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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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›Restaurant‹ und ›bezaubernd‹ und ›ist dem so?‹ und all so ’n Kram.«
    »Also, ich sag ständig ›Diner‹. Machen doch viele Engländer. Und ›süß‹ auch. Es ist schließlich nicht so, als wären wir völlig unbeleckt von amerikanischer Kultur, oder? Jane findet sogar, ich rede schon …« Ich brach ab und runzelte die Stirn.
    »Jane? Wer ist denn das?«
    Ich rieb mir die Nase wie ein echter Raucher. »Das weiß ich nicht genau. Sie trägt einen weißen Kittel und hat michverlassen. Soviel weiß ich noch. Und sie hat den Renault Clio mitgenommen.«
    »Den
was

    »Das ist eine Automarke. Ein französischer Wagen. Renault Clio.«
    »Wie Kleopatra?«
    »Nein, C-L-I-O.«
    »Whig-Clio!« Steve schlug aufgeregt auf den Tisch.
    »Wie bitte?«
    »Whig-Clio sind zwei Campus-Gebäude. Hunderte von Jahren alt. Da waren wir gestern abend, bei der Cliosophischen Gesellschaft.«
    »Der Cliosophischen Gesellschaft?«
    »Klar, schon vergessen? Es gab eine Diskussion über die politischen Beziehungen zwischen Amerika und Europa. Sterbenslangweilig, deswegen sind wir früher weg. Und jetzt hab ich grad gedacht, du bist mit dem Kopf gegen die Wand geknallt, bist eingeschlafen, so breit, daß dich jede Flunder als Bruder begrüßt hätte, und hast geträumt! Und der Traum hat dich so gefesselt, daß du noch immer nicht richtig wach bist. Verstehst du? Du hast geträumt, du wärst in England, und da ist dieser Wagen aufgetaucht, diese französische Clio, weil du das ganze Zeug noch im Kopf hattest. Klar! Daran liegt das!«
    Ich starrte ihn an und hätte ihm nur zu gern geglaubt, hatte aber doch so meine Zweifel. »Möglich wär’s, glaub ich …«
    »So
muß
es gewesen sein!«
    »Was ist denn eine Cliosophische Gesellschaft?«
    »Ach weißt du, die veranstaltet Podiumsdiskussionen. Hat sich nach Clio benannt, der Muse der Geschichte oder so.«
    »Geschichte! Natürlich … Geschichte«, das Bächlein der Erinnerung plätscherte in meinem Hinterkopf. »Ich höre Geschichte, oder?«
    »Ach Gott, du hörst alles mögliche, woher soll ich das wissen?«
    »Nein, ich meine, ich studiere Geschichte. Geschichte ist mein … mein Hauptfach.«
    Er sah mich an, als wollte ich ihn auf den Arm nehmen.
    »Komm mal auf ’n Boden, Mike. Philosophie. Dein Hauptfach ist Philosophie.«
    Ich starrte ihn an. »
Philosophie?
Hast du Philosophie gesagt?
Autsch!
«
    Steve nahm die Zigarette, die ich fallen gelassen hatte, und drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Hey, aufgepaßt, Kumpel.«
    »Aber ich hab doch gar keine Ahnung von Philosophie!«
    »Prämisse eins: Fahrlässig gerauchte Zigaretten können Verbrennungen hervorrufen. Prämisse zwei: Verbrennungen verursachen Schmerz, und Schmerz ist schlimm. Conclusio: Rauchen gefährdet die Gesundheit.«
    Jo-Beth trat an den Tisch. »Zweimal das Frühstück Spezial. Haut rein, Jungs.«
    Ich traute meinen Augen nicht, als ich den Pfannkuchenturm sah, den sie mir hinstellte. Oben auf dem Stapel schmolz ein weißer Butterklecks. Unten, im Erdgeschoß des Tellers, waren dünne, knusprig gebratene Schinkenstreifen um zwei Spiegeleier drapiert worden. Ich lutschte an meiner Brandblase und starrte fassungslos das monströse Stilleben an.
    »Das soll ich alles essen?«
    »Wird sich kaum vermeiden lassen«, sagte Steve und stützte die Ellenbogen auf den Tisch.
    »Und das hier?« fragte ich und zeigte auf vier Tütchen Ahornsirup. »Wozu soll das gut sein?«
    Statt einer Antwort riß er zwei seiner Tütchen auf und drückte sie über seinem Schinken aus.
    »Schinken mit Ahornsirup?« fragte ich ungläubig. »Dann muß ich wirklich träumen.«
    Aber als ich probierte, schmeckte es vorzüglich. Einfach goldrichtig, als hätte mein Körper nichts anderes erwartet.
    »Kaum zu fassen«, sagte ich, als ich aufgegessen hatte, mirdie nächste Zigarette ansteckte und den Rauch genüßlich inhalierte, »daß ich das alles geschafft habe.«
    »Vielleicht war’s genau das, was du brauchtest«, meinte Steve und goß mir Kaffee aus einer Kanne nach, die Jo-Beth im Vorbeigehen flink auf den Tisch gestellt hatte.
    »Und so ein Frühstück putz ich regelmäßig weg?«
    »Klar doch. Praktisch jeden Morgen.«
    »Und warum wieg ich dann keine fünfzehn Stones?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, warum …« Ich sah an die Decke und versuchte mich im Kopfrechnen. »Warum wieg ich keine hundert Kilo oder so? Warum bin ich kein Fettwanst?«
    Steve grinste. »Da mußt du schon Trainer Heywood fragen.«
    Mir sank das Herz in die

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