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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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des Krieges ihre Erfahrungen mit weißem Rassedünkel machen mußten. Eine andere Gruppe waren Amerikaner schwarzer Hautfarbe. Viele von ihnen strömten im Zeichen der Kriegskonjunktur aus dem ländlichen Süden in die Industriezentren im Nordosten und Mittleren Westen, besonders nach Detroit, wo es im Juni 1943 zu blutigen Rassenunruhen mit 34 Toten, darunter 25 Schwarzen, kam. Im Jahr zuvor hatten schwarze Gewerkschaftsführer und Bürgerrechtsaktivisten den Congress of Racial Equalitiy (CORE) ins Leben gerufen, der gegen jede Art von Rassendiskriminierung und namentlich gegen die Rassentrennung in Theatern und Restaurants Front machte und in diesem Zusammenhang neue Protestformen wie die «Sit-ins» entwickelte.
    Dem Drängen eines schwarzen Gewerkschaftsführers, des Vorsitzenden der Brotherhood of Sleeping Car Porters, A. Philip Randolph, war es zuzuschreiben, daß Präsident Roosevelt am 25. Juni 1941 eine Anordnung erließ, wonach es keine Diskriminierung von Arbeitern in der Verteidigungsindustrie und in Bundesbehörden auf Grund von Rasse, Religion, Hautfarbe oder nationaler Herkunft geben durfte. Die Form eines Bundesgesetzes nahmen die «Fair Employment Practices» nicht an: Entsprechende Versuche scheiterten nach dem Krieg am Widerstand konservativer Demokraten aus den Südstaaten.
    Auch im Militär wurden die «African Americans», die bei Kriegsende 700.000 Soldaten stellten, weiterhin auf vielfältige Weise benachteiligt. Das Marinekorps und das Fliegerkorps des Heeres waren ihnen völlig versperrt. Von den Trainingslagern gingen nur wenige während des Krieges von der nach Rassen getrennten zu einer zumindest teilweise integrierten Ausbildung von weißen und schwarzen Soldaten über. Aber auch in den integrierten Lagern waren Schwarze vor einer diskriminierenden Behandlung durch weiße Ausbilder nicht sicher. Einige dieser Vorkommnisse lösten Proteste, ja manchmal Unruhen aus.
    Vielerlei Benachteiligung erlebten auch die Frauen, die während des Krieges in Fabriken und mehr noch im Dienstleistungsbereich Lückenschließen sollten, die durch die Einberufung von Männern zum Militär entstanden waren, oder neu geschaffene Positionen im Regierungsapparat zu füllen hatten, der seit 1942 beträchtlich anwuchs. Berufstätige Frauen wurden durchweg schlechter entlohnt als Männer. Arbeitende Mütter, deren Männer Kriegsdienst leisteten, mußten ihre Kinder tagsüber oft unbeaufsichtigt zuhause oder im parkenden Auto lassen, da es kaum irgendwo Kindergärten gab. Der New Deal hatte in dieser Hinsicht wenig bewirkt, und während des Krieges stand nicht sein Ausbau auf der Tagesordnung, sondern die Abschaffung von Einrichtungen, an denen es auf Grund von annähernder Vollbeschäftigung keinen Bedarf mehr zu geben schien – so dem Civilian Conservation Corps und der Works Progress Administration.
    Der Krieg ließ, schon bevor die USA in ihn eintraten, die Staatsausgaben und die Staatsverschuldung gewaltig ansteigen. An der Westküste, wo man Japan am nächsten war, gaben Regierungsaufträge der Flugzeugindustrie und in ihrem Gefolge der technologischen Forschung und vielen hochspezialisierten Zulieferbetrieben sowie Investitionen in die Infrastruktur der ganzen Region Auftrieb. Der ständig wachsende Bedarf an Arbeitskräften brachte zahlreiche Mexikaner in den Südwesten der USA, vor allem nach Kalifornien und hier besonders nach Los Angeles, wo es im Juni 1943 zu tagelangen heftigen Auseinandersetzungen zwischen einheimischen und zugewanderten Arbeitern kam.
    Nutznießer des Booms waren die Gewerkschaften: Ihre Mitgliederzahlen stiegen von 10,5 Millionen im Jahr 1941 auf 13 Millionen vier Jahre später. An das Versprechen der beiden Spitzenverbände AFL und CIO, während des Krieges nicht zu streiken, fühlten sich freilich nicht alle Arbeiter und auch nicht alle Einzelgewerkschaften gebunden: Zwischen Ende 1941 und 1945 wurden 15.000 Arbeitsniederlegungen gezählt. Einen Streik der United Mine Workers beantwortete der Kongreß im Mai 1943 mit dem War Labor Dispute Act (auch Smith-Conally Act genannt), bei dem sich Senat und Repräsentanten sogar mit den erforderlichen Zweidrittelmehrheiten über ein Veto des Präsidenten hinwegsetzten. Fortan mußten die Gewerkschaften vor jedem Streik in einem kriegswichtigen Wirtschaftszweig eine Pause von 30 Tagen einlegen. Dasselbe Gesetz ermächtigte den Präsidenten, Rüstungsunternehmen durch Truppen besetzen zu lassen. Streikaufrufe in einem davon

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