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Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Titel: Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Osterhammel , Emily S. Rosenberg , Akira Iriye
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Senatskandidat für Illinois, Stephen A. Douglas war ebenfalls dieser Ansicht. Nach einer ganzen Serie ausführlicher Debatten siegte er über den Gegenkandidaten Abraham Lincoln und verteidigte 1858 sein Mandat, doch die Vertreter des Südens hatten es 1856/57 übertrieben. Der Supreme Court verfügte, dass Dred Scott, ein Sklave, der sich mit seinem Besitzer zeitweilig in einem sklavenfreien Staat aufgehalten hatte, damit nicht automatisch einen Anspruch auf Freiheit erwarb, was die territorialen Regelungen des Missouri-Kompromisses quasi zunichte machte. John Brown, ein radikalisierter Farmer aus dem Mittleren Westen, beschloss, eine Rebellion gegen die Zugeständnisse an die Sklavereibefürworter anzuzetteln, und wurde hingerichtet. Erregte Südstaatler erklärten, sie würden aus der Union austreten, sollte der Kandidat der Republikaner, Lincoln, die Wahl gewinnen, was ihm dann auch tatsächlich gelang. Es kam zu einer ganzen Reihe von Debatten über eine Sezession, und die Heißsporne in South Carolina und ein paar anderen Staaten erklärten, sie würden eine unabhängige Sklavenhalter-Republik errichten. Sie beschossen Fort Sumter in Charleston, South Carolina, als Lincoln im April 1861 eine Flottille schickte, um diesen Stützpunkt der Unionstruppen zu versorgen. Dieser bewaffnete Zusammenstoß beeinflusste die Diskussion in Virginia, und elf Staaten votierten schließlich dafür, sich der Sezession anzuschließen und gemeinsam die Confederate States of America zu bilden.
    Der anschließende Krieg, der vier Jahre dauerte und auf beiden Seiten ins gesamt rund 700.000 Menschenleben forderte – prozentual betrachtet lässt sich dieser Blutzoll junger Männer mit dem der Europäer im Ersten Weltkrieg vergleichen –, besiegelte die Transformation des nordamerikanischen Nationalstaats. Der Krieg selbst war eine zähe und langsame Angelegenheit. Betrachtet man die Ressourcen, die beide Seiten mitbrachten, so war die Union im Hinblick auf Bevölkerungszahl, industrielle Macht und Eisenbahnlinien eindeutig überlegen. Sie verfügte über die Legitimität von beinahe 75 Jahren Staatlichkeit. Auf Lincolns Ruf zu den Waffen reagierte die Bevölkerung mit Begeisterung. Gleichwohl handelte es sich bei der Konföderation um ein riesiges Gebiet, und sie musste offenkundig nur den Norden in Schach halten, um ihre Unabhängigkeit zu sichern. Ein lang dauernder Krieg konnte jedoch auch ihre Wirtschaft schwer in Mitleidenschaft ziehen. Denn die wichtigste Nutzpflanze der Südstaaten, deren Verkäufe nach Großbritannien die Plantagenbesitzer in den 1850er Jahren reich gemacht hatten, würde vermutlich nicht mehr außer Landes gelangen, wenn die Marine des Nordens die wichtigsten Häfen blockierte. Es galt, die Union hinreichend zu entmutigen und so ihre Bemühungen zu ersticken, die Konföderierten zur Kapitulation zu zwingen.
    Die Kämpfe begannen an der Ostküste. Richmond, die Hauptstadt des Südens, war nur rund 230 Kilometer von Washington entfernt. Die ersten Schlachten zeigten, dass die Truppen des Südens gut geführt und ausgerüstet waren. Der Versuch, auf der Halbinsel James Truppen anzulanden und dann ins Landesinnere nach Richmond vorzudringen, scheiterte am übervorsichtigen Agieren von General George B. McClellan. Zu häufigen Kampfhandlungen kam es im zentralen Tal von Virginia und dem Westen Marylands, doch entscheidende Gebietsgewinne blieben aus. Ein unter vielen Opfern errungener Sieg am Antietam im westlichen Maryland im September 1862 führte dazu, dass Lincoln die Emanzipationserklärung veröffentlichte, wonach die Sklaven in den Südstaaten für immer frei sein sollten. Doch dieses Befreiungsversprechen galt ausgerechnet denen, auf die der Norden keinerlei Einfluss hatte.
    Auch in Tennessee kam es in den Jahren 1862 und 1863 zu heftigen Kämpfen. Die Zuflüsse des Mississippi, die durch Tennessee führten, sollten es den Truppen des Nordens ermöglichen, in die Baumwollstaaten Georgia, Alabama und Tennessee vorzudringen. Doch erneut wogte das Kriegsgeschehen hin und her. «Border states», die sich nicht abspalteten – Kentucky, Maryland –, sympathisierten gleichwohl mit dem Süden, blieben jedoch unter der militärischen Knute des Nordens. 1862 besetzten die Unionstruppen die Küsteninseln Georgias, eroberten New Orleans vom Meer her und errichteten ein Besatzungsregime über Louisiana. Ein Jahr später stellte General Ulysses Grant die Kontrolle des Nordens über das Tal des Mississippi sicher,

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