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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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George Orwell, der die blutigen Maitage in Barcelona in seinem 1938 erschienenen «Homage to Catalonia» eindringlich geschildert hat.
    Die SAP entsandte Willy Brandt, 1913 unter dem Namen Herbert Frahm in Lübeck geboren und seit April 1933 im Auftrag seiner Partei in Norwegen tätig, Anfang März 1937 nach Barcelona. In seinen Berichten kritisierte er die Politik des POUM als ultralinks und sektiererisch und darum als weithin falsch. Der Kommunistischen Partei Spaniens aber warf er vor, sie untergrübe mit ihren Verleumdungen proletarischer Widersacher die Kampfmoral im antifaschistischen Krieg. «Die KP ist heute die ausschlaggebende politische Kraft im antifaschistischen Spanien. Wenn sie auch nicht die Führung der Regierungin den Händen hat, so beherrscht sie doch heute den größten Teil des Staatsapparates. Die Offiziere sind zum größten Teil bei ihr organisiert, die Polizei ist überwiegend in ihren Händen. Spanien ist in einer Entwicklung zur kommunistischen Parteidiktatur. So sind wir denn, wenn nicht auf dem Wege zu einem kommunistischen, so doch zu einem KP-Spanien …»
    Die Selbstschwächung der Linken nutzte der Rechten. Als der britische Außenminister Eden im Mai 1937 eine Initiative von Staatspräsident Azaña aufgriff und einen Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsparteien vorschlug, der zunächst einen Abzug aller ausländischen «Freiwilligen» und dann Verhandlungen über einen Friedensschluß ermöglichen sollte, erhielt er zwar die Zustimmung des Vatikans, von Franco aber kam ein klares Nein: Er bestand auf der bedingungslosen Kapitulation der Republik. Francos Position im nationalen Lager war im Sommer 1937 so unangefochten wie nie zuvor. Ein möglicher Rivale, General Mola, war am 3. Juni bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Es stärkte das Regime des «Generalissimus» national wie international, daß die katholischen Bischöfe Spaniens am 31. Juli 1937 in einem Sendschreiben an die Bischöfe der ganzen Welt den Kampf gegen die republikanische Regierung als gerecht und notwendig würdigten. Am 28. August folgte die offizielle Anerkennung der Behörden von Burgos als Regierung Spaniens durch den Vatikan.
    Seit dem August 1937 intensivierten Deutschland und Italien den Seekrieg, um die sowjetische Hilfe für die Republik soweit wie möglich zu unterbinden. Zum Ausgleich tolerierte Frankreich unter der Regierung Chautemps seit dem Oktober 1937 den Waffenschmuggel über die seit August 1936 geschlossene Pyrenäengrenze, und im März 1938 öffnete das zweite Kabinett Blum die Grenze zu Spanien sogar wieder offiziell für den Waffenverkehr. Im Juli 1938 aber machte die Regierung Daladier diese Maßnahme unter dem Druck Londons rückgängig. Da Deutschland und Italien ihre Hilfsleistungen in der Folgezeit weiter steigerten, wurde der militärische Vorsprung des nationalen Lagers immer größer. Am 1. Februar 1938 bildete Franco seine erste Regierung, der neben fünf Militärs auch zivile Minister angehörten. Sein Schwager Ramón Serrano Suñer, der im Auftrag des «Caudillo» den Zusammenschluß von Falangisten und Traditiona listen zur neuen Einheitspartei herbeigeführt hatte, übernahm die Ämter des Innenministers und des Ministers für Propaganda und Presse. Die Hauptaufgabeder Regierung war die Grundlegung des autoritären Staatswesens, zu dem ganz Spanien nach dem Sieg der Rechten im Bürgerkrieg werden sollte.
    Die Regierung der spanischen Republik hatte ihren Sitz bereits am 31. Oktober 1937 von Valencia nach Barcelona verlegt, wo sie sich sicherer fühlte. Am 5. April 1938, zehn Tage, bevor Francos Truppen das Mittelmeer bei Vinaroz erreichten, wurde Kriegsminister Prieto, der die Siegeschancen zunehmend düster beurteilte, auf Drängen der Kommunisten, aber auch weil Negrín seinen Pessimismus nicht teilte, aus dem Kabinett entlassen; der Ministerpräsident übernahm selbst das Kriegsministerium. Seit die Zentralregierung von der Hauptmasse des republikanischen Spaniens in der Mitte und im Südosten des Landes abgeschnitten war, hing sie mehr denn je vom Militär ab; in der südlichen Zone mußte sie fortan die politischen und militärischen Regierungsbefugnisse General Miajá überlassen. Negrín setzte gleichwohl auf das Durchhalten der Republik und vertraute darauf, daß demnächst auf Grund der aggressiven Politik Deutschlands gegenüber der Tschechoslowakei ein großer europäischer Krieg ausbrechen und die spanische Republik retten

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