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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Wahl gegen seinen Erzrivalen William EwartGladstone, was zum ersten konservativen Kabinett seit 1841 führte. Setzte haufenweise Gewerkschafts- und Sozialreformen durch und nahm einen Vier-Millionen-Kredit auf, um Queen Victoria die Mehrheit der Suezkanalaktien zu verschaffen. Die war nämlich verrückt nach ihm, erst recht, nachdem er ihr den offiziellen Zusatztitel ›Kaiserin von Indien‹ verschafft hatte. Vom Berliner Kongreß 1878 kam er zurück und behauptete, man sei in ›gütlichem Einvernehmen‹ voneinander geschieden, was Chamberlain nach München dann wiederholt hat – nee, laß gut sein, das steht nicht in deinem Buch. 1876 wurde er zum ersten Earl of Beaconsfield geadelt, nachdem er schon eine Herzogswürde abgelehnt hatte, und starb 1881, ein Jahr nachdem er achtkantig gefeuert worden war. Er starb am 19. April, acht Jahre und einen Tag vor der Geburt Adolf Hitlers, von dem du auch noch nie gehört hast. Seine Anhänger gründeten den Primelnbund und schwadronieren heute noch vom ›Konservatismus in einem Land‹. Seine Frau nannte ihn ›Dizzy‹ und war berühmt für ihre Hingabe, ihre Taktlosigkeit und ihre umfassende Blödheit. Einmal saß sie mit ihm zusammen in einer Kutsche zum Parlament, hatte sich beim Einsteigen den Finger in der Tür eingeklemmt und ließ sich trotz ihrer Schmerzen nichts anmerken, weil Dizzy sich auf eine wichtige Rede vorbereiten mußte. Ein andermal war sie mit ein paar viktorianischen Ladies im Park, und sie kicherten errötend wie Backfische über das Prachtexemplar, das eine nackte Männerstatue zwischen den Beinen baumeln hatte. ›Das ist noch gar nichts‹, sagte sie, ›da solltet ihr mal meinen Dizzy in der Badewanne sehen.‹ Er pflegte seine letzten Jahre als seine ›Bonmottenkiste‹ zu bezeichnen. Womit kann ich sonst noch dienen?«
    Steve sah nicht vom Buch hoch. »Kannst du noch ein paar Romantitel aufzählen?«
    »Aber hallo; eine meiner leichtesten Übungen. Der erste hieß so ähnlich wie
Dorian Gray
. Natürlich nicht genauso, aber eben so ähnlich.
Vivian Grey
? Ja? Dann gab es noch einennamens
Der junge Herzog
, und der letzte hieß
Endymion
, das weiß ich wieder genau. Der ist von 1880. Und ich glaube, es gab noch einen mit einem Frauennamen im Titel … Henrietta, glaub ich.
Henrietta Tempest
, kann das sein?«
    »
Henrietta Temple
, um genau zu sein«, sagte Steve und klappte das Buch zu. »Gut, dann kennst du dich also in Geschichte aus. Und was beweist das jetzt?«
    »Das will ich gerade von dir hören«, sagte ich. »Paßt das zu deinem alten Freund Michael? Wie wär’s mit den amerikanischen Präsidenten dieses Jahrhunderts?«
    »Ach komm, das ist doch kinderleicht. Die rappelt dir jeder Sechstkläßler runter.«
    »Wart’s ab«, sagte ich. »William McKinley (1901 ermordet), Teddy Roosevelt, William Howard Taft, Woodrow Wilson, Warren G. Harding, Calvin Coolidge, Herbert C. Hoover, Franklin D. Roosevelt, FDR, FDR, Harry S. Truman, Dwight D. Eisenhower, noch mal Eisenhower, John F. Kennedy (63 ermordet), Lyndon B. Johnson, Richard M. Nixon, noch mal Nixon (74 zurückgetreten), Gerald Ford, Jimmy Carter, Ronald Reagan, noch mal Reagan, George Bush und zu guter Letzt, meine Damen und Herren, bitte einen Applaus für den 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Bill Clinton aus Little Rock, Arkansas. Was hältst du davon?«
    Steve sah verwirrt aus. »In der Mitte muß ich irgendwo den Faden verloren haben.«
    »Klar, nach FDR, stimmt’s?«
    »Genau. Da kam eine ganze Latte von Namen, die ich noch nie gehört hab. Und hast du gesagt, Nixon wär zurückgetreten?«
    »Ach, von Nixon hast du also gehört?«
    »Och Mensch, Mikey. Komm doch mal auf ’n Boden.«
    »Richard Milhouse Nixon, Tricky Dicky. Trat 1974 zurück, um der Strafverfolgung wegen Amtsmißbrauchs zu entgehen.«
    »Nur zu deiner Information: Richard Nixon war von 1960 bis 1972 dreimal Präsident.«
    »Verstehe. Aber Kennedy, Carter, Bush, LBJ, Clinton … die sagen dir nichts?«
    »Mein kleiner Bruder heißt Clinton, aber es sollte mich wundern, wenn der über Nacht Präsident geworden wäre.«
    »Na bitte! Verstehst du’s jetzt?« Ich zündete mir noch eine Zigarette an und begann, im Zimmer hin und her zu laufen. »Dein Wissen und mein Wissen haben ab einem bestimmten Punkt kaum noch Überschneidungen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
    »Dein Akzent ist anders als gestern. Und in mancher Hinsicht bist du nicht mehr du selbst, das seh ich ein. Aber das

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