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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Wassereis! Du kannst durch Elektrolyse den Sauerstoff herausziehen!«
    Ein Rettungsschiff würde Jahre brauchen, bis es Pluto erreichte. Sie mußten es ganz neu bauen und auch ein neues Landefahrzeug entwerfen. Ich hatte nur noch die Batterien zur Verfügung.
    Früher oder später würde ich auch über keine Energie mehr verfügen können. Sammy sah dieses Problem überhaupt nicht. Er war viel verzweifelter als ich. Ich hatte noch genügend Vorrat an berühmten, letzten Worten. Doch ich hörte auf, sie hinaus in den Raum zu senden, weil sie Sammy zum Wahnsinn getrieben hätten.
    Ich passierte Jeromes Statue einmal zuviel. Dabei kam mir eine Idee.
    Das kommt davon, wenn man nicht sterben möchte.
    In Nevada, drei Milliarden Meilen von hier entfernt, liegt eine halbe Million Leichen, umgeben von flüssigem Stickstoff in unterirdischen Gewölben. Eine halbe Million Menschen warten dort auf eine irdische Wiederauferstehung, sobald die Medizin ein Verfahren kennt, um sie schonend wieder aufzutauen, ihre einstmals tödlichen Leiden zu heilen und alle zusätzlichen Schäden zu reparieren, die durch Eiskristalle in ihrem Körper entstanden waren.
    Eine halbe Million Narren? Aber was für eine andere Wahl hatten sie denn, als sie starben?
    Ich starb ebenfalls.
    Ein Mensch kann ein paar Zehntelsekunden im Vakuum bei Besinnung bleiben. Wenn ich mich rasch bewegte, konnte ich mich in dieser Zeit meines Anzugs entledigen. Ohne diese Wärmeisolierung würde Plutos schwarze Nacht mir in Sekunden meine Körperwärme entziehen. Bei 50 Grad absoluter Temperatur würde ich hier tiefgekühlt warten, bis für mich der Tag der Wiederauferstehung kam. Auf die eine Art oder die andere.
    Sonnenlicht…
    … und Sterne. Keine Spur mehr von dem kriechenden Klumpen, der mich gestern so ungenießbar fand. Aber vielleicht blickte ich nur in die falsche Richtung.
    Ich hoffe, es hat noch rechtzeitig Unterschlupf gefunden.
    Ich blicke nach Osten, über die kraterübersäte Ebene. Am Rande meines Sichtfeldes erscheint mein Landefahrzeug unverändert und unversehrt.
    Mein Anzug liegt neben mir auf dem Eis. Ich stehe auf dem Gipfel eines schwarzen Felsens in meiner silberfarbenen Unterwäsche und blicke zum Horizont. Bevor die Kälte mein Gehirn erreichte, hatte ich noch Gelegenheit, diese heroische Haltung einzunehmen. Gehe nach Osten, junger Mann. Merkst du nicht, daß du die Himmelsrichtungen durcheinanderbringst? Doch der Nebel meiner Atemluft hüllte alles ein, und ich bewegte mich mit schrecklicher Hast.
    Sammy Cross muß inzwischen schon auf dem Weg zur Erde sein. Er wird ihnen sagen, wo ich stehe.
    Sterne strömen hinter den Bergen hervor. Die Ebene, Jerome und ich versinken unter den Sternen ins Bodenlose.
    Meine Leiche wird die kälteste in der Geschichte der Menschheit sein. Selbst die Toten der Erde werden nur bei einer Temperatur von flüssigem Stickstoff gelagert. Plutos Nacht läßt diese Temperatur als gnadenlose Hitze erscheinen, nachdem die 50 Grad absoluter Temperatur des Tages in das Vakuum verströmen.
    Ich bin zum Supraleiter geworden. Das Sonnenlicht bringt meine Körpertemperatur viel zu hoch, schaltet mich im Anbruch der. Dämmerung ab wie eine verdammte Maschine. Doch nachts wird mein Nervensystem zum Supraleiter. Ströme fließen, Gedanken fließen, Empfindungen fließen. Sie fließen unendlich träge. Die einhundertunddreiundfünfzig Stunden von Plutos Umdrehungen zucken vorüber, als wären sie nur eine Viertelstunde. Bei diesem Tempo kann ich sogar erwarten…
    Ich stehe dort als Denkmal und Aussichtspunkt. Kein Wunder, daß mich nichts mehr erschüttern kann. Wasser ist hier Stein, und meine Drüsen sind Eisadern in meinem Innern. Doch ich empfinde den Zug der Schwerkraft, den Schmerz in den Ohren, das Saugen des Vakuums auf jedem Quadratzentimeter meines Körpers. Das Vakuum bringt mein Blut nicht zum Kochen. Doch die Anspannungen sind ebenfalls in mein Eis gebettet, und ich merke, wie der Wind von meinen Lippen pfeift, als stieße ich Zigarettenrauch aus.
    Das kommt davon, wenn man nicht sterben will. Was für ein göttlicher Scherz, wenn mein Wunsch in Erfüllung ginge!
    Glauben Sie, daß man mich finden wird? Pluto ist nur ein kleiner Planet. Und das Schiff ist ein Wegweiser.
    Aber es ist mit Frost bedeckt, grauweiß auf grauweißer Ebene. Es sieht aus wie ein natürlicher Eisklumpen auf einer Ebene aus Eis. Ich kann hier stehen bis in die Ewigkeit, ehe sie mein Schiff von der Umgebung unterscheiden

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