im Gegenteil, sie verlieh ihnen nur Form und trug sie an die Oberfläche. Sinowjew und Kamenjew, die noch unlängst in einem gewissen Teil führender Kreise sich von einer Sympathieatmosphäre umgeben gefühlt hatten, entdeckten erschreckt, wie schnell die Verschiebung nach links vor sich ging. Sie beschlossen, keine Zeit mehr zu verlieren, und verbreiteten am nächsten Tage einen umfangreichen Aufruf an die Parteimitglieder. "Vor der Geschichte, vor dem internationalen Proletariat, vor der russischen Revolution und der russischen Arbeiterklasse", schrieben sie, "besitzen wir nicht das Recht, auf die Karte des bewaffneten Aufstandes die ganze Zukunft zu setzen."
    Ihre Perspektive

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