Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)
Indien durch die Briten und Ausweitung der Kolonialherrschaft.
1857–1861: Bürgerkrieg («Reformkrieg») in Mexiko.
1859/60: Krieg zwischen Frankreich/Königreich Sardinien und Österreich, um Norditalien habsburgischer Kontrolle zu entreißen, geführt in Verbindung mit der Intervention Garibaldis, die Süditalien von der Bourbonenherrschaft befreien sollte.
1858–1860: Rebellionen im osmanischen Nahen Osten; sektiererische Bestrebungen im Libanon-Gebirge, in Beirut und Damaskus.
1860er: Das sogenannte brigantaggio oder Brigantenwesen in Süditalien: anhaltende Guerilla-Attacken gegen die neue italienische Regierung/Besatzung. Erfolglose Angriffe Garibaldis 1862 und 1867.
1861–1865: Amerikanischer Bürgerkrieg, um die Sezession der Konföderierten Staaten niederzuschlagen.
1860 Britisch/französisch-chinesischer Krieg, um die weitere Anerkennung der Exterritorialitätsregelung durch die Chinesen zu erzwingen.
1863–1866: Französisches Expeditionskorps, das die Kontrolle über Mexiko übernehmen soll. Mexikanischer Bürgerkrieg.
1864: Krieg des Deutschen Bundes gegen Dänemark um die nationale Zugehörigkeit des Herzogtums Schleswig. Führt 1866 zum Österreichisch-preußischen Krieg um die Führungsrolle im Deutschen Bund und zum Preußischitalienisch-österreichischen Krieg, mit dem die Österreicher aus Venedig und den Alpenregionen vertrieben werden sollen. Trotz schwachen italienischen Abschneidens Abtretung Venetiens an Italien.
1864–1870: Tripel-Allianz-Krieg: Paraguay verliert 80.000 Einwohner oder die Hälfte der männlichen Bevölkerung zwischen 13 und 60 Jahren sowie 40 Prozent seines Territoriums an Brasilien, Argentinien und Uruguay.
1867/68: Japanischer Bürgerkrieg: Anhänger der Tokugawa werden von den nationalen Truppen der Meiji-Regierung besiegt.
1866–1869: Erfolgloser kretischer (griechischer) Aufstand gegen die Osmanen.
1870/71: Deutscher Krieg gegen Frankreich um territoriale Neuordnung und für die Vereinigung Nord- und Süddeutschlands unter preußischer Führung.
1875–1878: Russischer Sieg über die Osmanen im Zuge der Unterstützung des bulgarischen Unabhängigkeitskampfs. Friede von San Stefano und anschließend allgemeine europäische Verständigung auf dem Berliner Kongress.
Auf dieser Liste stehen die europäischen Konflikte und der Amerikanische Bürgerkrieg für bewaffnete Kämpfe, mit denen die Errichtung eines Staates, der auf neu konstituierten nationalen oder imperialen Prinzipien beruhte, gegen Kräfte durchgesetzt werden sollte, die eine traditionelle soziale und politische Organisation verteidigten. Man könnte sie auch als Modernisierungskriege bezeichnen, da sie, ganz gleich mit welchem Ziel und aus welchem Grund sie geführt wurden, in gesellschaftliche Strukturen mündeten, die den heute vorherrschenden näher sind. Ihnen sollten mehrere Jahrzehnte folgen, in denen die gleichen Nationalstaaten, die sich Mitte des Jahrhunderts konsolidierten, ihre mobilisierten Energien und ihr technisches Vermögen nach außen auf die «Peripherie» richteten. Das führte zu den Verteidigungskämpfen nomadischer Stammesbünde an den Grenzen weißer Besiedlung, wie sie in der Einleitung geschildert wurden, aber auch zu anderen Konfrontationen von den 1880er Jahren bis zum Ende des Jahrhunderts, Kämpfen, die von großer Grausamkeit auf beiden Seiten geprägt waren: zum Widerstand der Indianer gegen die amerikanische Kontrolle über die Region des Missouri und zu den Apachen-Kriegen im Südwesten in den 1880er Jahren; zur britischen Eroberung des Zulu-Staates, der sich der britischen Kontrolle in Südafrika widersetzte; zu dem zum Scheitern verurteilten Widerstand der zentralasiatischen Khanate gegen die russische Herrschaft über Steppen und Hochland Zentralasiens; zur quasi-genozidalen Besetzung Patagoniens durch Argentinien und zum anhaltenden sporadischen Widerstand der Maya in Yucatán gegen die nationalen mexikanischen Herrschaftsinstitutionen. Es gab jedoch auch Eroberungskriege gegen die kleinen Staaten der Peripherie. Der Krieg der Tripel-Allianz gegen Paraguay trug Züge einer rassistischen Kriegsführung, die zur höchsten Todesrate aller modernen Kriege führte: Gut fünfzig Prozent der Vorkriegsbevölkerung kamen ums Leben. Dabei war Paraguay noch immer ein gut organisierter Staat mit diplomatischen Vertretungen. Sobald die Eroberung der Peripherie und ihrer Völker weitgehend abgeschlossen war – US-Bürger sprachen in diesem Zusammenhang vom «closing of the
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