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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Dartmouth, das weiß ich nicht genau. Jedenfalls nur vier Universitäten. Und das römische Zahlwort IV besteht aus den Buchstaben I und V.
Eye-vee
– Ivy – Efeu.«
    »Die zweite Theorie gefällt mir besser«, sagte ich nach kurzem Überlegen. »Und wo bin ich heute morgen aufgewacht? Wie heißt das?«
    »Ach, das ist Henry Hall, ein Wohnheim auf der Westseite des Campus, die allgemein Slum genannt wird.«
    »Slum?«
    »Ja, dabei ist es dort ganz malerisch. Die Gegend heißt Slum, weil man vom Campuszentrum mit den Verbindungshäusern so weit laufen muß. Aber als Wohnheim liegt es ganz nett, gleich um die Ecke vom University Place, wo der Princeton University Store ist, das Macartney Theater und der Wawa Minimart – das ist ein ganz ordentlicher Supermarkt. Und das hier« – Steve deutete auf ein kleines verziertes Gebäude vor uns – »ist das Chancellor Green Student Center. Das ist ein beliebter Treffpunkt. In der Rotunde gibt’s Cafés, ’ne Spielhölle und all so’n Kram. Erkennst du’s zufällig wieder?«
    Ich hörte ihm kaum noch zu, weil gerade etwas oder eher jemand herauskam, den ich definitiv wiedererkannte. Beim bloßen Anblick rauschte eine Flutwelle von Erinnerungen über mich hinweg wie in
Johnny Mnemonic
, wenn er ganze Festplatten runterlädt.
Johnny Mnemonic
… Keanu Reeves … Keanu Young, Dr. Trendy … Jane … kleine orangefarbene Pillen … auf einen Schlag kehrte so vieles zurück, daß ich Angst vor einer Speicherüberlastung bekam.
    »Double Eddie!« schrie ich. »Menschenskind, Double Eddie!«
    Er sah kurz herüber, und dann über seine Schulter, als suchte er nach dem Angesprochenen.
    Ich ließ Steve stehen und lief zu ihm. »Mein lieber Mann«, sagte ich außer Atem, »bin ich vielleicht froh, dich zu sehen! Wie geht’s dir? Hast du irgendeine Ahnung, was hier los ist?«
    Er starrte mich ausdruckslos an. »Kennen wir uns irgendwoher?«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Mensch, laß denScheiß, Eddie. Du bist doch Eddie. Dich würd ich überall wiedererkennen.«
    Eddie sah Steve an, der mir nachgelaufen kam.
    »Ich glaube, wir gehen lieber, Mikey«, sagte Steve.
    »Ich
kenne
diesen Mann«, sagte ich. »Du heißt doch Double Eddie, oder etwa nicht?«
    Double Eddie schüttelte den Kopf. »Nee, tut mir leid, Mann. Ich heiße Tom.«
    Sein amerikanischer Akzent machte mich wahnsinnig. »Nein!« Ich rüttelte ihn an der Schulter. »Das kannst du mir doch nicht antun. Du bist Edward Edwards, ich kenne dich doch.«
    »Hey, reg dich ab, klar? Ich heiße allerdings Edward Edwards. Edward Thomas Edwards, aber ich kenne dich nicht.«
    Steve zog mich sanft von Double Eddie weg. Ich konnte es zwar nicht sehen, aber spüren, daß er Eddie hinter meinem Rücken ein Zeichen gab. Wahrscheinlich tippte er sich an die Stirn. Tut mir leid, mein Freund hat einen Dachschaden.
    »Aber als du noch in Cambridge warst«, sagte ich verzweifelt, »da wurdest du doch Double Eddie genannt. Du warst mit James McDonell zusammen. Ihr habt euch eine Szene geliefert, und ich hab deine CDs aufgesammelt. Schon vergessen?«
    Double Eddie wurde knallrot und wich zurück. »Was soll der Scheiß? Ich kenne dich nicht. Verpiß dich, aber dalli!«
    »Tut mir leid …«, sagte ich und fuhr mir durchs kurze Haar. »Ich wollte nicht … aber weißt du das denn nicht mehr? St. Matthew’s? Deine CD-Sammlung? James und du, ihr habt in F4 im Old Court gewohnt. Ihr hattet Zoff, aber dann habt ihr euch wieder versöhnt, und alles war Friede, Freude, Eierkuchen.«
    »Scheiße, Mann, du behauptest, ich wär ’ne Schwuchtel?« Double Eddie war puterrot angelaufen und knallte mir die Faust auf die Rippen. Ich taumelte gegen Steve.
    »Hey, hey, hey«, sagte der. »Vergessen wir’s, okay? Mikey hatte einen Unfall. Er ist mit dem Kopf wogegen geknallt, und seitdem spinnt sein Gedächtnis irgendwie. Er hat das nicht so gemeint. Immer mit der Ruhe, okay?«
    »Ach ja?« sagte Double Eddie. »Dann mach ihm schleunigst klar, er soll sich diese widerliche Schwulenscheiße abschminken, oder ich knöpf mir seinen Schädel erst richtig vor.«
    »Puuh!« sagte Steve, nachdem Eddie verschwunden war. »Du mußt dich zusammenreißen, Junge. Du kannst doch nicht durch die Gegend ziehen und den Leuten solche Sachen an den Kopf schmeißen!«
    »Er
ist
es!« sagte ich, sah Eddies Rücken nach und erinnerte mich nur zu gut daran, wie er durch den Old Court stolziert war und bockig seine CDs über den Rasen verstreut hatte. »Da bin ich

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