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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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beim Kartenspiel und in der Staatskunst – bei allen möglichen Unternehmungen.
    Machen Sie nie, was Sie wollen, sondern machen Sie, was Ihr Feind am wenigsten von Ihnen will.
    Wir kennen unsere Feinde: die bolschewistischen Juden, die Finanzjuden, die Sozialdemokraten und die liberalen Intellektuellen.
    Was wollen diese Feinde von uns?
    Sie wollen, daß wir uns darüber zerstreiten, wer von uns der beste Deutsche ist, wer das beste Wirtschaftsprogramm hat, wer die besten Ideen hat und wer dem Mann auf der Straße am besten aus der Seele spricht.
    Befolgen wir ihre Wünsche, dann machen wir unsere Feinde glücklich. Der mißvergnügte Arbeiter findet bei seinen Politikern ausschließlich Zank und Hader, also schließter sich den moskaugetreuen Gewerkschaften an. Die Zinszahlungen bereichern weiterhin die jüdischen Banken, und Deutschland windet sich weiterhin in ihrem Würgegriff.
    Aber was wollen unsere Feinde am
wenigsten
von uns?
    Daß wir mit einer Stimme sprechen. Daß wir uns als ein deutsches Volk in einer Partei erheben, um unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Daß wir selber unsere Arbeiter versorgen. Daß wir unsere Ingenieure, unsere Wissenschaftler und die Genies unseres Volkes auf ein einziges Ziel ansetzen: das Erstarken Deutschlands als eines machtvollen modernen Staates, der in alle Zukunft stark sein wird, wenn nur das Volk hinter ihm steht.
    Man wird dem bolschewistischen Juden die Einflußnahme versagen und dem Finanzjuden die Tür weisen. Der liberale Intellektuelle und der Sozialdemokrat werden vor Scham im Erdboden versinken.
    Dazu brauchen wir einzig und allein Einheit. Einheit, Einheit, Einheit.
    Aber wir werden sie nie bekommen, oder? Niemals, weil jeder von uns auf seinem eigenen kümmerlichen Misthaufen den Gockel spielen will. Wir werden an der einen Aufgabe scheitern, von deren Lösung alles andere abhängt.
    Weil sie schwer ist. Sehr schwer. Diese Arbeit erfordert Geduld und Arbeit, Kalkül und Opfer. Wir brauchen Einheit im Inneren, wenn wir Einheit nach außen beweisen wollen. Wir brauchen ungeheure Organisationsanstrengungen.
    Ich weiß, zu welcher Einheit der Deutsche fähig ist. Ich habe sie in Flanderns Schützengräben erlebt und ihre heilige Kraft am eigenen Leibe erfahren. Und ich weiß, zu welcher Zwietracht der Deutsche fähig ist. Ich erfahre sie jetzt gerade in einem muffigen Hinterzimmer in München.
    Das steht zur Wahl. Zwietracht und Tränen, oder Einheit und Jubel.
    Ich bin Bayer. Ich lache gern.
    So! Mehr habe ich nicht zu sagen. Vergeben Sie mir. AlsEntschädigung würde ich jedem von Ihnen gern ein Bier spendieren.«
    Rudi bückte sich, hob seinen Paletot auf, legte ihn um und kehrte an seinen Platz zurück.
    Die Pause vor dem Applaus erinnerte ihn an die atemlose Stille nach den letzten Takten der
Götterdämmerung
bei den Bayreuther Festspielen, zu denen sein Vater ihn damals mitgenommen hatte. Eine Schrecksekunde lang hatte er befürchtet, die Oper hätte dem Publikum nicht gefallen und es würde in dieser Totenstille das Festspielhaus verlassen. Aber dann hatte der Beifall eingesetzt.
    Heute war es nicht anders.
    Ein Mann, der vielleicht zehn Jahre älter war als Rudi, drängelte sich an den anderen vorbei und drückte ihm eine Broschüre mit rötlichem Einband in die Hand.
    »Herr Gloder«, überschrie er die Rufe nach »Einheit! Einheit!« und das Füßetrampeln. »Mein Name ist Anton Drexler. Ich habe diese Partei gegründet. Wir brauchen Sie.«

Zeitgeschichte
    Firestone
     
    »Ich brauche dich, Steve. Du mußt mir helfen, eine Bibliothek zu finden.« Steve ließ ein paar Dollarscheine neben die Bierlache auf den Tisch fallen und eilte mir nach.
    »Herrgott, was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    »Wo ist die nächste?«
    »Bibliothek? Um Himmels willen, wir sind hier in Princeton!«
    »Aber sie muß bestens ausgestattet sein. Bitte!«
    »Schon gut, schon gut. Auf dem Campus liegt die Firestone, die ist bloß ein paar Straßen weg.«
    »Dann komm endlich!«
    Wir rannten an einer Post vorbei, am Palmer Square hoch und bogen in die Nassau ein, wo ich über die Straße stürzte, ohne mich erst umzusehen.
    »Hey, Mikey. Schon mal was von verkehrswidrigem Verhalten gehört?«
    »Tut mir leid, ich hab’s eilig.«
    Firestone Library war eine unheimliche Steinkathedrale mit einem riesigen Turm und flossenartig spitzen Strebepfeilern, die wie Raketen vom Dach wegstanden. Vor dem Eingang blieb ich stehen und drehte mich zu Steve um. »Hier ist alles zu

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