Geschichte des Westens
kurz darauf der große Donbogen erreicht. Die Rote Armee zog sich bis zur «Stalingrad-Front» zurück, die fortan systematisch verstärkt wurde. Mit äußerster Brutalität verhinderten Einheiten des NKWD ein weiteres Zurückweichen der Sowjettruppen.
Hitlers wichtigstes strategisches Nahziel war infolge der notorischen Treibstoffknappheit der Wehrmacht die Eroberung der Erdölregion im Kaukasus und besonders von Baku. Am 21. August hißten Gebirgsjäger auf dem höchsten Berg des Kaukasus, dem Elbrus, die Reichsflagge. Der Angriff auf den Kriegshafen Suchumi aber schlug fehl. Obwohl es den Deutschen gelang, Teile einiger nichtrussischer Volksgruppen zur Kollaboration zu bewegen und Bataillone aus Kosaken, Georgiern und Kalmüken zu bilden, fehlte der neu gebildeten Heeresgruppe A die Kraft, Grosny und Baku einzunehmen. Die Folge war ein schwerer Konflikt zwischen Hitler und dem Generalstabschef des Heeres. Am 24. September trat Franz Halder zurück und wurde durch den General der Infanterie Kurt Zeitzler ersetzt. Sieben Wochen zuvor, am 19. August 1942, hatte die 6. Armee unter General Paulus mit dem Angriff auf Stalingrad begonnen und die Stadt binnen weniger Tage eingeschlossen. Am 25. August verhängte Stalin den Belagerungszustand über die nach ihm benannte Industriemetropole. Für Hitler hatte die Einnahme von Stalingrad mehr als nur strategische Bedeutung: Die Stadt an der Wolga verkörperte aus seiner Sicht nicht minder als Leningrad und Moskau den «jüdischen Bolschewismus» – den Erzfeind, den es zu vernichten galt.
Im Kampf gegen Großbritannien zog Deutschland Anfang 1942 Nutzen aus der Tatsache, daß die britische Mittelmeerflotte zu großen Teilen in den Indischen Ozean verlegt wurde, um der japanischen Aggression Einhalt zu gebieten. Die deutsche Afrikaarmee unter Erwin Rommel rückte Anfang Februar in Richtung Tobruk vor, das am 21. Juni in deutsche Hände fiel. Tags darauf beförderte der «Führer» Rommel zum Generalfeldmarschall. Anschließend wandte sich Rommel, obwohl nach dem Willen Hitlers und Mussolinis zunächst Malta hätte erobert werden sollen, gegen Ägypten und erreichte am 30. Juni El-Alamein, etwa 100 Kilometer westlich von Alexandria. Für ein weiteres Vordringen nach Kairo aber reichten die Kräfte der Afrikaarmeenicht aus. Ende Oktober begann General Montgomery mit einer großangelegten Offensive, an der sich auch exilpolnische Verbände beteiligten, gegen die deutsch-italienische Stellung bei El-Alamein. Seitdem kamen die Achsenmächte aus der Verteidigung in Nordafrika kaum mehr heraus. Rommels Truppen zogen sich, entgegen einem ausdrücklichen Befehl Hitlers, Ende November in die Marsa-el-Brega-Stellung zurück.
Zwei Wochen zuvor bereits, am 8./9. November 1942, hatte das legendäre Unternehmen «Torch» (Fackel) stattgefunden: die Landung amerikanisch-britischer Invasionstruppen unter dem Oberbefehl von General Dwight D. Eisenhower in Marokko und Algerien. Die französische Marine leistete zunächst in Casablanca, Oran und Algier Widerstand, am 10. November aber willigte Admiral Darlan, der im April als Regierungschef von seinem Vorvorgänger Pierre Laval abgelöst worden war, seitdem den Oberbefehl über die Streitkräfte von Vichy-Frankreich innehatte und sich Anfang November zufällig in Algier aufhielt, wahrscheinlich auf eigene Faust und nicht im geheimen Einvernehmen mit Pétain, in einen Waffenstillstand in Nordwestafrika ein und wurde daraufhin von den Alliierten als Chef der französischen Zivilverwaltung in Nordafrika anerkannt. Der Chef der France libre, General de Gaulle, der über die alliierte Invasion in Marokko und Algerien nicht informiert worden war, legte bei Churchill energischen Protest ein. Darlan ignorierte seine Absetzung durch Pétain am 16. November; am 24. Dezember wurde er von einem Anhänger de Gaulles in Algier ermordet. Zum französischen Partner der Alliierten avancierte nunmehr der Oberkommandierende der französischen Truppen in Nordafrika, General Henri Giraud, der im April 1942 aus deutscher Kriegsgefangenschaft nach Frankreich geflüchtet war und als entschieden antideutsch galt.
In Tunesien hingegen stieß eine Invasion deutscher und italienischer Truppen, die am 12. November auf dem Luftweg begann, zunächst auf keinen französischen Widerstand. Im Februar 1943 konnte Rommel den Amerikanern am Kasserine-Paß im Süden Tunesiens eine schwere Niederlage zufügen, das weitere Vordringen der angelsächsischen
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