Geschichten aus dem Ringwelt-Universum
können.
Aufhören!
Sonnenlicht…
Die Sterne rollen am Himmel hinauf. Dieselben Formationen, immer von den gleichen Punkten sich entrollend. Ob auch Jeromes Leiche diesen Zustand besitzt? Dasselbe halbe Leben lebt wie ich? Er hätte sich ausziehen sollen, wie ich das getan hatte. Mein Gott! Ich hätte daran denken sollen, ihm das Eis von den Augen zu wischen!
Ich wollte, diese superflüssige Amöbe käme wieder zurück.
Verdammt. Es ist kalt…
Das Oktopusauge
Es war ein Brunnen.
Henry Bedrosian und Christopher Luden beugten sich über den Rand und starrten in die undurchdringliche Finsternis hinunter. Ihr Motorrad mit den Luftgummireifen lag vergessen im Sand, feinkörnigem, rosafarbenem Sand, der sich in endloser Weite bis zu dem gleichförmigen Horizont erstreckte, dessen Farbe vom Himmel entliehen war. Der Himmel war blutrot. Es hätte ein flammender Sonnenuntergang in Kansas sein können, doch die winzige Sonne stand noch im Zenit. In der unwirtlichen Wildnis des Mars nahm sich der durchscheinende, behauene Stein aus wie eine Gotteslästerung.
Der Brunnen ragte vier Fuß aus dem Sand, war ungefähr rund und knapp drei Meter im Durchmesser. Die verwitterten Steine waren aufrecht stehende Blöcke, die etwa einen Fuß hoch, einen Fuß lang und zwölf Zentimeter breit waren. Aus welchem Material die Steine auch bestehen mochten, sie schienen jedenfalls von einem schwachen inneren Glühen erfüllt.
»Er wirkt so menschlich!« sagte Henry Bedrosian. In seiner Stimme schwang ein Hauch von enttäuschter Verwunderung, die sich in seinem dunklen Gesicht mit der scharf gezeichneten Nase widerspiegelte.
Chris Luden wußte, was er damit meinte. »Das ist ganz normal. Mit einem Brunnen ist es wie mit einem Hebel oder einem Rad. Diese Dinge sind so einfach, daß man nicht viel daran verändern kann. Ist dir die Form der Steine aufgefallen?«
»Ja. Seltsam. Aber sie könnten dennoch von Menschen gemacht sein.«
»In dieser Luft? Während sie Stickstoffoxyd einatmen und Salpetersäure trinken? Aber…« Hier holte Chris tief Atem, »wir wollen uns nicht beklagen. So ist das Leben, Harry! Wir sind auf die Spuren intelligenter Lebewesen gestoßen!«
»Das müssen wir Abe berichten.«
»Genau.«
Beide rührten sich jedoch noch eine ganze Weile nicht von der Stelle. Sie standen über den Brunnen gebeugt und starrten in seine schwarzen Tiefen hinunter. Das leuchtende Grün ihrer Druckanzüge hob sich vom Rosa des Sandes und dem Dunkelrot des Himmels scharf ab. Schließlich wandten sie sich ab und bestiegen das Marsmobil.
Die Landefähre ragte wie ein aufgerichteter Kugelschreiber in den Himmel. Ihre untere Hälfte bestand aus drei auseinandergespreizten Beinen, einem wiederzündenden Raketenantrieb und einem großen Laderaum, der jetzt zu zwei Dritteln leer war. Die obere Hälfte bestand aus der Wiedereintrittsstufe in die Umlaufbahn. In weiter Ferne, hinter den geschwungenen Dünen, konnte man einen weißen Fleck erkennen, den abgeworfenen Treibanker.
Das Marsmobil, ein vielgepriesenes zweisitziges Motorrad mit großen Ballonreifen und einer Reihe von Sondervorrichtungen, tuckerte auf eines der Landebeine zu und hielt an. Henry stieg ab und kletterte in die Kabine, um Abe Cooper im Orbiter anzurufen. Chris Luden stieg in den Laderaum und durchwühlte einen unordentlichen Haufen von Ausrüstungsgegenständen, bis er eine dicke Rolle Bindfaden, einen Metalleimer und einen schweren Gesteinshammer, sie alle gegen die zersetzende Atmosphäre besonders gefeit, gefunden hatte. Er warf die Gegenstände neben das Marsmobil hinunter und kletterte wieder hinaus. »Nun wollen wir mal sehen«, sagte er bei sich.
Henry stieg die Leiter hinunter. »Abe ist außer sich. Er sagt, wenn wir ihn nicht alle fünf Minuten anrufen, kommt er zu uns runter. Er will wissen, wie alt der Brunnen ist.«
»Das möchte ich auch gerne wissen.« Chris schwang den Hammer. »Wir werden ein Stückchen abhauen und es analysieren. Komm schon.«
Der Brunnen war eineinhalb Meilen von dem Schiff entfernt und von unauffälliger Farbe. Hätten sie nicht eine Flagge zurückgelassen, hätten sie die Stelle wahrscheinlich nicht wiedergefunden.
»Laß uns als erstes untersuchen, wie tief er ist«, sagte Luden. Er legte den Hammer in den Eimer, um ihn zu beschweren, befestigte eine Schnur am Griff und ließ ihn fallen. Sie standen wartend in der unheimlichen Stille der Marswüste und lauschten… Das Seil war beinahe am Ende, als der Eimer unten
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