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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Botschafter Graf Mirbach ermordet wurde. Um dieselbe Zeit gelang es «weißen» Kräften unter den Generälen Denikin und Krasnow, dem «Hetman» der Donkosaken, die Bolschewiki aus dem Kuban- und dem Dongebiet zu vertreiben. Im westlichen Sibirien sammelte Admiral Koltschak, ein Anhänger des Zaren, gegenrevolutionäre Kräfte, die zusammen mit der Tschechoslowakischen Legion Kasan einnahmen. Die Antwort der Bolschewiki war die Ermordung der Zarenfamilie in Jekaterinburg, dem späteren Swerdlowsk, am 16. August 1918. Kurz zuvor hatten «Weiße» im äußersten Norden Rußlands, in Archangelsk, die Bolschewiki aus der Stadtregierung vertrieben. Einen Tag danach, am 1. August, wurde die Stadt den Briten und Franzosen übergeben, die von Murmansk aus angerückt waren, um das in dem Eismeerhafen gelagerte alliierte Kriegsmaterial vor einem deutschen Zugriff zu sichern. (In Murmansk gab es bereits seit einiger Zeit eine ähnliche Zusammenarbeit mit dem örtlichen Sowjet, der am 29. Juni seine Beziehungen mit dem Rat der Volkskommissare in Moskau abgebrochen hatte.) Aus einer Aktion, die sich ursprünglich gegen die Deutschen gerichtet hatte, wurde schrittweise eine alliierte Intervention im russischen Bürgerkrieg.
    Auf ein hartes gemeinsames Vorgehen der Verbündeten gegenüber den Bolschewiki drängte vor allem, sekundiert von Großbritannien, der einstige Hauptkreditgeber und wichtigste ausländische Investor des Zarenreiches: Frankreich. Die Intervention sollte vom ostsibirischen Wladiwostok ausgehen, wo noch sehr viel mehr alliiertes Kriegsmaterial lagerte als in Murmansk und Archangelsk. Das bisher von den Bolschewiki kontrollierte Wladiwostok wurde am 29. Juni von einem isolierten Teil der Tschechoslowakischen Legion, der in den Monaten zuvor hierher gelangt war, eingenommen. Die Absicht derTschechen, nach Westsibirien zurückzukehren und dort ihre Kameraden beim Kampf gegen die Bolschewiki zu unterstützen, ließ sich aber nur mit Hilfe der Verbündeten, das heißt der USA oder Japans, verwirklichen.
    Sympathie für die Sache der Tschechen war ein wesentlicher Grund, weshalb Präsident Wilson dem Drängen der Franzosen und Briten schließlich nachgab und die Entsendung amerikanischer Truppen, insgesamt 7.000 Mann, nach Sibirien anordnete. An Kämpfen gegen die Rote Armee nahmen die amerikanischen Verbände nur äußerst selten teil. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Bewachung von Teilstrecken der Transsibirischen Eisenbahn, die zuvor von den Bolschewiki kontrolliert worden waren. Aber trotz dieser Zurückhaltung gab es seit August 1918 keinen Zweifel mehr, auf wessen Seite die USA im russischen Bürgerkrieg standen: auf der Seite der «Weißen», die die Herrschaft der im Januar von Wilson noch umworbenen Bolschewiki stürzen wollten.[ 9 ]

Zwei Zusammenbrüche und eine Wiedergeburt:
Deutschland, Österreich-Ungarn und Polen am Ende des Ersten Weltkriegs
    Der Sonderfriede im Osten erlaubte es den Deutschen, die Hauptmasse ihrer freigewordenen Truppen an die Westfront zu verlegen. Im März 1918 befanden sich dort 192 von insgesamt 240 Divisionen mit 3,5 Millionen Mann; sie wurden in der Folgezeit durch weitere 28 Divisionen aus dem Osten verstärkt, was den deutschen Verbänden vorübergehend zu einer leichten numerischen Überlegenheit über die Truppen der Westmächte verhalf. Am 21. März begann das «Unternehmen Michael», eine großangelegte Offensive gegen Briten und Franzosen in der Picardie. Nach Anfangserfolgen kam die Angriffswelle aber bereits in der ersten Aprilwoche zum Stehen. Weitere Offensiven in Flandern, am Chemin des Dames und an der Marne brachten ebenfalls nicht den erhofften Durchbruch.
    Am 18. Juli begann unter dem gemeinsamen Oberbefehl von General (seit 6. August Marschall) Foch die alliierte Gegenoffensive, an der erstmals auch in größerer Zahl amerikanische Truppen, geführt von General Pershing, teilnahmen. Entscheidend wurde der massive Einsatzvon Panzern bei den Briten. Ihnen gelang am 8. August in der Schlacht bei Amiens ein Durchbruch auf breiter Front, der diesen Tag nach dem Zeugnis von General Ludendorff zum «schwarzen Tag des deutschen Heeres» machte. Seit dem 20. August mußte die deutsche Westfront unter den massiven Schlägen von Franzosen, Briten und Amerikanern immer weiter zurückgenommen werden; die deutsche Kampfmoral verfiel darüber zusehends.
    Um dieselbe Zeit erlitten auch die Verbündeten Deutschlands schwere Niederlagen. In der zweiten Junihälfte

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