Geschichte des Westens
Kommunisten aus; im Frühjahr 1947 begann der offene Bürgerkrieg. Er endete zwei Jahre später mit dem Sieg der Kommunisten und der Vertreibung der Kuomintang vom chinesischen Festland nach Taiwan.
In vielen von Japan besetzten Kolonien europäischer Mächte gab es nach der Kapitulation des Kaiserreiches Versuche, eine Rückkehr der früheren Herrschaftsverhältnisse zu verhindern. In Java, einem Teil von Niederländisch-Indien, riefen zwei Führer der Unabhängigkeitsbewegung,Achmed Sukarno und Mohammed Hatta, unter dem Druck der nationalistischen Jugendbewegung Pemuda am 17. August 1945 die Republik Indonesien aus. Die Streitkräfte Sukarnos und Hattas konnten außer Java auch Sumatra und die südlich von Sumatra gelegene Insel Madura unter ihre Kontrolle bringen und hätten wohl auf der ganzen Linie triumphiert, wenn ihnen nicht britisch-indische Truppen, unterstützt von Verbänden japanischer Soldaten, die zu diesem Zweck aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren, massiv entgegengetreten wären. Im Oktober 1946 lösten niederländische Truppen die britischen ab. Dem Versuch der Kolonialmacht, mit der Republik zu einer Verständigung zu kommen, war nur ein kurzfristiger Erfolg beschieden. Nach mehreren blutigen «Polizeiaktionen» in den Jahren 1947 bis 1949 mußte sich die Regierung in Den Haag dem Druck der Weltöffentlichkeit und vor allem der USA beugen und im Dezember 1949 Indonesien in die Unabhängigkeit entlassen.
Unter den von Japanern besetzten französischen Kolonien war Vietnam diejenige, wo die Nachricht von der Kapitulation des Kaiserreiches die stärksten Demonstrationen für die Unabhängigkeit auslöste. Am 28. Oktober 1945 dankte der von den Japanern im März wieder eingesetzte Kaiser Bao Dai ab; am 2. September rief der Führer der Kommunisten, Ho Chi Minh, in Hanoi die Demokratische Republik Vietnam aus. Der japanischen Okkupation folgte im Norden zunächst eine Besetzung durch nationalchinesische, im Süden durch britisch-indische Truppen, die sich wie in Niederländisch-Indien auf Einheiten aus ehemaligen japanischen Kriegsgefangenen stützen konnten. Im September kam es zu ersten Zusammenstößen der Viet Minh, der Streitkräfte von Ho Chi Minh, mit französischen Soldaten, die die Briten aus japanischer Kriegsgefangenschaft befreit hatten. Im Oktober trafen 35.000 Mann französischer Kolonialtruppen unter General Leclerc, dem Befreier von Paris, im Süden Vietnams ein. Rund ein Jahr später begann, nachdem alle Versuche Ho Chi Minhs, mit Frankreich zu einem Ausgleich zu gelangen, gescheitert waren, der erste Indochinakrieg.
Wie die Niederländer und die Franzosen sahen sich auch die Briten nach der Kapitulation Japans in vielen ihrer südostasiatischen Kolonien mit Kräften konfrontiert, die auf die Unabhängigkeit drängten. Starke antikoloniale Bewegungen gab es in Singapur, Malaya und vor allem in Birma, wo der Versuch, die Kolonialherrschaft wiederherzustellen,den hartnäckigsten Widerstand hervorrief. Die japanische Fremdherrschaft hatte in Birma wie in anderen besetzten Ländern die Kräfte gestärkt, die
jede
Art von kolonialer Bevormundung ablehnten: Wenn es eine positive Wirkung des japanischen Imperialismus gab, dann war es diese.
Den Vereinigten Staaten fiel es am leichtesten, den veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen: Sie hatten ihrer Quasikolonie, dem «Commonwealth» der Philippinen, 1935 die staatliche Unabhängigkeit für 1945 versprochen. Im Juli 1946 lösten sie diese Zusage mit kriegsbedingter Verzögerung ein, wobei sie sich eine Reihe von handelspolitischen Privilegien und einige militärische Stützpunkte sicherten. Die europäischen Kolonialmächte brauchten mehr Zeit, um zu begreifen, daß der Zweite Weltkrieg die Grundlagen ihrer Herrschaft in Asien nachhaltig untergraben hatte. Je später sie zu dieser Einsicht kamen, desto kostspieliger und blutiger sollte der Abschied von ihren Illusionen werden.[ 29 ]
Schuld und Sühne: Die Zäsur von 1945 (I)
Die Zahl der Menschen, die weltweit unmittelbar oder mittelbar durch den Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen, wird auf bis zu 60 Millionen geschätzt. Darunter waren mehr Zivilisten als Soldaten, wobei die Angaben über die Zahl der Ziviltoten weit auseinandergehen. Zu den Ziviltoten gehörten die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden, Polen, Russen, Weißrussen, Ukrainer, Sinti und Roma, die zivilen Opfer der Bürgerkriege in Jugoslawien und Griechenland, von Geiselerschießungen,
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