Geschichte des Westens
einer umstrittenen Entscheidung, die Ministerpräsident Dragiša Cvetkovic am 25. März, zwei Tage vor dem Umsturz, durch seine Unterschrift besiegelt hatte.Die Putschisten erklärten den siebenjährigen König Peter II. für volljährig und zum Staatsoberhaupt; dieser ernannte seinerseits Simovic zum neuen Regierungschef. Prinzregent Paul begab sich nach Griechenland; in Belgrad kam es zu gewaltsamen Demonstrationen gegen die Achsenmächte.
Obwohl die neue Regierung das Abkommen vom 25. März nicht formell aufkündigte und Deutschland ihrer besten Absichten versicherte, wertete Hitler den Staatsstreich als eine gegen das Reich gerichtete Aktion, was insofern zutraf, als der britische Geheimdienst bei dem Putsch seine Hand im Spiel gehabt hatte. Noch am 27. März gab der «Führer» die Anweisung für einen Angriff auf Jugoslawien. Er bewog die bulgarische und die ungarische Führung zu einem gemeinsamen Vorgehen mit dem Ziel der Zerschlagung Jugoslawiens. Der ungarische Ministerpräsident Graf Pál Teleki, der um gute Beziehungen sowohl zu Berlin als auch zu London bemüht war und im Dezember 1940 einen Freundschaftsvertrag mit Belgrad abgeschlossen hatte, verweigerte sich dem Vertragsbruch, konnte sich aber gegenüber Reichsverweser Horthy und der Armeeführung nicht durchsetzen. Am 7. April nahm er sich das Leben.
Am 6. April, einem Tag nachdem die neue jugoslawische Regierung einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion abgeschlossen hatte, begann, ohne vorherige Kriegserklärungen, der deutsche Balkanfeldzug mit Angriffen auf Jugoslawien und Griechenland. Belgrad erlebte ein schweres Bombardement aus der Luft; die deutschen Panzerverbände, die aus Österreich und Bulgarien ins Landesinnere vordrangen, stießen nur auf geringen Widerstand. Am 12. April nahmen die deutschen Truppen Belgrad ein; am 17. April kapitulierte das jugoslawische Oberkommando. König Peter und die Regierung konnten mit britischen Flugzeugen nach Athen fliehen und wenig später in London eine Exilregierung bilden.
An der Besetzung Jugoslawiens beteiligten sich auch Truppen aus Ungarn, Bulgarien, Italien und dem italienischen Satellitenstaat Albanien. Am 8. Juli erklärten Deutschland und Italien das Ende des Königreichs Jugoslawien. Deutschland annektierte einen großen Teil Sloweniens mit der Untersteiermark und Teilen von Krain, Italien den Rest Sloweniens mitsamt der Hauptstadt Ljubljana (Laibach) sowie den größten Teil von Dalmatien und die meisten Adriainseln. Ungarn gliederte sich die früheren ungarischen Teile Serbiens, Bulgarien dengrößten Teil von Mazedonien an. Das von Italien abhängige Albanien verleibte sich das Kosovo und angrenzende Teile von Mazedonien ein.
Im teils deutsch, teils italienisch besetzten Kroatien, dem ganz Bosnien und die Herzegowina zugeschlagen wurden, trat der aus dem italienischen Exil zurückgekehrte Führer der klerikal-faschistischen Ustascha-Bewegung, Ante Pavelić, ein Hauptverantwortlicher der Ermordung König Alexanders I. in Marseille im Oktober 1934, als «Poglavnik» («Führer») an die Spitze eines nominell unabhängigen Staates, wobei er nur von einer kleinen Minderheit seiner Landsleute unterstützt wurde und auch diesen Rückhalt durch ausgedehnte Korruption, Willkürentscheidungen und exzessiven Terror bald wieder verlor. Montenegro wurde zum italienischen Protektorat erklärt. In Serbien übte eine deutsche Militärverwaltung mit Hilfe einer von ihr eingesetzten serbischen Landesverwaltung unter dem ehemaligen Verteidigungsminister General Milan Nedic die Macht aus. Hinter den konservativ-klerikalen Nedic stellten sich über 500 Honoratioren, darunter orthodoxe Bischöfe, Professoren der Belgrader Universität, Industrielle und frühere Minister. In Frage gestellt wurde die Autorität seiner Regierung durch die nationalistischen Kräfte um Oberst Draza Mihajlovic, die Tschetniks (Cetnici), und seit Juli 1941 auch durch die rasch erstarkende Partisanenbewegung um Josip Broz Tito, den Generalsekretär der Kommunistischen Partei Jugoslawiens.
Auch in Griechenland drangen am 6. April 1941 deutsche Truppen von Bulgarien aus rasch ins Landesinnere vor. Am 9. April fiel Saloniki, am 21. April kapitulierte die Epirusarmee; sechs Tage später wurde Athen besetzt. Die Briten räumten das Festland und zogen sich nach Kreta zurück, das nach zwölf Tage währenden verlustreichen Kämpfen am 1. Juni von deutschen Fallschirmjägertruppen erobert wurde. In
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