Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
bewaffnete Intervention zur Beendigung der Kämpfe auf Kuba für unvermeidbar halte.
Damit war McKinley auf die Linie der «Jingoisten» eingeschwenkt. Der Kurswechsel des Präsidenten hing offenbar damit zusammen, daß inzwischen auch Industriekreise, die sich zuvor gegen einen Krieg mit Spanien ausgesprochen hatten, von einem kurzen Waffengang mehr Vorteile als Nachteile erwarteten. Am 20. April ließ Präsident McKinley, gestützt auf die Zustimmung von Senat und Repräsentantenhaus, Spanien ein Ultimatum zugehen, das dieses am 23. April mit einer Kriegserklärung beantwortete. Am 25. April stellten beide Häuser des Kongresses fest, daß sich die USA im Kriegszustand mit Spanien befanden.
Schon einige Monate vor Kriegsbeginn hatte der Präsident auf Drängen Roosevelts der Verstärkung der amerikanischen Pazifikflotte und einer Weisung an ihren Befehlshaber, Commodore George Dewey, zugestimmt, im Falle eines Krieges die spanischen Seestreitkräfte auf den Philippinen anzugreifen. Am 1. Mai 1898 entledigte sich Dewey dieses Auftrags, indem er die im Hafen von Manila ankernde Flotte Spaniens vernichtete. ähnlich wie auf Kuba hatte es auch auf den Philippinen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre Aufstände gegen die spanischen Kolonialherren gegeben, die jedoch die Oberhand behielten. Unmittelbar nach der Zerstörung der spanischen Flotte brachten die Amerikaner den Rebellenführer Emilio Aguinaldo und seine Kampfgefährten aus ihrem Hongkonger Exil in die Heimat zurück. Die philippinischen Nationalisten riefen dort die Republik aus, gaben ihr eine der amerikanischen nachempfundene Verfassung und beteiligten sich an der Seite der USA am Kampf gegen die Spanier. Die Erwartung, die Vereinigten Staaten würden diese Unterstützung durch die Anerkennung der Unabhängigkeit honorieren, erfüllte sich jedoch nicht: Washington hatte längst andere Pläne mit der Inselgruppe.
Hauptkriegsschauplatz des (von Außenminister John Hay so genannten) «splendid little war» waren indes nicht die Philippinen, sondern Kuba. Die entscheidende Schlacht war die von San Juan Hill am 1. Juli 1898, wo es einem aktiven Politiker gelang, militärischen Ruhm zu erwerben: Theodore Roosevelt, der sein Amt im Marineministerium aufgegeben hatte, weil er es vorzog, an der Spitze einer Kavallerietruppe, der Rough Riders, gegen die Spanier zu kämpfen. Im Juli 1898 vernichteten die Amerikaner die spanische Flotte im Hafen von Santiago de Cuba, woraufhin die Garnison von Santiago kapitulierte. Um dieselbe Zeit landeten amerikanische Truppen in Puerto Rico, dem die Spanier kurz zuvor die faktische Unabhängigkeit zugestanden hatten. Am 12. August vereinbarten die USA und Spanien einen Waffenstillstand, in dem Spanien die Unabhängigkeit Kubas anerkannte, Puerto Rico und Guam, die größte Insel der Marianen, an die Vereinigten Staaten abtrat und der Besetzung Manilas unter dem Vorbehalt einer friedensvertraglichen Verständigung über die Zukunft der Philippinen zustimmte. Der Friedensvertrag, der im Dezember 1898 in Paris unterzeichnet wurde, bestätigte die Absprachen des Waffenstillstands. Gegen eine Zahlung von 20 Millionen Dollar überließ Spanien die Philippinen den USA.
Die geringsten Probleme warf für die Vereinigten Staaten die auch innenpolitisch am wenigsten umstrittene Annexion Puerto Ricos auf. Im Jahre 1900 löste eine zivile Verwaltung das zwei Jahre zuvor errichtete militärische Besatzungsregime ab. 1917 wurde Puerto Rico zum Territorium der USA erklärt und den Bewohnern ein eingeschränktes Bürgerrecht verliehen. Die Bevölkerung durfte ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament wählen, während der Gouverneur bis 1948 vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt wurde. Die Umwandlung des 1952 geschaffenen «Commonwealth of Puerto Rico» in einen Bundesstaat der USA lehnte die Mehrheit der Puertoricaner in drei Volksabstimmungen, 1967, 1991 und 1993, ebenso ab wie die Entlassung in die volle Unabhängigkeit. Wirtschaftlich geriet die Karibikinsel rasch in einen Zustand völliger Abhängigkeit von den USA: Wie auf Hawaii schufen wohlhabende Amerikaner auch hier riesige Zuckerrohrplantagen, die Puerto Rico in eine faktische Monokultur verwandelten; die auf den Plantagen beschäftigten Arbeiter waren vielfach früher selbständige Bauern gewesen.
Auf Kuba war schon vor 1898 amerikanisches Kapital, auch hier zumeist in Form von Zuckerrohrplantagen und Zuckerfabriken, in großem Umfang investiert worden. Unter der
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