Geschichte des Westens
Wochen später wurde die birmesische Hauptstadt Rangun eingenommen. Am 8. März ergaben sich die niederländischen Streitkräfte in Java, womit sich ganz Niederländisch-Indien in japanischer Hand befand. Am 6. Mai konnte die Eroberung der Philippinen abgeschlossen werden.
Vier Wochen später, am 3. Juni, begann die Schlacht um die amerikanischen Midway-Inseln, die die Japaner vor allem deswegen einnehmen wollten, weil sie sich davon einen wirksamen Schutz vor amerikanischen Luftangriffen (wie die auf Tokio und andere Städte) im April 1942 versprachen. Die Angreifer erlitten dabei aber so schwere Verluste, darunter von vier ihrer besten Flugzeugträger, daß sie das Unternehmen nach vier Tagen abbrechen mußten. Die Niederlage wurdezum Wendepunkt des Krieges im Pazifik. Der geplante Vorstoß nach Hawaii mußte aufgegeben werden; die Zeit der großen militärischen Erfolge und territorialen Eroberungen des fernöstlichen Kaiserreichs ging im Juni 1942 zu Ende.
Das Vorhaben Tokios, die immer stärker werdende indische Nationalbewegung für seine Zwecke zu nutzen, war nun vorerst ebenfalls nicht mehr zu verwirklichen. Der britischen Kolonialmacht gelang es, im Frühherbst 1942 der schweren Unruhen Herr zu werden, die im August nach der Verhaftung der gesamten Führung des Indischen Nationalkongresses, an ihrer Spitze Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru, ausbrachen, nachdem Gandhi im Allindischen Kongreß die «Quit India Resolution» eingebracht und durchgesetzt hatte – eine Aufforderung an die Briten, Indien sofort zu verlassen. Von Japan hatten die indischen Nationalisten zunächst keine Unterstützung mehr zu erwarten. Sie konnten auch nicht verhindern, daß Indien weiterhin Lebensmittel, Textilien und andere Güter an Großbritannien und seine Verbündeten lieferte und 2,5 Millionen Soldaten an allen Fronten stellte, an denen die Alliierten gegen die Achsenmächte kämpften. Japan konzentrierte sich seit der Niederlage bei den Midway-Inseln darauf, seine Herrschaft in den eroberten Gebieten zu festigen und amerikanische und britische Angriffe abzuwehren.
In der Zeit, als Japan seine erste schwere und folgenreiche Niederlage erlitt, befand sich Deutschland auf dem Höhepunkt seiner Machtausdehnung. Die Einflußsphäre des Reiches reichte vom Nordkap bis El-Alamein und von den britischen Kanalinseln bis in den Kaukasus. Doch wenige Monate später zeichnete sich nicht nur in Nordafrika, sondern auch in Osteuropa eine dramatische Wende ab: Am 19. November 1942 begann die Rote Armee westlich von Stalingrad von ihren Brückenköpfen am Don aus mit einer von Stalin und den Marschällen Schukow und Wassilewski angeordneten Großoffensive, in deren Verlauf sie zuerst die Stellungen der 3. und 4. rumänischen Armee durchbrach und dann die 6. deutsche Armee unter General Paulus im Raum Stalingrad einschloß.
Den von Paulus geforderten Ausbruch lehnte Hitler kategorisch ab und versprach stattdessen eine wirksame Luftbrücke, die sich jedoch ebenso als Fehlschlag erwies wie ein Entlastungsangriff der neugebildeten Heeresgruppe Don. Zwischen Mitte Dezember 1942 und Mitte Januar 1943 gelang den sowjetischen Truppen die Zerschlagungeiner italienischen und einer ungarischen Armee, die auf der Seite der Deutschen am Don kämpften. Kurz darauf stieß die Rote Armee im Süden der Ostfront vor und vertrieb die Heeresgruppe A aus dem Kaukasus bis in den Raum Rostow mitsamt ihrem von der Krim aus versorgten Brückenkopf auf der Kuban-Halbinsel. Einige Tage später, am 18. Januar, eroberten sowjetische Truppen im Norden Schlüsselburg am Ladogasee zurück und stellten so eine Landverbindung zu dem seit September 1941 belagerten und ausgehungerten Leningrad her. Die Wirkung der umfangreichen «Land-Lease»-Lieferungen von kriegswichtigem Material, darunter Schiffen, Bombern, Flugzeugen, Panzern, Jeeps, Lastkraftwagen, Lokomotiven und Güterwaren, aus den USA war ebenso unverkennbar wie die hohe Kampfmoral der Roten Armee: Die Sowjetunion entfaltete eine militärische Kraft, die die Deutschen das Fürchten lehrte.
Eine Kapitulation der 6. Armee hatte Hitler am 23. Januar 1943 strikt verboten, obwohl deren Lage inzwischen hoffnungslos war. Am 31. Januar ergab sich Paulus, inzwischen Generalfeldmarschall, mit dem Südkessel der 6. Armee, zwei Tage später der Nordkessel. Von ursprünglich 250.000 Mann waren zwischen 30.000 und 40.000, zumeist Verwundete, aus dem Kessel ausgeflogen worden. Mindestens 120.000 Mann waren
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