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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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sage ich und richte mich schwankend auf, »ich wußte gar nicht, daß ich Pflaumenschalen gegessen hatte.«
    »Du bist ein schrecklicher Lausejunge«, sagt Jane. »Du bist hier kreidebleich reingekommen, und jetzt bist du rot wie …«
    »Wie rote Kreide.«
    »Deine Haare sind naß und kleben an der Stirn, deine Nase läuft, deine Augen tränen, du stinkst aus dem Mund, du hast Schweiß an deinem Oberlippenflaum …«
    »Meinen Stoppeln«, berichtige ich, ziehe die Nase hoch, und die Kotzsäure schießt mir in die Nebenhöhlen.
    »Flaum.«
    »Ist ja auch egal«, sage ich mit brennenden Augen. »Mit dem Punsch war was nicht in Ordnung.«
    »Natürlich nicht. Das war neunzigprozentiger Wodka. Wie jedes Jahr. Jedes Jahr säufst du dir damit die Hucke voll, und jedes Jahr muß ich dich regelrecht ins Bad schleifen und darf dir beim Reihern zusehen.«
    »Dann hat das ja schon Tradition. Ist doch süß.«
    »Und was hast du auf einmal im Schlafzimmer zu suchen?«
    »Ich glaube, ich kipp gleich um.«
    »Erst gehst du gefälligst duschen.«
    »Klar. Ganz vergessen. Dassis ’ne total staake Idee, du. Duschen. Cool. Klar. Super.« Ich kneife funkelnd die Augen zusammen. »Dann werd ich wieder wach, und wir können vielleicht noch …« Ich schnalze zweimal mit der Zunge,wie ein Reiter, der sein Pferd antreibt, und zwinkere anzüglich.
    »Ach du Scheiße«, sagt Jane. »Denkst du etwa an Sex?«
    »Worauf du einen lassen kannst, Alte.«
    »Lieber putz ich das Klo mit der Zunge.«
     
    Zitternd wachte ich im Bett auf, Jane lag leise schnarchend neben mir. Kein unattraktives Schnarchen, möchte ich betonen. Ein sanftes, elegantes Schnarchen. Ich lauschte und betrachtete sie eine Weile, bis ich den Wecker neben ihr sah.
    Zehn Minuten nach vier.
    Hm.
    Wir waren nach der Fete ziemlich früh zu Hause gewesen, spätestens um halb neun. Was war dann passiert?
    Ich hatte mich übergeben. Klar.
    Und danach?
    Wahrscheinlich hatte ich geduscht und mich in die Falle gehauen. Kein Wunder, daß ich wach war. Ich hatte fast acht Stunden geschlafen.
    Ich merkte, daß meine Zunge am Gaumen klebte und daß ich dehydriert war wie eine Dörrpflaume. Vielleicht hatte mich mein Körper deswegen geweckt.
    Ich glitt aus dem Bett und tappte nackt in die Küche. Meine Fußknöchel knackten auf dem Fußboden.
    Durch das Küchenfenster über dem Spülbecken sah man auf Felder hinaus, aber der Morgen graute schon, daher zog ich schamhaft die Jalousie herab, bevor ich mich vorbeugte, festhielt und in den Abfluß pinkelte. Ungezogenheit kann herrlich sein, und zur Rechtfertigung sagte ich mir, daß das leise Pieseln in der Küche Jane weit weniger aufwecken konnte als ein rauschender Sturzbach in der Toilette. Außerdem hat W. H. Auden auch immer in die Spülen gepißt. Sogar, wenn Geschirr drinstand.
    Ich drehte den Wasserhahn auf, bis das Wasser eiskalt war, hielt den Mund unter die Mischbatterie und trank. Ich soffund soff und soff. Noch nie hatte mir Wasser so gut geschmeckt.
    Brauch kein Aspirin. Null Kopfschmerzen, das ist das Schöne am Wodka.
    Weniger als null Kopfschmerzen. Ich fühlte mich herrlich und hätte Bäume ausreißen können. Ich strotzte nur so vor Gesundheit.
    Ich stand da und keuchte, das Wasser tropfte mir vom Kinn auf die nackte Brust.
    Ich hatte mich seit Ewigkeiten nicht mehr so allein auf weiter Flur gefühlt. Wenn die ganze Welt um einen herum schläft, dann erst ist man wirklich allein. Dafür muß man natürlich früh aufstehen. Während der Arbeit an meiner Dissertation war ich um diese Zeit oft
noch
wach gewesen und hatte mich als einsames Häufchen Elend gefühlt, aber wenn man in aller Herrgottsfrühe
aufsteht
, dann fühlt man sich herrlich, im positiven Sinn allein, und das ist der große Unterschied. Viel besser. Mmm.
    Ich pirschte zum Brotkasten und freute mich am Klatschen meiner Sohlen auf den Fliesen. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Ganz einfach nur genau richtig. Ich riß einen Brocken Brot ab und warf einen Blick in den Kühlschrank.
    Ich weiß nicht, warum ich es ungeheuer erotisch finde, nackt vor einem offenen Kühlschrank zu stehen, aber ich kann mir nicht helfen. Vielleicht liegt es an der Erwartung, mich gleich satt essen zu können, vielleicht fühle ich mich mit dem Licht des Kühlschranks auf meinem Körper auch wie ein professioneller Stripper. Vielleicht liegt es an einem traumatischen Erlebnis in meiner Kindheit. Es ist übrigens ein beunruhigendes Gefühl, denn so viele Lebensmittel auf einem Haufen

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