Geschichte des Westens
Kriegsschauplätze und namentlich auf das strategisch wichtige Ägypten konzentriert, statt einen großen Teil seines Militärs nach Griechenland zu schicken, wäre es kaum zu derart raschen Erfolgen der Briten in Nordafrika gekommen.
Hitler blieb nichts anderes übrig, als Mussolini im Januar 1941 bei einer Unterredung auf dem Berghof bei Berchtesgaden zum Abbruch seines «Parallelkrieges» und zur Unterordnung unter die deutsche Strategie zu zwingen. Im Februar trafen erste Verbände des neuen Deutschen Afrikakorps unter General Rommel in Tripolis ein, wo sie wenig später zu einer Gegenoffensive antraten. Im März fiel fast die ganze Cyrenaika in deutsche Hand; die Festung Tobruk wurde eingeschlossen. In Griechenland dagegen drangen die Briten vor: Bis Ende April hatten sie dort bereits 58.000 Mann an Land gebracht.
Noch nicht zu überblicken waren im Herbst 1940 die Auswirkungen, die der italienische Feldzug im Süden der Balkanhalbinsel auf Hitlers strategische Planungen in Sachen Sowjetunion haben konnte. Das Vorhaben Ribbentrops, den Dreimächtepakt zum Kern eines großen «Kontinentalblocks» zu machen, war zwar nicht völlig erfolglos: Im November 1940 traten Ungarn, Rumänien und die Slowakei, im März 1941 Bulgarien und Jugoslawien der Allianz Berlin-Rom-Tokio bei. Die Sowjetunion aber traf keine Anstalten, sich der antibritischen Mächtegruppierung anzuschließen. Eine Aufforderung Churchills, mit Deutschland zu brechen, hatte Stalin am 1. August zurückgewiesen. Aber sein Land zum Partner eines von Deutschland geführten europäischen Bündnisses zu machen kam für ihn ebensowenig in Frage.
Am 12. November traf Außenminister Molotow zu zweitägigen Gesprächen mit Hitler und Ribbentrop in Berlin ein. Die Verhandlungen, die wegen eines britischen Luftangriffs auf die Reichshauptstadt teilweise in einem Regierungsbunker geführt werden mußten, verliefen zäh und erbrachten kein greifbares Ergebnis. Hitler versuchte die Sowjetunion im Austausch gegen die Anerkennung des deutschen Herrschaftsbereichs in Europa und deutscher Ansprüche auf ein afrikanisches Kolonialreich zu einer Expansion in Richtung IndischerOzean, also auf Kosten des britischen Empire, zu bewegen. Molotow hingegen richtete sein Augenmerk auf Finnland und Südosteuropa: Das Reich solle seine im September mit Helsinki vereinbarte Nutzung von finnischem Territorium für den Truppentransfer nach Norwegen beenden, seine um dieselbe Zeit nach Finnland entsandte Militärmission zurückziehen und das Recht der Sowjetunion auf eine Annexion Finnlands anerkennen, es solle weiter im Gegenzug zur deutschen Garantieerklärung für Rumänien einer sowjetischen Garantie für Bulgarien zustimmen sowie der Sowjetunion ein Recht auf freie Benutzung der Ostseezugänge und die Errichtung von Stützpunkten am Bosporus und den Dardanellen zusichern. Außerdem gab Molotow das sowjetische Interesse am künftigen Schicksal Polens, Ungarns, Jugoslawiens und Griechenlands zu Protokoll.
Ein eindeutiges «Nein» zum «Kontinentalblock» waren die Ausführungen des sowjetischen Außenministers nicht. Am 26. November erklärte Molotow sogar schriftlich seine Bereitschaft, den Dreierpakt zum Viererpakt auszuweiten, sofern die Regierungen in Berlin, Rom und Tokio auf die nochmals detailliert dargelegten und erweiterten Moskauer Bedingungen eingingen. Hitler aber dachte gar nicht daran, der Sowjetunion entgegenzukommen. Für ihn war seit den Berliner Verhandlungen vom 12. und 13. November klar, daß eine Verständigung mit Stalin ausgeschlossen, ein Krieg also unvermeidbar war. Eine Antwort auf Molotows Brief, den der «Führer» als Erpressungsversuch bewertete, gab es nicht. Am 18. Dezember erging Hitlers Weisung für den «Fall Barbarossa»: «Die deutsche Wehrmacht muß darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England
Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen
.» Die Vorbereitungen hatten sofort zu beginnen und mußten bis spätestens zum 15. Mai 1941 abgeschlossen sein.
Hitlers Zeitplan für den Krieg gegen die Sowjetunion hätte leicht durch zwei Ereignisse auf dem Balkan durchkreuzt werden können: die drohende Niederlage Italiens in Griechenland und der Staatsstreich in Jugoslawien am 27. März 1941. Der Belgrader Coup ging von dem Befehlshaber der Luftstreitkräfte, General Dušan Simovic, und dem Luftwaffengeneral Borivoje Markovic aus. Beide waren Gegner des Beitritts ihres Landes zum Dreimächtepakt –
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