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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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entdeckt werden, dann würden sie mich erkennen und annehmen, daß ich bereit war, mein Leben in die Schanze zu schlagen, um den Leichnam eines gefallenen Kameraden zu bergen.
    Ich rechnete damit, daß ich es bis zum Schützenloch schaffen konnte, wenn ich mich nur immer flach an den Boden preßte. Meine eigene Seite würde ja wohl den Grips aufbringen, für einen Rauchvorhang zu sorgen. Und dann ein Sprint zurück zum Drahtverhau, gefolgt von einer tränenreichen Wagnerszene, in der ich alles Lob von mir weisen und hocherhobenen Hauptes davonschreiten würde, um mich ganz meiner Trauer hinzugeben.
    Sogar für eine Selbstverständlichkeit wie den Rauchvorhang brauchten sie eine halbe Ewigkeit. Später erfuhr ich, daß der Trottel Hans Mend schließlich drauf gekommen war. Meine Güte, wenn ich mir vorstelle, daß mein Leben von diesen Schwachsinnigen abhing!
    Aber endlich bekam ich meinen Rauch, was den zusätzlichen Vorteil hatte, das tränenfeuchte Finale glaubwürdiger zu gestalten. Als ich sicher war, daß ich ausreichende –
     
    »Ich hoffe, du unterhältst dich bei deiner Lektüre.«
    In dem plötzlichen Schock, Rudis Stimme zu hören, ließ Hans das Tagebuch auf den Schreibtisch fallen und sprang auf.
    Rudi Gloder stand in der Tür und beobachtete ihn amüsiert. »Hat man dir nie beigebracht, daß es unhöflich ist, dasTagebuch eines Menschen zu lesen, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen?«
    Hans merkte, daß ihm die Stimme versagte. Er wollte sprechen, aber es kamen keine Worte heraus. Nur Tränen. Tränen und wütende Rachgier.

Kalendergeschichte
    PJs berühmte Pfannkuchen
     
    »Hunger, Mike?«
    »Tierisch.«
    »Ich hab dir PJ versprochen, also nichts wie hin.«
    Ich lief neben Steve den Bürgersteig entlang – den Fußweg oder wie das bei denen hieß – und sah mich um.
    »Das ist die Nassau«, sagte Steve, der meinen Blick bemerkt hatte. »Main Street, Princeton. Benannt nach dem Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien, so hat man’s mir jedenfalls erklärt. Links liegt der Campus, rechts die Bars, Cafés, Buchläden und so.«
    »Sieht irgendwie süß aus«, sagte ich.
    »Stimmt, fast schon zu süß. Da drüben liegt der Palmer Square, aber vorher kommt noch die Witherspoon, an der A and B liegt.« Er legte den Kopf auf die Seite und sah mich prüfend an, als wartete er auf eine Reaktion.
    »Äh … A and B?«
    »The Alchemist and Barrister. Das ist ein Pub?« fügte er mit der ansteigenden Intonation hinzu, die man bei Amerikanern und Australiern oft findet.
    »Pub? Ich dachte, das Wort wäre in Amerika ungebräuchlich.«
    »Nö, wieso? Das benutzen wir schon. Besonders in Princeton. Und erst recht, wenn’s um einen Irish Pub wie den A and B geht. Da waren wir übrigens gestern abend und haben Sam Adams und Absoluts weggekippt, als würde die Produktion eingestellt.«
    »Sam Adams?«
    »Das ist ein Bier, ein Dunkelbier. ’ne Art Ale? Wir haben es quartweise getrunken, und dazu Wodka pur, aber immer gib ihm.«
    »Und da waren wir gestern abend drin? Du und ich?«
    »Du, ich und noch ’n paar Jungs.«
    Ich nickte zögernd. »Ich weiß noch, wie ich umgekippt bin. Daran konnte ich mich nach dem Aufwachen erinnern. Oder so.«
    »Genau, das war am Palmer Square. Du hast die Wand vollgereihert und bist dann ratzfatz dagegengeknallt. Doc Ballinger meint, daß es dabei passiert sein könnte. Beim Schlag auf den Kopf.«
    »Daß
was
passiert sein könnte, Steve?« fragte ich, sah ihn an und versuchte, nicht durchzudrehen. »Was glaubst du? Hab ich ein Rad ab? Sind das normale Amnesiesymptome? Daß man plötzlich einen britischen Akzent hat und glaubt, man lebt in ›Cambridge, England‹ und nicht in ›Hertford, Connecticut‹? Ist das normal? Was hat der Arzt dir gesagt? Du warst lange genug bei ihm drin. Er hat doch bestimmt so seine Vermutungen.«
    Er schlug die Augen nieder. »Doc Ballinger hat gesagt, du sollst es ruhig angehen lassen, Mike. Am besten unbekümmert in den Tag reinleben. Nichts erzwingen. Wir laufen einfach durch die Stadt und über den Campus, und ich zeig dir überall, wo’s langgeht. Nach und nach wird dir alles wieder einfallen, darauf kannst du Gift nehmen. Und heute nachmittag gehen wir bei diesem Taylor vorbei.«
    »Wer ist das?«
    »Irgendein Professor.«
    »Ein Psychiater?«
    »Ja, irgendwas in der Richtung. Spielt auch keine Geige. Wetten, der gibt dir bloß mit seinem Reflexhämmerchen ’n paar hinter die Löffel, und schon bist du wieder der alte.«
    »Und du paßt solange

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