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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Vereinigten Staaten bereiste, war schon ein zweites «großes Erwachen» über das Land hinweggegangen: das der 1820er Jahre. Die Beobachtung des französischen Liberalen, daß in Amerika die Religion zur Erleuchtung geführt hatte, war historisch wohlbegründet. Doch er hätte schon damals mit ebensoviel Recht behaupten können, daß das religiöse Amerika zu großen Teilen der Aufklärung und ihren Folgen ablehnend gegenüberstehe. Der Geist der Religion und der Geist der Freiheit hatten sich nicht voneinander getrennt, aber die «erweckten» Amerikaner verstanden unter Freiheit etwas anderes als ihre aufgeklärten Landsleute.[ 207 ]
    Die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 hatte keine neue Rechtsordnung geschaffen. Der Kontinentalkongreß, der das Dokument verabschiedete, war das einzige gemeinsame Organ der 13 Gründerstaaten. Er zählte 57 Mitglieder, aber bei Abstimmungen hatte jeder Staat, ungeachtet der Zahl seiner Bewohner, nur eine Stimme. In Zeiten, in denen das Plenum nicht tagte, bestand die «Exekutive» aus der «Commission», einem Gremium, dem jeweils ein Mitglied aus jedem Staat angehörte; Beschlüsse kamen zustande, wenn mindestens neun Mitglieder zustimmten. Die Rechtsgrundlage dieser Regelung bildeten die verfassungsähnlichen «Articles of Confederation», die der Kongreß im November 1777 verabschiedete. Sie traten erst nach Ratifizierung durch alle Staaten am 1. März 1781 in Kraft. Die Einzelstaaten behielten ihre Zuständigkeiten; nur sie erhoben Steuern und Zölle; nur sie unterhielten Polizeikräfte und Truppen. Der Kontinentalkongreß konnte die Staaten zwar um Geld bitten, Truppen anfordern und Zölle empfehlen, aber zwingen konnte er die Gründungsmitglieder zu nichts. Die Union war in ihren ersten Jahren kein festgefügter Bundesstaat, sondern ein lockerer Staatenbund.
    Der Krieg um die Unabhängigkeit war mit der Erklärung der Unabhängigkeit noch längst nicht gewonnen. Im September 1776 besetzten die Briten New York, ein Jahr danach Philadelphia. Doch drei Wochen später, am 17. Oktober 1777, errangen die Amerikaner bei Saratoga im oberen Tal des Hudson River ihren größten Sieg über die Kolonialmacht. Es war die Schlacht, die zum Wendepunkt des Krieges werden sollte. Frankreich, das die aufständischen Kolonisten schon seit Mai 1776 finanziell unterstützt hatte, schloß im Februar 1778 einen förmlichen Beistandspakt nebst einem Freundschafts- und Handelsvertrag mit den USA ab. Am 17. Juni 1778 trat Englands ältester Rivale auf der Seite Amerikas in den Krieg ein. Im Juni 1779 erklärte Spanien Großbritannien den Krieg. Anders als Paris erkannte Madrid die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten aber noch nicht ausdrücklich an: Der Konflikt um die Kontrolle der Gebiete westlich des Mississippi warf seinen Schatten voraus. Holland, das mit den Amerikanern enge Handelsbeziehungen unterhielt und sie auch politisch unterstützte, forderte Großbritannien damit so sehr heraus, daß dieses ihm 1780 den Krieg erklärte.
    Nach der vernichtenden Niederlage, die die Truppen Washingtons und das französische Expeditionskorps unter General Rochambeau den Briten im Oktober 1781 bei Yorktown bereiteten, gab es am Ausgang des Krieges keinen Zweifel mehr. Das Unterhaus sprach sich Ende Februar 1782 gegen die Fortsetzung der Kampfhandlungen aus; im März trat Lord North, der den Konfrontationskurs des Monarchen nachdrücklich unterstützt hatte, von seinem Amt als Premierminister zurück. Damit endete auch das persönliche Regiment Georgs III.: Fortan hat kein britischer König mehr einen Versuch unternommen, ohne die Parteien zu regieren. Die Richtlinien der Politik bestimmte seit der Unterhauswahl von 1784 eindeutiger als zuvor der regierende Führer der Mehrheitspartei.
    Im April 1782, drei Wochen nach dem Rücktritt von Lord North, begannen in der französischen Hauptstadt britisch-amerikanische Friedensverhandlungen. Im November 1782 wurde der Friedensvertrag paraphiert, im September 1783 zusammen mit den Friedensverträgen Großbritanniens mit Frankreich und Spanien in Paris und Versailles unterzeichnet.
    Im Friedensvertrag erkannte Großbritannien seine ehemaligen Kolonien in Nordamerika als freie, souveräne und unabhängige Staaten an und sprach ihnen das Gebiet bis zum Mississippi bis kurz vor New Orleans zu, das zwischen 1762 und 1803 unter spanischer Herrschaft stand. Die Nordgrenze der Vereinigten Staaten wurde ungefähr dort gezogen wo sie noch heute verläuft: quer

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