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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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zwischen diesen gefrorenen Bergspitzen steigt ein leuchtender Punkt auf.
    Ich erkenne die Sonne, obwohl ihre Scheibe nicht größer ist als andere, schwächere Sterne. Die Sonne strahlt als kalter Punkt zwischen den gefrorenen Bergspitzen. Sie befreit sich aus der Schlucht und scheint in meine Augen…
    Die Sonne ist fort, das Sternenfeld hat ein anderes Muster. Ich muß ohnmächtig geworden sein.
    Habe ich einen Fehler gemacht? Er wird mich nicht umbringen. Trotzdem könnte ich rasend darüber werden…
    Ich werde es nicht. Ich spüre nichts – keinen Schmerz, keinen Verlust, kein Bedauern, keine Furcht. Nicht einmal Mitleid. Was für eine Situation! Das ist alles.
    Graues Weiß über grauem Weiß: Das Landungsfahrzeug, gedrungen und konisch zugespitzt, liegt halb vergraben auf der Eisebene unterhalb meiner Augenhöhe. Hier stehe ich, blicke nach Osten und warte.
    Das kommt davon, wenn man nicht sterben will.
     
     
    Pluto war nicht der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Vor zehn Jahren, 1979, wurde diese Theorie umgestoßen. Jetzt stand Pluto im Perihelion – so nahe der Sonne und der Erde, wie es seine Umlaufbahn erlaubte. So eine günstige Gelegenheit durften wir natürlich nicht ungenützt verstreichen lassen.
    Deshalb kamen wir – Jerome, Sammy und ich – in einer aufgeblasenen Plastikblase, die auf einem Ionenstrom balancierte. Wir hatten anderthalb Jahre in dieser Plastikblase gelebt. Nach so einer langen Zeit, ohne wirkliches Privatleben, hätten wir uns eigentlich hassen müssen wie die Pest. Wir taten es nicht. Das psychologische Team der UN mußte gut gewählt haben.
    Doch – was für eine Erleichterung, wenn man einmal für sich allein blieb, und wenn es auch nur Minuten waren. Wenn man etwas tun konnte, was nicht vorhersehbar war. Eine neue Welt konnte unendlich viele Überraschungen bringen. Das gleiche traf aber auch für eine Maschine zu, die man im Labor gründlich getestet hatte. Ich glaube nicht, daß einer von uns blindes Vertrauen zu unserer Nerva-K hatte, die unser Landungsfahrzeug antrieb.
    Man muß es nur gründlich durchdenken. Für lange Reisen im Raum verwendet man einen Ionenstrom, der einen schwachen Schub für lange Zeiträume liefert. Der Ionenmotor an unserem eigenen Fahrzeug war jahrzehntelang im Einsatz gewesen. Wo die Schwerkraft erheblich geringer ist als auf der Erde, landet man mit zuverlässigen chemischen Raketen. Für Landungen auf der Erde und auf der Venus verwendet man Hitzeschilde und die Bremskraft der Atmosphäre. Für Landungen auf den Gasriesen – aber wer will da schon landen?
    Die Nera-Fusionsraketen werden nur zum Start von der Erde verwendet, wo der Schub und die Leistung zählen. Manövrierfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit sind lebenswichtig, wenn man mit seiner eigenen Antriebskraft landen muß. Und ein schwerer Planet hat immer Atmosphäre, die einen abbremst.
    Pluto hatte keine Atmosphäre.
    Für Pluto waren chemische Schubdüsen zu schwer, die uns wieder in den Raum hinausschießen konnten. Wir brauchten einen atomaren Nerva-Raketenmotor, der Wasserstoff als Reaktionsmasse benutzte und äußerst manövrierfähig war.
    Wir hatten diesen Motor. Doch wir trauten ihm nicht.
    Jerome Glass und ich gingen auf Pluto nieder und ließen Sammy Cross in einer Park-Umlaufbahn zurück. Natürlich beschwerte er sich darüber. Er hatte sich anderthalb Jahre deswegen nicht beruhigen können, seit wir vom Kap K. gestartet waren. Doch einer mußte ja da oben kreisen. Einer mußte an Bord des Fahrzeuges bleiben, das zur Erde zurückkehrte. Er mußte die Nachrichten zur Erde übermitteln, eingreifen, wenn etwas schiefging und die Bomben werfen, die das einzige echte Geheimnis von Pluto lösen sollten.
    Wir lösten dieses Rätsel leider nicht. Wo nimmt Pluto all seine Masse her? Der Planet ist ein dutzendmal dichter, als er es eigentlich sein durfte. Wir hätten dieses Rätsel mit den Bomben lösen können, wie man im letzten Jahrhundert das Rätsel des Erdaufbaues löste. Man erfaßte das Muster der Erdbebenschwingungen, die durch den Kern der Erde liefen. Doch diese Schwingungen wurden durch natürliche Ursachen ausgelöst. Auf Pluto hätten die Bomben viel bessere Dienste geleistet.
    Eine helle Sternen-Sonne leuchtet plötzlich zwischen den Fangzähnen der Berge auf. Ich frage mich, ob sie alle Rätsel gelöst haben, wenn meine Wache hier endet.
    Der Himmel hüpft auf und nieder und beruhigt sich wieder.
    Ich blicke nach Osten über die Ebene, wo wir mit

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