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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Wagen. Ein Auto juckt doch keine Sau. Ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand, kein Kätzchen oder die Erklärung der Menschenrechte. Das Auto kannst du in der Pfeife rauchen. Und auf die Gefahr hin, dich ein zweites Mal in mannhaften Harnisch zu bringen: Du mußt zugeben, daß es zu den wenigen mutigen, witzigen und selbständigen Dingen gehört, die du dir je geleistet hast. Außerdem war es gelogen, als ich behauptet habe, es wäre abgeschleppt worden. Und das Graffito war mit einem Spritzer Freon im Nu beseitigt, also Schwamm drüber.«
    »Das heißt also … wir sind wieder zusammen?«
    »Komm her, du«, sagte sie und zog mich an sich.
    Wir küßten uns lange und hingebungsvoll, und als ich kurz auftauchte, um Luft zu holen, stotterte ich ein Dankeschön. Wie ich mich dabei fühlte … weiß ich nicht genau. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, im Stich gelassen, verraten und verkauft worden zu sein. Die Schrammen von Verletzungen und Mißbrauch hatten etwas Tröstliches. Aber sehen Sie, ich liebte sie eben. Von ganzem Herzen.
I still get a thrill when you t-t-t-touch me.
Das stimmte. Oily-Moily hatten sich noch nie geirrt. Jedesmal, wenn ich ihre Haut spürte, begann mein Puls zu rasen. Also was sollte es, wir küßten uns, und ich sagte der Freiheit Lebewohl.
    Sie ist größer als ich: Das will nicht viel heißen, die meisten Menschen sind größer als ich. Sie ist dunkel, und ich bin hell. Sie wird oft für eine Italienerin oder Spanierin gehalten. Ich nenne sie manchmal meine rabenschwarze Zigeunerbaronin, und dann stöhnt sie gutmütig. Sie ist sehr sauber. Das klingt komisch, aber ich mein das ernst. Nicht nur sauber, sondern rein, wie das damals in der Werbung hieß. Sie hat immer frischgewaschene Hände, und ihr Laborkittel ist nie zerknittert oder ausgebeult. Sie hat nur diese reizende, liebenswerte Unbeholfenheit, diesen leichten, merkwürdig steifen Koordinationsmangel; genau wie Ingrid Bergmans Andeutung eines Silberblicks ist es der winzige, kaum wahrnehmbare Makel, der ihre Schönheit noch hervorhebt.
    »Weißt du was«, sagte ich, »ich fahr bei Sainsbury’s vorbei, und heute abend koch ich uns was richtig Feines. Diesmal machen wir Nägel mit Köpfen. Was meinst du?«
    Sie sah auf mich herab. »Ach, Pup«, sagte sie, »wenn du noch schnuckeliger wärst, müßte ich dich in Formaldehyd einlegen.«
    »Pfui Spinne«, sagte ich, griff nach einer kleinen Acrylschale mit grell orangefarbenen Pillen auf dem Tisch und erzeugte peinlich berührt einen Latinorhythmus mit ihnen. »Hm«, sagte ich, nahm eine heraus und hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Was haben die denn für einen Kick zu bieten?«
    »Scheiße, leg die sofort hin!« Jane war plötzlich fuchsteufelswild, wollte nach der Schale greifen, griff prompt daneben, und die Tabletten flogen in hohem Bogen über die Arbeitsfläche und auf den Fußboden.
    So hatte ich sie noch nie erlebt. Die reine Furie.
    »Was soll denn das?« protestierte ich, als sie mich grob vom Tisch wegstieß.
    »Wann begreifst du endlich, daß du hier nichts anzufassen hast?«
    Sie fing an, auf allen vieren durchs Labor zu kriechen unddie verstreuten Pillen aufzulesen. Dabei verfluchte sie Gott und die Welt im allgemeinen und sich und mich im besonderen.
    Ich dachte, ich träume, gesellte mich aber zu ihr und spielte Trüffelschwein auf der Suche nach orangefarbenen Pillen.
    »Hör mal, Schatz, ich wollte doch bloß …«
    »Halt die Klappe und such weiter. Wir sprechen uns noch.«
    Zum drittenmal in drei Stunden sammelte ich Sachen vom Boden auf. CDs, Manuskriptseiten und jetzt Pillen. Manche Tage haben ihre Leitmotive.
    Als alle Pillen wieder in der Schale und vor Narrenhänden sicher waren, drehte sie sich zu mir, und ich darf vermelden, daß ihre Brüste entrüstet auf und ab wogten.
    »Herrgott, Pup, was ist denn bloß mit dir los?«
    »Mit
mir
? Mit
mir
? Verdammt noch mal, ich hab doch bloß eine Pille …«
    »Weißt du, was das ist? Hast du die geringste Ahnung, wofür die da sind? Nein, natürlich nicht. Die könnten Milzbrand oder Kinderlähmung oder weiß der Geier was bewirken. Was wäre, wenn ihr Wirkstoff durch die Haut absorbiert würde? Was weißt denn du, ob da nicht Blausäure drin ist?«
    »Und? Was
ist
nun drin?«
    »Das ist ein Verhütungsmittel.«
    »Ach ja?« Ich sah die Schale neugierig an.
    »Für Männer.«
    »Eine Pille für den Mann. Cool.«
    »Nein, nicht
eine
Pille, sondern
die
Pille für den Mann.«
    »Aber doch wohl

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