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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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aber zunächst nicht veröffentlicht. Darunter waren die Absprachen, den Rückzug der britischen und der sowjetischen Truppen aus Iran durch den sofortigen Abzug der alliierten Truppen aus Teheran einzuleiten und das Schwarzmeerengenabkommen von Montreux aus dem Jahr 1936 zu revidieren, das der Türkei die volle Souveränität über die Dardanellen, das Marmarameer und den Bosporus zurückgab. Der letztere Punkt lief auf eine westliche Unterstützung der sowjetischen Forderung hinaus, an der Kontrolle der Meerengen beteiligt zu werden – ein Verlangen, dem freilich die Türkei hätte zustimmen müssen (was sie nicht tat).
    Auf der Potsdamer Konferenz hatte keiner der Teilnehmer die Absicht verfolgt, Deutschland zu teilen. Anders als Frankreich lag den «Großen Drei» aus unterschiedlichen Gründen daran, das besetzte Land als wirtschaftliche und, soweit möglich, künftig auch als politische Einheit zu behandeln. Für die USA und Großbritannien war diese Festlegung das einzige Mittel, Einfluß auf die Entwicklung der sowjetischen Besatzungszone zu nehmen und von dort den Anteil an Sachlieferungen für ihre Besatzungszonen zu erhalten, zu dem die sowjetische Seite sich in Potsdam verpflichtet hatte. Die Sowjetunion setzte ihrerseits darauf, in die westlichen Besatzungszonen hineinzuwirken und doch noch die (in Potsdam von Briten und Amerikanern nicht definitiv abgelehnte) Unterstellung des Ruhrgebiets, des industriellen Herzens Deutschlands, unter eine Vier-Mächte-Kontrolle zu erreichen. Kam es in diesen Streitfragen zu keiner Einigung, so war die geographische Linie klar erkennbar, der entlang das besetzte Gebiet in zwei Teile zerfallen würde: Es war die Grenze, die zwischen der britischen und der amerikanischen Zone auf der einen, der sowjetischen Zone auf der anderen Seite verlief.
    Auf den ersten Blick war Stalin der Gewinner der Potsdamer Konferenz. Er hatte die Westverschiebung Polens in dem Ausmaß erreicht, das er anstrebte, und in der Reparationsfrage seine Forderungen bis auf die Festlegung der Obergrenze bei 20 Milliarden Dollar und die Internationalisierung des Ruhrgebiets durchgesetzt. Wäre er auch im Hinblick auf das Industrierevier an Rhein und Ruhr erfolgreich gewesen, hätte das der Sowjetunion zu entscheidendem Einfluß auf den Westen Deutschlands verholfen und darüber hinaus ihre Position in Westeuropa erheblich verstärkt.
Dieser
Triumph blieb Stalin versagt. Sein Griff nach der Ruhr stieß nicht nur bei den Briten, in deren Besatzungszone das Industriegebiet lag, auf hartnäckigen Widerstand, sondern auch bei der unbestrittenen Führungsmacht des Westens, den USA. Deren Präsident zog aus dem Gang der Potsdamer Verhandlungen einen weitreichenden Schluß: Auch wenn die Sowjetunion noch in den Krieg im Fernen Osten eintreten sollte, wollte er ihr nicht das Recht zugestehen, sich auch an der Besetzung Japans zu beteiligen. Mit Stalin über die deutsche und die eng mit ihr verknüpfte polnische Frage zu feilschen war unvermeidbar gewesen. Ähnliche Verhandlungen nach dem Sieg über das ostasiatische Kaiserreich zu führen war Truman nicht bereit.
    Für die Deutschen erbrachte das Treffen der «Großen Drei» ein zwiespältiges Ergebnis. Das Potsdamer Abkommen, das kein Friedensvertrag war, aber einen solchen auf absehbare Zeit ersetzte, war, was die Gebietsverluste, die wirtschaftlichen Lasten und die politischen Auflagen anging, ungleich härter als der Vertrag von Versailles. Doch Potsdam stand auch für die endgültige Trennung der Vereinigten Staaten vom Geist des Morgenthau-Plans. Sein Urheber gehörte der amerikanischen Regierung nicht mehr an: Am 5. Juli hatte Truman das mündliche Rücktrittsgesuch von Finanzminister Henry Morgenthau umstandslos angenommen – ein Gesuch, das seinerseits eine Reaktion darauf war, daß der Präsident Morgenthaus Bitte, an der Potsdamer Konferenz teilzunehmen, brüsk abgelehnt hatte. Was das Potsdamer Abkommen über Demontagen sagte, war zwar schwer zu erfüllen, aber doch etwas völlig anderes als ein Programm zur Entindustrialisierung und Reagrarisierung Deutschlands.
    Auch politisch gab das Konferenzergebnis den Deutschen Anlaß zu bescheidenen Hoffnungen. Sie erhielten die Zusicherung individueller Freiheitsrechte und demokratischer Mitbestimmung, womit die amerikanische Besatzungsmacht der bisher gültigen Direktive JCS 1067 eine Absage erteilte. Wohl begründet war ein gewisser politischer Optimismus deutscherseits freilich nur in den westlichen

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