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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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auf mich auf, ja? Zeigst mir, was Sache ist? Erinnerst mich daran, wo alles liegt, und hilfst meinem Gedächtnis auf die Sprünge?«
    Er zuckte die Schultern. »Sieht ganz danach aus.«
    »Sind wir …«, ich schluckte. »Heißt das, daß wir guteFreunde sind? Du und ich? Tut mir leid, das klingt beknackt, aber ich kann mich an nichts erinnern, an
gar
nichts. Deswegen muß ich mir die banalsten Dinge erklären lassen … nicht, daß Freundschaft eine Banalität wäre«, fügte ich hastig hinzu. »Ich meine
grundlegende
Dinge … ich muß mir die grundlegendsten Dinge erklären lassen. Ich nehme an, daß wir Freunde sind …
Buddies
heißen die bei euch, oder?«
    Ich quackelte drauflos, weil Steve rot geworden war, und ich mußte ihn bei Laune halten. Schließlich hätte jeder Mensch diese Frage albern gefunden.
    »Ja, kann man so sagen, schätz ich«, brachte er schließlich heraus. »Ich schätze, man könnte uns als Buddies bezeichnen.«
    »Heißt das … ’tschuldigung, das klingt total albern, aber heißt das, du bist mein bester Freund, oder gibt es irgendwen, der mich besser kennt?«
    »Na ja …«
    »Das soll nicht heißen«, unterbrach ich ihn schnell wieder, »das soll nicht heißen, daß ich’s nicht
nett
finde, daß du dich um mich kümmerst. Ich bin dir wirklich dankbar. Ich hab mich … weißt du … ich wollt’s bloß wissen … mehr nicht.«
    Der arme Steve wußte gar nicht, wo ihm der Kopf stand. Ich brachte ihn ungern derart aus der Fassung, aber Herrgott, an irgend etwas mußte ich mich doch orientieren.
    »Menschenskind, Mike. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Ich kenn dich wahrscheinlich so gut wie jeder andere, aber …«
    »Ich hab was von einem Eigenbrötler«, half ich ihm auf die Sprünge, »das weiß ich. Habe … hab ich zufällig«, mir war Jane eingefallen, wie sie sich über mich beugte, »… eine Freundin?«
    Er blieb stehen und haspelte merkwürdig heiser und kaum vernehmlich seine Antwort heraus. »Keine Freundin. Oder zumindest … jedenfalls … keine, von der ich weiß. Also.«
    »Gut. Danke.«
    Steve nickte, konnte mir aber noch immer nicht in die Augen sehen. Als er endlich hochblickte, war er froh, das Thema wechseln zu können, und sagte aufgeräumt: »So, da wären wir!«
    Er zeigte auf einen Diner mit großen Fenstern auf der anderen Straßenseite. An der rotweiß gestreiften Markise über dem Eingang stand in fetten schattierten Buchstaben »PJs«.
    »PJs!« erklärte Steve unnötigerweise und fügte im Fanfarenton hinzu: »Wo es PJs berü-ü-ühmte Pfannkuchen gibt.«
    Ich muß einen Gang runterschalten, sagte ich mir, als wir über die Straße gingen. Ich war auf die Hilfe dieses Burschen angewiesen, um mich wieder aufzurappeln, und es war äußerst unklug, wenn ich’s mir mit ihm verscherzte oder ihn in Verlegenheit brachte. Vielleicht hielt er mich für einen Vollidioten, war nie mit mir befreundet gewesen und behandelte mich bloß höflich, weil er mich gestern abend ins Bett gesteckt und mir heute morgen dummerweise als erster über den Weg gelaufen war. Wahrscheinlich wünschte er mich dahin, wo der Pfeffer wächst.
    Mein empirisches Wissen über Amerikaner kam mir zwar ziemlich dürftig vor, aber trotzdem war ich überrascht, daß mein Nachfragen bei den Themen Buddies und Freundinnen Steve so offenkundig unangenehm war. Wir Briten machten uns ständig Vorwürfe, weil wir nicht über Beziehungen und Gefühle sprechen konnten, und den Amerikanern machten wir ständig Vorwürfe, weil sie über nichts anderes sprechen konnten. Vielleicht war es in Wirklichkeit genau umgekehrt. Ich dachte »wir Briten«, weil ich mich allen Indizien und Zeugenaussagen zum Trotz immer noch entschieden für einen Engländer hielt, der in Hampshire aufgewachsen war, und daß irgendwem ein furchtbarer Irrtum unterlaufen war – oder daß mir jemand eins auswischen wollte.
    Mensch, Pup, sagte ich mir, du kannst dir doch deinen Akzent, deinen Wortschatz, deine blassen Erinnerungen an einMädchen namens Jane und ein College namens St. Matthew’s nicht aus den Fingern gesaugt haben. Ebensowenig hast du dir den instinktiven Blick nach rechts eingebildet, als wir eben über die Straße … Moment mal! Während ich einem wütend hupenden Auto auswich, fiel mir etwas auf.
    Pup! Ich hatte mich gerade Pup genannt. Wie kam ich darauf?
    Wir erreichten die andere Straßenseite. »Sag mal, Steve, werde ich manchmal Pup genannt?« fragte ich ihn. »Ist das mein Spitzname? Pup oder Puppy?«
    Er

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