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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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bevor man die Macht nimmt; diese Versicherung sei nur in den nationalen Bedingungen zu suchen erlaubt; man müsse von der Möglichkeit des Aufbaus des Sozialismus im bäuerlichen Rußland überzeugt sein; dafür aber könne man ohne die Überzeugung von dem Sieg des Weltproletariats auskommen. Jedes dieser logischen Glieder schlägt der Tradition des Bolschewismus ins Gesicht!
    Zur Verschleierung des Bruches mit der Vergangenheit versuchte die Stalinsche Schule einige Leninsche Zeilen auszunutzen, die ihr am wenigsten unpassend schienen. Ein Artikel von 1915 über die Vereinigten Staaten von Europa enthält nebenbei die Bemerkung, die Arbeiterklasse müsse in jedem Lande die Macht erobern und zum sozialistischen Aufbau schreiten, ohne auf die anderen Länder zu warten. Verbirgt sich hinter diesen unbestreitbaren Zeilen der Gedanke an eine nationale sozialistische Gesellschaft, wie konnte ihn Lenin im Laufe der folgenden Jahre so gründlich vergessen und ihm auf Schritt und Tritt so beharrlich widersprechen? Doch man braucht nicht zu indirekten Argumenten zu greifen, wenn es direkte gibt. Die von Lenin im gleichen Jahre, 1915, ausgearbeiteten Programmthesen beantworten die Frage präzis und unmittelbar: "Aufgabe des russischen Proletariats ist - die bürgerlich-demokratische Revolution in Rußland zu Ende zu führen, um die sozialistische Revolution in Europa zu entfachen. Diese zweite Aufgabe hat sich jetzt der ersten außerordentlich genähert, aber sie bleibt doch eine besondere zweite Aufgabe, denn es handelt sich um verschiedene Klassen, die mit dem russischen Proletariat gemeinsam kämpfen: für die erste Aufgabe ist sein Kampfgenosse - die kleinbürgerliche Bauernschaft Rußlands, für die zweite - das Proletariat der anderen Länder." Größere Klarheit kann man nicht verlangen.
    Die zweite Berufung auf Lenin ist nicht begründeter. Ein unvollendeter Artikel von ihm über die Genossenschaften sagt, in der Sowjetrepublik sei "alles Notwendige und Ausreichende" vorhanden, um ohne neue Revolutionen den Übergang zum Sozialismus zu vollziehen: die Rede ist, wie aus dem Text ganz klar hervorgeht, von politischen und rechtlichen Voraussetzungen. Der Autor unterläßt es nicht, an die mangelnden industriellen und kulturellen Voraussetzungen zu erinnern. Diesen Gedanken hatte Lenin überhaupt mehr als einmal wiederholt. "Uns ... fehlt es", schrieb er in einem anderen Artikel der gleichen Zeit, Anfang 1923, "an Zivilisation, um unmittelbar zum Sozialismus überzugehen, obwohl wir die politischen Voraussetzungen dafür besitzen." In diesem wie in allen anderen Fällen ging Lenin davon aus, daß neben dem russischen Proletariat und als dessen Avantgarde das Proletariat des Westens zum Sozialismus marschieren wird. Der Artikel über die Genossenschaften enthält auch nicht die geringste Anspielung darauf, daß die Sowjetrepublik auf reformistische und harmonische Weise ihren eigenen nationalen Sozialismus schaffen kann, anstatt im Prozeß der antagonistischen und revolutionären Entwicklung sich in die sozialistische Weltgesellschaft einzugliedern. Beide Zitate, sogar in den Programmtext der Kommunistischen Internationale eingegangen, sind längst in unserer Kritik des Programms erläutert worden, wobei die Gegner es kein einziges Mal versuchten, ihre Sinnentstellungen und Irrtümer zu verteidigen. Allerdings wäre ein solcher Versuch auch hoffnungslos gewesen.
    Im März 1923, das heißt gerade in der letzten Periode seiner schöpferischen Arbeit, schrieb Lenin: "Wir stehen ... im gegenwärtigen Augenblick vor der Frage: Wird es uns bei unserer bäuerlichen Klein- und Kleinstproduktion, bei unserem Wirtschaftsruin gelingen, uns so lange zu halten, bis die westeuropäischen kapitalistischen Länder ihre Entwicklung zum Sozialismus vollbracht haben werden?" Wir sehen wiederum: verschoben sind die Fristen, verändert ist das Gewebe der Ereignisse, aber unerschütterlich bleibt die internationale Grundlage der Politik. Der Glaube an die internationale Revolution - nach Stalin: der "Unglaube" an die inneren Kräfte der russischen Revolution - hat den großen Internationalisten bis zum Grabe begleitet. Erst nachdem sie Lenin durch ein Mausoleum erdrückt hatten, erhielten die Epigonen die Möglichkeit, seine Ansichten zu nationalisieren.
    Aus der internationalen Arbeitsteilung, aus der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der verschiedenen Länder, aus cfe-ren ökonomischen Wechselbeziehungen, aus der Ungleichmäßigkeit der

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