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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor, soweit die letzteren weniger als 50 Pfund Sterling im Jahr verdienten. Wenn sie mindestens zwölf Wochen lang Beiträge gezahlt hatten, konnten sie im Fall der Erwerbslosigkeit 15 Wochen lang Arbeitslosenunterstützung beziehen. Als kurz nach der Verabschiedung des Gesetzes die Konjunktur einbrach und die Arbeitslosenzahlen stark anstiegen, mußte der Staat einspringen – und das auch nach Ablauf der gesetzlich vorgesehenen Unterstützungsdauer.
    Das brisanteste Problem der britischen Politik der Jahre 1919 bis 1921 war der Kampf um die Unabhängigkeit Irlands, der mit der Proklamierung der irischen Republik durch die Dáil Éireann, das revolutionäre irische Parlament, am 21. Januar 1919 begann. Der Regierung der Sinn Féin unter Eamon de Valera gelang es, sich einen breiten Rückhalt in der katholischen Bevölkerung zu verschaffen, wobei sich die neuen Parish Counts, örtliche Schiedsgerichte, als überaus hilfreich erwiesen. Den militärischen Unabhängigkeitskampf hatten die Irish Volunteers der Irish Republican Army (IRA) mit der Polizei des Vereinigten Königreiches, der Royal Irish Constabulary, und ihren freiwilligen Hilfstruppen, meist Weltkriegsteilnehmern im Offiziersrang, auszufechten. Es war ein blutiger Guerillakrieg, der auf beiden Seiten mit großer Brutalität geführt wurde und bis weit in das Jahr 1921 hinein andauerte.
    Eine politische Lösung sollte aus Londoner Sicht der Government of Ireland Act vom Dezember 1920 bringen. Er sah eine Teilung Irlands in zwei Staaten vor, wobei der größere im Süden auch drei der überwiegend katholischen Grafschaften Ulsters umfassen sollte. Gemeinsames Staatsoberhaupt war dem Gesetz zufolge der König von England. Das vorgesehene Zweikammersystem sollte auch dazu dienen, den protestantischen Grundbesitzern des Südens zu einer Vertretung im Oberhaus des neuen Staates zu verhelfen. Doch angenommen wurde das Gesetz nur vom neu geschaffenen Parlament Ulsters. Im Süden gewann Sinn Féin 124 von 128 Sitzen im Unterhaus, weigerte sich aber, die Mandate auszuüben. Das Parlament konnte also seine Arbeit nicht aufnehmen. Statt auf eine militärische Lösung des Konflikts zu setzen, entschied sich London für Verhandlungen mit den irischen Republikanern.
    Das erste Ergebnis der Gespräche zwischen den Regierungen von Lloyd George und Eamon de Valera war ein Waffenstillstand, der am11. Juli 1921 vereinbart wurde. Am schwierigsten war der Versuch, einen Ausgleich zu finden zwischen dem republikanischen Credo der Iren und dem Drängen der Briten auf einen Dominionstatus Irlands (wobei Ulster, wenn es dies wollte, weiter dem Vereinigten Königreich angehören sollte). An der Spitze der Delegation aus Dublin, die im Herbst 1921 die Verhandlungen über die Verbindung Irlands zum Empire führte, standen der gemäßigte Arthur Griffith und einer der Führer des bewaffneten Aufstands, Michael Collins. Beide stimmten am 6. Dezember einem Vertragstext zu, der vorsah, daß Irland als Dominion dem Empire angehören und der König von England auch weiterhin König von Irland sein sollte. Außerdem sicherte sich Großbritannien einige Flottenstützpunkte in Irland, gestand dem Freistaat ansonsten aber die staatliche Unabhängigkeit, auch in finanzieller Hinsicht, zu.
    In Irland stieß das Abkommen auf heftigen Widerspruch der entschiedenen Republikaner. Am meisten empörte sie der beabsichtigte Treueid der Beamten, Richter, Minister und Abgeordneten auf den Träger der britischen Krone in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der Nationen, welche zusammen das «British Commonwealth of Nations» bildeten. Am 7. Januar 1927 nahm das irische Parlament den Vertrag nach heftiger Debatte mit der knappen Mehrheit von 64 zu 57 Stimmen an, woraufhin de Valera, der die volle Zugehörigkeit zum Empire und damit den Vertrag ablehnte, als Ministerpräsident zurücktrat und von Griffith abgelöst wurde. Die Öffentlichkeit, die katholischen Bischöfe und die Mehrheit der Irish Republican Brotherhood, der politischen Sammlungsbewegung der irischen Nationalisten, begrüßten den Vertrag, da er Irland der Unabhängigkeit so nahe brachte, wie das unter den gegebenen Umständen möglich erschien.
    Die radikale Minderheit ließ sich davon nicht beeindrucken. Im April 1922 besetzte eine Gruppe von Offizieren der IRA einige öffentliche Gebäude in Dublin und gab damit das Signal zum irischen Bürgerkrieg. De Valera bildete eine Gegenregierung; an die Spitze

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