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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Augenblick zu vermeiden gewußt.) In Italien hingegen waren die Österreicher erfolgreich: Bei Custozza, wo bereits Radetzky im März 1849 die Truppen des Königreichs Sardinien-Piemont geschlagen hatte, siegten auch diesmal, am 24. Juni, die Österreicher, desgleichen am 20. Juli in der Seeschlacht bei der Adriainsel Lissa. Kaiser Franz Joseph hatte freilich schon vor Königgrätz Frankreich die Abtretung von Venetien angeboten und Napoleon III. um eine Vermittlung in Italien gebeten: ein Schritt, der Österreich im «dritten Deutschland» um nahezu alle Sympathie brachte und dazu beitrug, daß man sich dort auf eine gemeinsame Abwehr französischer Eroberungswünsche zusammen mit Preußen einzustellen begann.
    Napoleon III. ging am 5. Juli, zwei Tage nach Königgrätz, auf die Vermittlungsbitte ein, dehnte sie aber auf Preußen aus. Bismarck war überzeugt, daß ein Krieg mit Frankreich Preußens Kräfte zu diesem Zeitpunkt überfordern würde, und nahm deshalb notgedrungen das Angebot an. Da der Kaiser der Franzosen bereit war, einen Machtzuwachs Preußens nördlich des Mains einschließlich der Bildung einer preußisch geführten norddeutschen Union hinzunehmen, sicherte ihm der preußische Ministerpräsident seinerseits die Unabhängigkeit der süddeutschen Staaten wie auch die eines Bundes derselben zu, außerdem die Integrität Österreichs ohne Venetien sowie eine Volksabstimmung in den teils dänisch-, teils deutschsprachigen Teilen Schleswigs (das letztere ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde, bis 1920 im Gefolge des Versailler Vertrags tatsächlich eine Abstimmung stattfand, die dazu führte, daß Nordschleswig ein Teil Dänemarks wurde). Eine Abtretung von linksrheinischen Gebieten lehnte Bismarck dagegen entschieden ab. Er verwies den Abgesandten Napoleons III., Botschafter Benedetti, statt dessen auf Luxemburg, das mit den Niederlanden in einer Personalunion verbunden war, und auf Belgien, also in eine Richtung, in der Frankreich sich nicht ausdehnen konnte, ohne mit Großbritannien in Konflikt zu geraten.
    Am 14. Juli billigte Napoleon III. das Ergebnis der Absprachen mit Preußen. Eine Woche später trat ein zunächst auf fünf Tage befristeter preußisch-österreichischer Waffenstillstand in Kraft. Am 26. Juli wurde in Nikolsburg der Präliminarfriede unterzeichnet, der in allem Wesentlichen den endgültigen Friedensvertrag vorwegnahm. Im Prager Frieden vom 23. August stimmte das Habsburgerreich der Auflösung des Deutschen Bundes und der Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich zu. Wien erkannte im voraus den geplanten Norddeutschen Bund an, dem zunächst 15, nach dem Beitritt von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 17 Mitglieder angehörten, ebenso den geplanten, aber nicht verwirklichten Bund süddeutscher Staaten, der eine unabhängige internationale Existenz besitzen sollte, mit dem Norddeutschen Bund jedoch in eine engere Verbindung treten durfte. Den Bewohnern Nordschleswigs wurde in Artikel V das Recht zugestanden, sich Dänemark anzuschließen, wenn sie diesen Wunsch in freier Abstimmung äußerten.
    Es hatte Bismarck größte Mühe gekostet, König Wilhelm I. von der Notwendigkeit eines milden Friedens zu überzeugen und zum Verzicht auf einen Truppeneinmarsch in Wien zu bewegen. Dem Ministerpräsidenten ging es darum, Österreich, nachdem es gleichzeitig seine Machtstellung in Deutschland und Oberitalien eingebüßt hatte und so zu einer Großmacht minderen Rangs als Preußen geworden war, nicht weiter zu demütigen, sondern sich die Möglichkeit offen zu halten, den Kaiserstaat als künftigen Bundesgenossen wiederzugewinnen. Seine Macht konnte Preußen dafür nördlich des Mains erweitern: Es annektierte Hannover, Kurhessen und die Freie Stadt Frankfurt, die im Krieg auf der Seite Österreichs gestanden hatten, ebenso, wie mit Napoleon III. abgesprochen, Schleswig-Holstein. Sachsen blieb, auf Drängen des Kaisers der Franzosen, als selbständiges Königreich bestehen und in seinem Gebietsbestand ungeschmälert. Es wurde ebenso wie Hessen-Darmstadt Mitglied des Norddeutschen Bundes, das letztere aber nur, soweit sein Gebiet nördlich des Mains lag. Mit den süddeutschen Staaten schloß Preußen zusammen mit den Friedensverträgen geheime Schutz- und Trutzbündnisse. Sie hatten zur Folge, daß die Vertragspartner sich im Kriegsfall dem preußischen Oberbefehl unterstellen und ihre Heeresverfassungen dem Vorbild Preußens anpassen mußten.
    Der deutsche Krieg von 1866

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