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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Journalisten und Werbefuzzis so. Wie das inzwischen auf der Straße heißt, wissen die Götter. Aus jener Rasse habe ich mich verabschiedet, nachdem ich zweimal Dresche bezogen und den Rat bekommen hatte, mich schleunigst zu verpissen.
    Ich nannte mich Puck, weil ich den mal in einer Schultheaterinszenierung des
Sommernachtstraums
gespielt habe. Ich fand, der Name paßte irgendwie zu mir. Ich war die ganze Liste durchgegangen – Spike, Yash, Blast, Spit, Fizzer, Jog, Streak, Flick, Boiler, Zug, Klute, Growler. Puck erschien mir im Vergleich cool, ohne aggressiv zu wirken. Dummerweise war es gleich beim ersten Essen im Wohnheim zu einer Verwechslung gekommen.
    »Hi«, sagte ein megamäßig uncooler Typ in Anzug und Krawatte und setzte sich an meinen Tisch. »Ich bin Mark Taylor. Du bist im ersten Semester, oder?«
    Ich nannte ihm meinen coolen neuen Namen, hatte aber den Mund voll, und irgendwie ließ sich diese Pfeife ab sofort nicht mehr davon abbringen, ich hätte mich als Puppy Young vorgestellt.
    »Puppy? Stimmt, du siehst auch wie ein Welpe aus. Puppy. Genau.«
    Massive Dementis fruchteten nichts, und ich hatte den Spitznamen Puppy oder Pup weg. Da ich eher super, ätzend, abgespacet, verschärft, krass, saustark, korrekt, angesagt, shmoov cool sein wollte, habe ich mich von diesem Schicksalsschlag nie richtig erholt. Snoop Doggy Dog aus South Central, Los Angeles, Kalifornien, wäre als Snoop Puppy Pup vielleicht angekommen, aber Michael Young aus East Dene, Andover, Hampshire, hatte damit voll die Arschkarte gezogen.
    Jane war natürlich
entzückt
. Sie nannte mich leidenschaftlich gern Pup, Pups und Puppy. Was zu dem kleinen Koller beigetragen haben mochte, in dem ich die Kühlerhaube ihres Renault mit Graffiti versehen hatte.
    Ihr
Renault? Ich meinte
unseren
Renault. Sehen Sie? Ihre Strategie zahlt sich schon aus.
    Ich gebe zu, daß ich gern mit einer älteren Frau gegangen bin. Zwei Jahre Altersunterschied machen sie vielleicht noch nicht zur alten Frau, aber schon dieser kleine Unterschiedtörnt mich an. Ich laß mich gern ein bißchen bemuttern. Ich genieße die kleinen Sticheleien und ihren sanften Spott, aber deswegen bin ich noch lange kein Eunuch oder Masochist. Ab und zu bin ich gern ein echter Mann. Und ich hatte, ehrlich gesagt, das Gefühl …
    »Ich weiß, wie du dich gestern abend gefühlt haben mußt«, sagte sie. »Du hast geglaubt, ich wäre eifersüchtig. Du hast gedacht, ich könnte die Vorstellung nicht verkraften, daß deine Doktorarbeit fertig ist. Weil wir dann beide promoviert und deswegen ebenbürtig wären. Du hast geglaubt, das würde mich wurmen.«
    »Das ist doch gar nicht wahr!« beteuerte ich, was gar nicht wahr war.
    »Und vielleicht hast du sogar gedacht, im Vergleich zu meiner eigenen Arbeit würde ich die Geschichtswissenschaft nicht für voll nehmen.«
    »Absolut nicht!« log ich wieder wie gedruckt.
    »Nein?« Jane zog, ehrlich verdutzt, die Augenbrauen hoch. »Ehrlich nicht? Das
habe
ich nämlich gedacht. Von A bis Z. Es
hat
mich genervt, daß du dich bald Doktor schimpfen darfst. Und mitansehen zu müssen, daß du wie ein aufgeblasener Mastgockel durchs Haus stolzierst. Machen wir uns doch nichts vor, Schatz, wenn ich nicht so über den Dingen stünde, hätt ich das Kotzen gekriegt.«
    »Ich war
glücklich
, das ist alles.«
    »Und ich hab mich gefragt, was ist an einem popligen Doktortitel der Geschichte denn groß dran? Jeder Holzkopf kann sich ein paar Monate lang in der Bibliothek mit Lesefrüchten vollstopfen und die dann als lange, glänzende Doktorarbeit wieder von sich geben. Dafür muß man nicht viel denken und braucht keine Berechnungen anzustellen oder Versuche durchzuführen. Das geht ohne echte Arbeit. Mit etwas Chuzpe schafft das der letzte Volltrottel.«
    »O danke. Wie lieb von dir.«
    »Ich weiß, Puppy, ich weiß. Ich hab’s mir dann ja auchanders überlegt. Ich war einfach eifersüchtig und hab dir deinen Erfolg nicht gegönnt.«
    »Ach so.«
    »Es tut mir leid. Ich freue mich, daß du deine Doktorarbeit geschafft hast. Ich bin stolz auf dich.«
    Jane ist ein absolutes Genie im Fintieren, Dribbeln und Antäuschen. Erst zählt sie selber sämtliche Kritikpunkte an ihrem Verhalten auf, bevor man selber auch nur »Pieps« sagen kann, und dann bittet sie lieb und brav um Verzeihung, so daß man nur noch gute Miene zum bösen Spiel machen kann.
    »Was das Auto angeht«, sagte ich und wich ihrem Blick aus, »das war infantil.«
    »Ach, scheiß auf den

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