Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
Diese erfolgte im Juli 1898. Zwei Jahre später erhielt Hawaii den Status eines Territoriums, 1959 wurde es der 50. Bundesstaat der USA.
Zwei Jahrzehnte vor der Annexion von Hawaii, im Jahr 1878, hatten die Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft des Republikaner Rutherford B. Hayes mit Häuptlingen der knapp 5000 Kilometer südlich von Hawaii gelegenen Samoa-Inseln einen Vertrag über die Einrichtung eines amerikanischen Flottenstützpunktes in Pago Pago auf der Insel Tutuila geschlossen. Daraus ergaben sich Spannungen mit Großbritannien und Deutschland, die ebenfalls an den Samoa-Inseln interessiert waren. Ein von den drei Mächten 1889 vereinbartes gemeinsames Protektorat erwies sich als in der Praxis nicht handhabbar. Zehn Jahre später, 1899, verständigten sich die beteiligten Nationen auf eine Teilung der Samoa-Inseln zwischen Deutschland und den USA. Großbritannien wurde mit einem Teil der Salomon- und den Tonga-Inseln entschädigt.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Vereinigten Staaten von ihrer, auf die Gründerzeit zurückgehenden, antikolonialen Tradition bereits offiziell verabschiedet. Für den äußeren Anlaß sorgte ein Aufstand der Kubaner gegen die spanische Kolonialherrschaft, der 1895 begonnen hatte und im Auftrag Madrids von General Valeriano Weyler y Nicolau mit äußerster Brutalität bekämpft wurde. Die Verantwortung für alle Grausamkeiten trug in letzter Instanz der konservative spanische Ministerpräsident Antonio Cánovas del Castillo, für den es eine Frage des Prinzips und des Prestiges war, daß Kuba blieb, was es nach seiner Meinung war: eine spanische Provinz.
Schon im ersten Jahr der Erhebung wurde José Martí, der Führer der Unabhängigkeitsbewegung, getötet: ein Märtyrer, an dessen Wirken Exilkubaner die Amerikaner immer wieder erinnerten. Die Emigranten hatten mächtige Verbündete: «Jingoistische» Massenblätter, an ihrer Spitze die Zeitungen von Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst, die sogenannte «yellow press», heizten seit 1895 die Stimmung gegen Spanien systematisch an. Aber auch ohne propagandistische Aufmachung hätten die Meldungen aus Kuba die amerikanische Öffentlichkeit alarmiert und empört: Das spanische Militär hatte Konzentrationslager eingerichtet, in denen Tausende von Häftlingen, die «reconcentrados», an Unterernährung und Hunger starben.
Eine gewisse Entspannung im Verhältnis zwischen Spanien und den USA trat nach der Ermordung Cánovas’ durch einen Anarchisten am 8. August 1897 ein. Die Regierung von Cánovas’ Nachfolger Práxedes Mateo Sagasta, einem liberalen Politiker, der schon mehrfach das Amt des Ministerpräsidenten innegehabt hatte, berief Weyler ab, milderte die Internierungspraxis und verkündete im November ein Gesetz über die Verwaltungsautonomie Kubas, das am 1. Januar 1898 in Kraft trat. Die Reformen liefen jedoch nur schleppend an und waren zu wenig einschneidend, um die amerikanische Öffentlichkeit, geschweige denn die «yellow press», nachhaltig zu beeindrucken.
Ganz anders war die Wirkung eines furchtbaren Ereignisses vom 15. Februar 1898: An diesem Tag ging das amerikanische Kriegsschiff «Maine» im Hafen von Havanna, wo es seit Januar demonstrativ vor Anker lag, in Flammen auf: 260 Matrosen, Soldaten der Elitetruppe der «Marines» und Offiziere kamen ums Leben. Pulitzers «World» sprach sogleich von einem spanischen Bomben- oder Torpedoangriff. Etwas vorsichtiger äußerte sich ein Untersuchungsgericht der amerikanischen Marine: Die «Maine» sei von der Rakete eines Unterseeboots bisher ungeklärter Herkunft getroffen worden. Für die spanische Darstellung, wonach eine Explosion im Maschinenraum des Schiffes das Feuer verursacht hatte, sprach sehr viel mehr, aber in Amerika fand sie nur wenig Glauben.
Nach dem Vorfall von Havanna drängten nicht nur die Zeitungen von Hearst und Pulitzer, sondern auch die Mehrheit des Kongresses und innerhalb der Administration besonders energisch der stellvertretende Marineminister Theodore Roosevelt auf eine rasche Antwort in Gestalt eines Krieges gegen Spanien. Präsident McKinley wollte den offenen Konflikt bis in den März hinein vermeiden und erreichte durch Verhandlungen, daß Spanien die Schließung der Internierungslager, die Entlassung der «reconcentrados» und zuletzt auch die Einstellung der Kampfhandlungen ankündigte. Dessen ungeachtet vollzog der Präsident eine dramatische Kehrtwende: Am 11. April teilte er dem Kongreß mit, daß er eine
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