Geschichte des Westens
notwendigen Maßnahmen – Erschießen, Aussiedeln etc. tun wir trotzdem und können wir trotzdem tun … Die Bildung einer militärischen Macht westlich des Ural darf nie wieder in Frage kommen und wenn wir hundert Jahre darüber Krieg führen müßten … Eiserner Grundsatz muß sein und bleiben: Nie darf erlaubt werden, daß ein andererWaffen trägt als der Deutsche … Immer muß der Soldat das Regime sicherstellen.» Ein Vierteljahr später, am 17. Oktober 1941, faßte Hitler im Führerhauptquartier seine Zielsetzung für den Ostraum in dem Satz zusammen: «Es gibt nur eine Aufgabe: eine Germanisierung durch Hereinnahme der Deutschen vorzunehmen und die Ureinwohner als Indianer zu betrachten.»
Geplant war der Ostfeldzug von Hitler und der Heeresführung als «Blitzkrieg». Doch nicht überall an der Ostfront entwickelte sich die militärische Lage im Sommer 1941 so, wie es die Optimisten unter den Generälen erwartet hatten. Im Baltikum und in der Ukraine setzten die deutschen Truppen ihren Vormarsch fort, in der Mitte aber kam der Vorstoß nach dem Fall von Smolensk Anfang August zum Stehen. Den vom Militär gewünschten raschen Vorstoß nach Moskau verhinderte Hitler, weil ihm, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, die Eroberung von Kiew und dem Donezbecken jetzt vordringlicher erschienen als die Einnahme der Hauptstadt. Ende August profitierte die Sowjetunion erstmals von dem Abkommen über gegenseitige Hilfeleistungen (und gegen einen Separatfrieden), das sie am 12. Juli mit dem Vereinigten Königreich geschlossen hatte: Sowjetische und britische Truppen marschierten in den neutralen Iran ein, schlugen dessen Streitkräfte und zwangen wenig später den achsenfreundlichen Rheza Schah Pahlavi, abzudanken. Das besiegte Land wurde in eine nördliche, sowjetische, eine südliche, britische Zone sowie ein neutrales Gebiet in der Mitte des Reiches aufgeteilt. Über den Iran lieferten fortan Großbritannien und später auch die USA Kriegsmaterial in die Sowjetunion.
Im Norden der Ostfront gelang der Wehrmacht Anfang September im Zusammenwirken mit finnischen Verbänden die fast völlige Einschließung Leningrads, das nach Hitlers Willen durch systematische Aushungerung zu Fall gebracht werden sollte; nur über den Ladogasee konnte die sowjetische Seite eine minimale Versorgung der Millionenstadt sicherstellen. Am 17. September wurde Kiew erobert, wobei 665.000 Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten. Anfang Oktober begann die Heeresgruppe Mitte zwischen Smolensk und Orel mit einem Vorstoß in Richtung Moskau, wo Stalin am 19. Oktober, nachdem der Regierungsapparat und das Diplomatische Corps die Hauptstadt bereits verlassen hatten, den Belagerungszustand proklamierte.
Am 21. November ging im äußersten Südosten der Front das kurz zuvor eroberte Rostow wieder verloren. Moskau, das fast schon in Sichtweite der deutschen Truppen lag, wurde erst durch eine Schlammperiode, dann durch den früh und hart einsetzenden russischen Winter gerettet. Auch Leningrad blieb unbezwungen. Für einen Winterkrieg war die weithin erschöpfte Wehrmacht in keiner Weise ausgerüstet. Trotz 3,3 Millionen sowjetischer Kriegsgefangener war ein Zusammenbruch der Sowjetunion nicht in Sicht. Anfang Dezember begann die Rote Armee an vielen Frontabschnitten mit einer Gegenoffensive. Das strategische Kalkül des Unternehmens «Barbarossa», die Niederwerfung der Sowjetunion in einem Blitzkrieg, war gescheitert. Mehrere Generäle wurden abgelöst; der Oberbefehlshaber des Heeres, Walther von Brauchitsch, nahm seinen Abschied. Am 19. Dezember 1941 übernahm Hitler selbst den Oberbefehl über das Heer.[ 8 ]
Mit dem fernöstlichen Partner des Dreimächtepaktes hatte Hitler das «Unternehmen Barbarossa», den Überfall auf die Sowjetunion, nicht abgestimmt. Der Hoffnung Tokios, durch eine Koalition mit Berlin, Rom und Moskau die angelsächsischen Mächte von einer Wendung gegen die japanische Expansion im pazifischen Raum abzuhalten, war damit der Boden entzogen. Als Außenminister Matsuoka, der im April 1941 den Neutralitätsvertrag mit Moskau unterzeichnet hatte, seine Regierung darauf einschwören wollte, sich dem Krieg gegen die Sowjetunion anzuschließen, stieß er auf heftige Opposition bei der Marine, aber auch beim Heer. Beide verwarfen, fürs erste jedenfalls, die «Nordoption» und beharrten auf dem Vorrang der «Südoption». Am 15. Juli wurde Matsuoka im Zuge einer Umbildung des Kabinetts Konoe, zum
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