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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Asteroiden verbringen den größten Teil ihrer Existenz zwischen Mars und Jupiter, und es geschah nicht selten, daß einer von ihnen auf einen Planeten stieß, wo er zuvor doch nur eine Umlaufbahn durchquert hatte. Die Marsoberfläche war mit Asteroidenkratern übersät. Alte, verwitterte, scharf umrissene, neue, große, kleine, zerklüftete, glatte Krater. Die Blasenstadt stand in der Mitte eines verhältnismäßig neuen, großen Kraters von vier Meilen Durchmesser, ein ungeheurer, nachlässig geformter Aschenbecher, der in dem rötlichen Sand vergessen worden war.
    Die Buggies fuhren, indem sie den verstreut daliegenden, gekippten Felsblöcken auswichen, über zersprungenes Glas und strebten dann aufwärts, dem zerklüfteten Rand entgegen. Der blutrot gefärbte Himmel umgab eine winzige, strahlende Sonne, die genau im Zenit stand.
    Alf rückte beständig näher. Wenn sie den Rand hinter sich ließen und die Fahrt wieder bergab ging, würden sie sich unweigerlich wieder voneinander entfernen. Es würde eine lange Verfolgungsjagd werden.
    Jetzt war die Zeit der Reue gekommen, wenn es eine solche Zeit überhaupt gab. Aber Carter war nicht der Typ dazu, und abgesehen davon gab es nichts, dessen er sich hätte schämen müssen. Lew Harness hatte sterben müssen, hatte geradezu danach verlangt. Carter war lediglich erstaunt darüber, daß sein Tod eine so heftige Reaktion ausgelöst hatte. War es möglich, daß sie alle so waren – wie Lew? Unwahrscheinlich. Wenn er geblieben wäre und ihnen erklärt hätte…
    Sie hätten ihn in Stücke gerissen. Diese Fuchsgesichter mit den geweiteten Nüstern und den gebleckten Zähnen!
    Und nun wurde er von einem einzigen Mann verfolgt. Aber dieser Mann war Lews Bruder.
    Jetzt hatte er den Rand erreicht, und Alf war noch ein gutes Stück hinter ihm. Carter verlangsamte das Tempo, als er den Saum überquerte, denn er wußte, daß der Weg hinunter schwieriger war. Als er sich auf dem höchsten Punkt befand, explodierte zehn Meter von ihm entfernt ein Felsblock in einer grellweißen Flamme.
    Alf hatte eine Flammenpistole.
    Carter konnte sich gerade noch zusammenreißen, nicht aus dem Buggy zu stürzen und hinter einem Felsen Deckung zu suchen. Das Fahrzeug rollte schlingernd abwärts, und Carter mußte, ob er wollte oder nicht, seine Angst verdrängen, um nicht die Gewalt darüber zu verlieren.
    Das Geröll unterhalb des Kraterrandes bremste seine Geschwindigkeit erheblich. Carter lenkte den Buggy auf den nächstgelegenen Sandhang zu. Als er ihn erreicht hatte, tauchte eine Viertelmeile hinter ihm Alf am Rande des Kraters auf. Einen Augenblick lang stand seine Silhouette zögernd vor dem blutroten Himmel, dann flammte gleißend hell und erschreckend nah, eine zweite Detonation auf.
    Gleich darauf rollte Carter den Sandhügel hinunter auf einen vollkommen ebenen Horizont zu.
    Aus dem Funkgerät ertönte Alfs Stimme: »Wird eine Ewigkeit dauern, Jack.«
    Carter drückte auf den Sendeknopf. »Richtig. Wie viele Geschosse hast du noch?«
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.«
    »Das tue ich auch nicht. So, wie du sie verschwendest.«
    Alf antwortete nicht. Carter ließ das Funkgerät eingeschaltet; er wußte, daß Alf schließlich mit dem Mann reden würde, den er töten wollte.
    Der Krater, der ihre Heimat war, fiel zurück und verschwand schließlich. Endlose, flache Wüstenlandschaft dehnte sich vor den Buggies aus, flog unter den überdimensionalen Rädern dahin und fiel ebenfalls zurück. Sanft geschwungene Dünen tauchten vor ihnen auf, doch sie waren kein Hindernis für die Fahrzeuge. Einmal stießen sie auf einen Marsbrunnen. Er ragte einsam aus dem Sand auf, eine verwitterte runde Mauer aus behauenen Diamanten, mit einem Umfang von zehn Fuß und einer Höhe von sieben Fuß. Die Brunnen und die schrägen Schriftzeichen, die tief in ihre »Widmungstafeln« geritzt waren, waren der Grund für die Existenz der Stadt auf dem Mars. Da der einzige Marsbewohner, der je gefunden worden war – eine Mumie, die mindestens seit Jahrhunderten tot war –, bei der ersten Berührung mit Wasser explodiert war, wurde allgemein angenommen, daß es sich bei den Brunnen um Krematorien handelte. Aber das war nicht sicher. Auf dem Mars war nichts sicher.
    Das Funkgerät wahrte ein unheimliches Schweigen. Die Stunden verrannen, die Sonne glitt auf den tiefroten Horizont zu, und Alf sagte noch immer kein Wort. Es war, als hätte Alf Carter bereits alles, was es zu sagen gab, gesagt. Und das stimmte

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