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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ehrlich zu sein, Mikey …«
    »Spuck’s aus.«
    »Na ja, Professor Taylor hat mich gebeten, dich nicht aus den Augen zu lassen.«
    »Oh«, machte ich. »Ach so. Verstehe. Hält mich für gefährlich, was?«
    »Vielleicht hat er Angst, daß du dich verläufst. Verstehst du, am Ende sitzt du irgendwo in der Tinte, und dein Zustand verschlimmert sich.«
    Ich nickte. »Na, da haste ja echt tief ins Klo gegriffen. Tut mir leid für dich.«
    »Hey, tu mir ’n Gefallen, ja? Hör endlich auf, dich für jeden Dreck zu entschuldigen.«
    »Alte englische Angewohnheit«, sagte ich. »Wir fühlen uns ständig schuldig.«
    »Jaja, schon gut.«
    Als ich die Tür zum Gang öffnete, blieb Steve plötzlich stehen. »Hey! Mir fällt grad was ein! Müssen es unbedingt Bücher sein?«
    »Wie bitte?«
    »Wie wär’s mit Kassen?«
    »Kassen?«
    »Ja, wenn du Geschichte lernen willst, kannst du doch Kassen mitnehmen.«
    »Es klingt garantiert wieder völlig bescheuert«, sagte ich, »aber was, bitte schön, meinst du jetzt mit Kassen?«
    Zehn Minuten später kamen wir aus dem Firestone-Gebäude. Ich hatte zwei Bücher ausgeliehen und einen Stapel Kassen unter dem Arm.
    »Wie sieht’s aus?« fragte Steve. »Verklickerst du mir irgendwann, was hier läuft? Warum du plötzlich so erpicht darauf bist, alles mögliche über die Nazis zu erfahren?«
    »Nichts lieber als das«, sagte ich. »Aber du wirst mich sofort für geisteskrank erklären.«
    Steve blieb stehen und dachte einen Augenblick nach. »Hey, Vorschlag zur Güte: Siehst du den Bau da drüben? Das ist das Chancellor Green Student Centre. Da gehen wir jetzt vorbei und decken uns mit Pizza, Doughnuts und Cola ein und was wir sonst noch so brauchen. Dann gehen wir zu dir, und du erzählst mir alles, was dir auf den Nägeln brennt. Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Ich war heilfroh, als wir wieder in Henry Hall waren. Der Anblick der vielen Studenten in der Rotunde vom Student Center hatte mich nervös gemacht und daran erinnert, wie fremd ich hier war und wie ziellos ich durch die Gegend irrte. Fremdes Essen, fremder Service, fremdes Geld, fremde Rufe und Schreie, fremdes Lachen, fremde Gerüche und Gesichter … das alles hatte mich dermaßen von allen Seiten bestürmt, daß ich fast durchgedreht wäre. Mein Zimmer in Henry Hall, das mir am Morgen so fremd gewesen war, kam mir jetzt so bekannt und vertraut vor wie ein altes Paar Turnschuhe.
    Wir stellten die braunen Packpapiertüten auf den Tisch am Fenster. Es war noch hell, aber ich kämpfte mit der Jalousiestange,bis sich die Lamellen schlossen, und schaltete Licht an. Ich fühlte mich irgendwie verfolgt und sehnte mich nach einem Schlupfwinkel.
    Während wir uns den Bauch mit Pizza vollschlugen, sah ich mir die Poster an den Wänden an.
    »Die Leute hier«, sagte ich und zeigte auf eins davon. »Wer zum Geier sind die?«
    »Willst du mich verkohlen?«
    »Nein, ehrlich nicht. Sag schon.«
    »Das sind die New York Yankees, Mike. Wenn die spielen, fährst du praktisch jedesmal mit dem Zug nach Penn Station.«
    »Aha. Und die da?«
    »Mandrax.«
    »Mandrax«, wiederholte ich. »’ne Band, ja?«
    »Ja, das ist ’ne Band.«
    »Und ich mag die, ja?«
    Steve nickte lächelnd.
    »Das sind doch die traurigsten Dumpfdrosseln, die ich je gesehen habe«, sagte ich. »Bist du
sicher
, daß ich die mag?«
    »Todsicher«, sagte er. »Die sind nett.«
    »Nett, soso. Na, wenn sie
nett
sind, muß ich natürlich verrückt nach ihnen sein. Ich mag nette Gruppen. Was ist mit den Beatles? Mag ich die auch? Die Rolling Stones? Led Zeppelin? Elton John? Blur? Oily-Moily? Oasis?«
    Ich lachte fröhlich, als er mich nur fragend ansah. »Mensch, ich werd mich dumm und dämlich verdienen«, kicherte ich. »Hey, hör dir das mal an. Ä-hem!
Yesterday, all my troubles seemed so far away! Now it looks as though they’re here to stay. Oh I believe in yesterday
. Was hältst du davon?«
    »Aua«, sagte Steve und hielt sich die Ohren zu.
    »Hm, wahrscheinlich muß man die Instrumentalbegleitung mithören … und was ist hiermit?
Imagine there’s no heaven
… Schon gut, schon gut, ich hör ja schon auf. Ich muß noch einige Zeit mit’m Synthesizer üben.«
    Ich stand auf und ging an den Wänden entlang. »Und wer ist das hier?«
    »Luke White.«
    »Auch Sänger?«
    »Das könnte dir so passen. Nee, White ist ein Filmstar.«
    »Aha. Süßer Kerl, findest du nicht? Warum hab ich mir den an die Wand gepinnt?«
    »Das wüßt ich auch gern«, sagte Steve und wurde

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