Geschichte des Westens
Periodenrechnung der in der Statistik des Sozialprodukts ermittelten makroökonomischen Kreislaufgrößen mit einem Konto für jedes gesamtgesellschaftliche Aggregat, das heißt Unternehmen, private Haushalte, Staat, Ausland und Vermögensänderungen, auf dem wie in der doppelten Buchführung sämtliche Kreislauftransaktionen mit den übrigen Aggregaten erscheinen. Der planende Wohlfahrtsstaat der Nachkriegszeit warf in Gestalt von Keynes’ Haushaltsreform und dem Bericht der Beveridge-Kommission seinen Schatten voraus.
Die repressive Seite der britischen Kriegspolitik bekamen Ausländer aus den Achsenmächten zu spüren. Alle Deutschen und Österreicher, die in Großbritannien lebten, wurden im September 1939 in drei Kategorien eingeteilt, von denen die Regierung zunächst nur die erste, die der offenkundigen Sympathisanten des «Dritten Reiches», internieren ließ. Im Mai 1940, nach der Evakuierung der britischen Truppen aus Frankreich und Belgien, wurden auch die meisten Flüchtlinge, die Deutschland aus rassischen oder politischen Gründen verlassen hatten, interniert – vorzugsweise, solange die Kapazitäten reichten, auf der Isle of Man. Zu den 25.000 Emigranten, die im Vereinigten Königreich ihr zeitweiliges Zwangsdomizil fanden, kamen etwa 9000, die nach Kanada oder Australien deportiert wurden. Das offenkundige Unrecht, das damit vor allem jüdischen Gegnern Hitlers zugefügt wurde, trug mit dazu bei, daß das Kabinett Churchill im Sommer 1940 mit dem «general roundup» deutscher und, seit dem Kriegseintritt Italiens, auch italienischer Emigranten aufhörte und die erstenInternierten wieder zu entlassen begann. Abgeschlossen wurde das Kapitel «Internierung» erst zwei Jahre später – zu einer Zeit, als viele jüngere jüdische Freiwillige aus Deutschland und Österreich bereits in den britischen Streitkräften als Freiwillige gegen den deutschen Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus kämpften.
Die britischen Dominions gingen im Hinblick auf «enemy aliens» ihre eigenen Wege. Am liberalsten verhielt sich Neuseeland, wo seit 1935 die Labour Party die Regierung stellte: Hier wurden lediglich solche Deutsche interniert, die als Freunde des Nationalsozialismus bekannt waren. Härter gingen die Kriegskabinette Australiens mit Einwanderern aus den Achsenmächten um. «Enemy aliens» unterlagen Beschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit und einer strikten Polizeiaufsicht. Die Internierung war die ultima ratio und betraf nur erklärte Anhänger der Regime Hitlers und Mussolinis. Seit 1940 konnten internierte Europäer Beschwerde gegen diese Maßnahmen einlegen, internierte Japaner hingegen nicht. Ähnlich diskriminierend verhielt sich Kanada unter dem liberalen Premierminister William Lyon Mackenzie King gegenüber potentiell «feindlichen Ausländern». Während deutsche und italienische Einwanderer nur zu einem kleinen Teil von Internierungen betroffen waren, wurden Kanadier japanischer Herkunft nach Beginn des pazifischen Krieges unterschiedslos in Lager verbracht – ein Fall von angewandten rassischen Vorurteilen, der Kanada nahe an seinen großen Nachbarn im Süden heranrückte.[ 14 ]
In den USA lebten um 1940 etwa 127.000 Menschen mit japanischen Wurzeln – ein Drittel Immigranten der ersten Generation, zwei Drittel bereits in Amerika geboren oder naturalisierte amerikanische Staatsbürger. Die einen wie die anderen sahen sich nach dem Überfall auf Pearl Harbor unterschiedslos und pauschal dem Verdacht ausgesetzt, Spione und Agenten ihres Herkunftslandes zu sein. Auf Betreiben von Politikern und Militärs der Westküste, wo die meisten «Japanese Americans» lebten, aber auch des Kriegsministeriums ordnete Präsident Roosevelt am 9. Februar 1942 die Internierung der ethnischen Japaner an. Etwa 110.000 von ihnen wurden in gefängnisartigen Lagern, oft in wüstenähnlicher Umgebung, konzentriert und isoliert. Erst 1944 erhielten die Internierten die Chance, bei Abgabe einer Loyalitätserklärung, Eintritt in die Armee oder Annahme eines Arbeitsplatzes im Landesinnern die Lager zu verlassen. Der rassistische Charakter derkollektiven Freiheitsberaubung wurde dadurch unterstrichen, daß es vergleichbar summarische Maßnahmen gegenüber Amerikanern deutscher oder italienischer Herkunft nicht gab. Dennoch erklärte der Oberste Gerichtshof die Anordnung des Präsidenten im Dezember 1944 für verfassungskonform.
Die «Japanese Americans» waren nicht die einzigen Amerikaner, die während
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