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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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nicht! Alf hätte sich eigentlich rechtfertigen müssen!
    Schließlich war es Carter, der seufzend klein beigab. »Du kannst mich nicht einholen, Alf.«
    »Nein, aber ich kann dir so lange auf den Fersen bleiben, wie ich will.«
    »Du kannst mir genau vierundzwanzig Stunden lang auf den Fersen bleiben. Dein Luftvorrat reicht für achtundvierzig Stunden. Ich glaube nicht, daß du dich umbringen wirst, nur um mich zu töten.«
    »Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen. Aber es wird gar nicht notwendig sein. Morgen mittag wirst du mir nachjagen. Du mußt atmen, genau wie ich.«
    »Schau her«, sagte Carter. Der O-Tank vor seinen Knien war leer. Er kippte ihn zur Seite hinaus und sah zu, wie er hinunterpurzelte.
    »Ich hatte einen Reservetank«, sagte er. Er lächelte erleichtert, daß er von der drückenden Last befreit war.
    »Ich kann vier Stunden länger leben als du. Willst du nicht umkehren, Alf?«
    »Nein.«
    »Er ist es nicht wert, Alf. Er war doch bloß ein Schwuler.«
    »Und darum muß ein Mensch sterben?«
    »Ja, wenn er mich anmacht. Vielleicht bist du auch ein bißchen andersherum?«
    »Nein. Und Lew war auch nicht schwul, bevor er hierherkam. Sie hätten eine gleiche Anzahl von Männern und Frauen hierherschicken sollen.«
    »Amen.«
    »Weißt du, vielen Menschen wird beim Gedanken an Homosexuelle ein bißchen komisch zumute. Mir geht es selbst so, und es hat mir sehr weh getan, zu sehen, daß es Lew erwischte. Aber es gibt nur einen Typ von Menschen, der ihnen auflauert, um ihnen eine Abreibung zu verpassen.«
    Carter runzelte fragend die Stirn.
    »Latent Gefährdete. Kerle, die glauben, sie könnten schwul werden, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gäbe. Sie können Schwule nicht in ihrer Nähe dulden, weil Schwule eine Versuchung für sie darstellen.«
    »Du erwiderst nur mein Kompliment.«
    »Vielleicht.«
    »Jedenfalls hat die Stadt auch ohne – solche Dinge schon genug Probleme. Das ganze Projekt könnte von jemanden wie deinem Bruder zunichte gemacht werden.«
    »Wie gut können wir Mörder gebrauchen?«
    »Ziemlich gut im Augenblick.« Plötzlich wurde Carter klar, daß er jetzt sein eigener Verteidiger war. Wenn er Alf überzeugen konnte, daß er nicht hingerichtet werden durfte, dann konnte er auch die anderen überzeugen. Wenn nicht – mußte er die Blase zerstören oder sterben. Er fuhr fort, so überzeugend wie möglich zu reden.
    »Weißt du, Alf, mit der Stadt sollen zwei Ziele erreicht werden. Das eine besteht darin, herauszufinden, ob wir in einer derartigen feindseligen Atmosphäre überhaupt leben können; das andere, mit den Marsbewohnern Kontakt aufzunehmen. Wir sind nur fünfzehn Menschen in der Stadt…«
    »Zwölf. Dreizehn, wenn ich zurückkomme.«
    »Vierzehn, wenn wir beide zurückkehren. Jeder von uns ist zum Funktionieren der Stadt mehr oder weniger unentbehrlich. Sicher. Aber ich werde in beiden Bereichen gebraucht. Ich bin der Ökologe, Alf. Meine Aufgabe ist es nicht nur, dafür zu sorgen, daß die Stadt nicht aufgrund irgendeines Ungleichgewichts zugrunde geht, sondern ich muß darüber hinaus herauszufinden, wie die Marsbewohner leben, wovon sie sich ernähren, in welcher Beziehung die Lebensformen auf dem Mars zueinander stehen. Verstehst du?«
    »Sicher. Aber was ist mit Lew? War er nicht unentbehrlich?«
    »Wir können ohne ihn auskommen. Er war der Funkspezialist. Mindestens zwei von uns haben genügend Erfahrung, um den Funkverkehr zu übernehmen.«
    »Du machst mich wirklich glücklich. Gilt nicht dasselbe für dich?«
    Carter dachte angestrengt nach. »Ja, insbesondere Gondot war in der Lage, das Versorgungssystem der Stadt ohne große Hilfe aufrechtzuerhalten. Aber – nicht mit der Ökologie auf dem Mars. Es gibt keine…«
    »Es gibt keine Ökologie auf dem Mars. Jack, hat je ein Mensch irgendwelches Leben auf dem Mars entdeckt, abgesehen von der Mumie in Menschengestalt? Du kannst keine Ökologieforschung betreiben, wenn du nichts hast, von dem du deine Ableitungen machen kannst. Es gibt nichts, was du untersuchen könntest. Wozu bist du also nütze?«
    Carter hörte nicht auf zu reden. Er redete immer noch, als die Sonne im Sandmeer versank, und die Dunkelheit sie mit einem Schlag umfing. Doch inzwischen hatte er begriffen, daß es zwecklos war. Alfs Verstand hatte sich gegen ihn verschlossen.
     
     
    Bei Sonnenuntergang war die Blase wieder straff gespannt, und der gequälte Schrei der hereinströmenden Atemluft war nur noch ein müder

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