Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
Vom Netzwerk:
Sie zeigt, daß die Bauernschaft absolut unfähig ist zu einer selbständigen politischen Rolle.
    Die russische Bourgeoisie tritt dem Proletariat alle revolutionären Positionen ab. Sie wird auch die revolutionäre Hegemonie über die Bauernschaft abtreten müssen. In der Situation, die durch den Übergang der Macht an das Proletariat entstehen wird, wird der Bauernschaft nur übrigbleiben, sieh dem Regime der Arbeiterdemokratie anzuschließen. Auch wenn sie es nicht mit größerer Einsicht tun sollte als der, mit der sie sich gewöhnlich dem bürgerlichen Regime anschließt! Doch während jede bürgerliche Partei im Besitz der Bauernstimmen sich beeilt, die Macht auszunutzen, um die Bauernschaft zu berauben und in all ihren Hoffnungen und Erwartungen zu betrügen, und danach, im schlimmsten Falle, den Platz einer anderen kapitalistischen Partei abzutreten, wird das Proletariat, gestützt auf die Bauernschaft, alle Kräfte in Bewegung setzen, um das Kulturniveau des Dorfes und die Entwicklung der politischen Erkenntnis der Bauernschaft zu heben.
    6. Das proletarische Regime
    Zur Macht gelangen kann das Proletariat nur gestützt auf einen nationalen Aufschwung, auf die Begeisterung des ganzen Volkes. Das Proletariat wird die Regierung übernehmen als revolutionärer Vertreter der Nation, als anerkannter Volksführer ins Kampfe gegen Absolutismus und Leibeigenschaftsbarharei. Aber an die Macht gekommen, wird das Proletariat eine neue Epoche eröffnen eine Epoche revolutionärer Gesetzgebung, positiver Politik -, und hier ist ihm die Beibehaltung der Rolle des anerkannten Repräsentanten der Nation keinesfalls gesichert.
    Jeder neue Tag wird die Politik des an der Macht stehenden Proletariats vertiefen und ihren Klassencharakter immer stärker bestimmen. Gleichzeitig damit wird die revolutionäre Verbindung zwischen Proletariat und Nation Störung erleiden, die klassenmäßige Zergliederung der Bauernschaft wird in politischen Formen hervortreten, der Antagonismus zwischen den Bestandteilen. wird wachsen in gleichem Maße, wie die Politik der Arbeiterregierung aus einer allgemein demokratischen zu einer klassenmäßig bedingten sich entwickeln wird.
    Die Abschaffung der ständischen Leibeigenschaft wird die Unterstützung der gesamten Bauernschaft als des Fronstandes finden ... Aber die gesetzgebenden Maßnahmen zum Schutze des landwirtschaftlichen Proletariats werden nicht nur diese aktive Sympathie bei der Mehrheit nicht finden, sondern sogar auf aktiven Widerstand der Minderheit stoßen. Das Proletariat wird sich gezwungen sehen, den Klassenkampf ins Dorf hineinzutragen und somit jene Interessengemeinschaft zu zerstören, die zweifellos bei der Gesamtbauernschaft besteht, wenn auch in verhältnismäßig engem Rahmen. Das Proletariat wird schon in den nächsten Monaten nach Antritt der Herrschaft eine Stütze suchen müssen in der Gegenüberstellung von Dorfarmut und Dorfreichen, landwirtschaftlichem Proletariat und ackerbauender Bourgeoisie.
    Befindet sich die Macht in den Händen einer revolutionären Regierung mit sozialistischer Mehrheit, dann verliert der Unterschied zwischen Minimal- und Maximalprogramm sofort sowohl die prinzipielle wie die unmittelbar praktische Bedeutung. Im Rahmen dieser Abgrenzung sich zu halten, wird für eine proletarische Regierung völlig unmöglich sein.
    Indem sie in die Regierung eintreten nicht als ohnmächtige Geiseln, sondern als führende Kraft, vernichten die Vertreter des Proletariats damit allein schon die Grenze zwischen Minimal- und Maximalprogramm, das heißt, sie stellen den
    Kollektivismus auf die Tagesordnung. An welchem Punkte das Proletariat auf diesem Wege aufgehalten werden wird, hängt von dem Kräfteverhältnis ab, keinesfalls aber von den ursprünglichen Absichten der proletarischen Partei.
    Aus diesem Grunde kann nicht die Rede sein von irgendeiner besonderen Form der proletarischen Diktatur in der bürgerlichen Revolution, wie etwa von der demokratischen Diktatur des Proletariats (oder des Proletariats und der Bauernschaft). Die Arbeiterklasse wird nicht imstande sein, den demokratischen Charakter ihrer Diktatur zu sichern, ohne die Grenzen ihres demokratischen Programms zu überschreiten. Alle diesbezüglichen Illusionen wären nur unheilvoll. Einmal im Besitze der Macht, wird die Partei des Proletariats um sie bis zum Ende kämpfen. Wird eines der Mittel dieses Kampfes um die Erhaltung und Sicherung der Macht Agitation und Organisation sein, besonders auf dem

Weitere Kostenlose Bücher