Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
unserem Schiff landeten. Die Ebenen und die Berge dahinter schienen zu versinken wie Atlantis. Doch das war nur eine Illusion, die durch den Fluß der Sterne erzeugt wurde. Wir gleiten unaufhörlich am schwarzen Himmel hinunter, Jerome und ich und das gestrandete Schiff.
    Die Nerva-K hatte perfekt funktioniert. Wir schwebten ein paar Minuten lang über einer Stelle, um uns durch mehrere Schichten gefrorenen Gases hindurchzuschmelzen und etwas Festes als Landekissen unter den Rumpf zu bekommen. Kondensierende Gase dampften und kochten um uns herum, und wir setzten in einem weißen Nebel auf, der von der Wasserstofflamme erhellt wurde.
    Schwarzer, feuchter Boden erschien unter der Rundung unseres Landewulstes. Langsam ließ ich das Schiff sinken, unendlich langsam – und wir hatten Bodenberührung.
    Wir brauchten eine Stunde, um das Schiff durchzuchecken und auszusteigen. Doch wer sollte der erste sein? Das war keine leichte Entscheidung. Pluto würde der letzte Außenposten des Sonnensystems für viele Jahrzehnte bleiben, und der Ruf, als erster Mensch Pluto betreten zu haben, würde wahrscheinlich die Zeiten überdauern.
    Jerome gewann bei der Münzentscheidung. Nur weil die Münze zufällig auf die Ziffer fiel, würde Jerome als Unsterblicher in die Geschichte eingehen. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Ich wünschte, ich könnte jetzt immer noch, ein Lächeln aufbringen. Er lachte und sprach von Marmordenkmälern, als er in die Schleuse stieg.
    Ironie des Schicksals, dachte ich bitter.
    Ich schraubte gerade meinen Helm fest, als Jerome Flüche in das Helmmikrophon schrie. Ich beendete meine Checkliste und folgte ihm dann ins Freie.
    Ein Blick genügte.
    Der schwarze, feuchte Boden unter unserem Landewulst war schmutziges Eis gewesen – Wassereis, vermischt mit leichteren Gasen und Steinen. Die Hitze der Nerva-Düsen hatte dieses Eis geschmolzen. Die Steine im Eis waren abgesunken. Das Landefahrzeug ebenfalls. Und als das Wasser wieder zu Eis erstarrte, schnürte es unseren halben Rumpf ein. Unser Landungsfahrzeug war halb im Eis versunken.
    Wir hätten uns ja noch ausführlicher umsehen können, ehe wir versuchten, das Schiff wieder aus dem Eis zu lösen. Als wir Sammy von unserer Lage berichteten, schlug er uns das ebenfalls vor. Doch Sammy war oben im Schiff, das zur Erde zurückkehren sollte, und wir waren hier unten, gestrandet im Eis einer anderen Welt.
    Wir hatten Angst. Solange wir unser Landefahrzeug nicht aus dem Eis befreit hatten, taugten wir nicht für andere Aufgaben. Wir wußten das beide.
    Ich wundere mich heute, weshalb ich mich nicht mehr an diese Angst erinnern kann.
    Wir hatten eine einzige Chance. Das Landefahrzeug war so gebaut, daß es sich über die Oberfläche von Pluto bewegen konnte. Es hatte keine Landestützen, sondern nur einen Landewulst. Der Schub von einem halben g hätte genügt, um uns einen Bodeneffekt zu geben. Das war sicherer und billiger, als das Schiff wie eine ballistische Rakete in den Raum zu schießen. Der Landewulst mußte Gas eingefangen haben, als das Schiff versank. Die Nerva-K-Maschine mußte sich in einem Raum voller eingefrorener Gasblasen befinden.
    Wir konnten uns wieder aus dem Eis herausschmelzen.
    Wir gingen so vorsichtig vor, wie zwei gutgeschulte Männer in einer Krisensituation nur sein konnten. Die Wärme nahm in der Nerva-K zu – so langsam, daß wir uns vor Ungeduld die Lippen blutig bissen. Im Flug wirkte der kalte Wasserstoff wie ein Kühlmittel, wenn er durch den Reaktor floß. Hier konnten wir diese Nebenwirkung keinesfalls gebrauchen. Doch die Umgebung des Motors war schrecklich kalt. Die beiden Faktoren konnten sich daher ausgleichen oder…
    Plötzlich spielten die Meßgeräte verrückt. Irgend etwas war unter dem Einfluß des wahnwitzigen Temperaturunterschiedes zusammengebrochen. Jerome schaltete die Dämpfer ein – ohne Erfolg. Vielleicht waren sie zerschmolzen. Vielleicht waren Leitungen zusammengebrochen, oder die Widerstände waren bei dieser extremen Kälte zu Supraleitern geworden. Vielleicht war der Reaktor – aber das spielte jetzt alles keine Rolle mehr.
    Ich wundere mich nur, warum ich mich nicht mehr an die Angst erinnern kann.
    Sonnenlicht…
    Und ein dumpfes, traumartiges Gefühl. Ich bin wieder bei Bewußtsein. Ich sehe die gleichen Sternenformationen über den gleichen schwarzen Bergen aufgehen.
    Etwas Schweres kriecht an mich heran. Ich spüre sein Gewicht auf der Rückseite meiner Beine und meinem Rücken. Was ist es? Warum

Weitere Kostenlose Bücher