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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Wenn er auf die Ebene hinunterfiel, wo sich der Autoverkehr abwickelte, wurde sein Körper für jede Organverwertung unbrauchbar. Er saß jetzt im Loch, preßte den Oberkörper fest an die Mauer. Er streckte die Arme nach oben aus. Zu kurz.
    Deshalb zog er ein Bein nach, federte und schnellte sich ab.
    Seine Hände schlossen sich über dem Dachsims, als sein Körper der Schwerkraft nachgeben mußte. Er stöhnte; aber es war zu spät. Das Dach des Gerichtsgebäudes bewegte sich! Es hatte ihn aus dem Mauerloch herausgezogen, ehe er wieder loslassen konnte. Er pendelte langsam über dem Abgrund hin und her, während das Band ihn hinwegtrug.
    Das Dach des Gerichtsgebäudes war ein Fußgängerband, ein Pedwalk.
    Er hatte nicht mehr die Kraft, sich hinaufzuschwingen. Das Band bewegte sich auf das Nachbargebäude zu, das die gleiche Höhe wie das Gericht hatte. Er konnte es erreichen, wenn er sich nur lange genug festklammerte.
    Die Fenster in dem anderen Gebäude sahen ganz anders aus. Man konnte sie zwar nicht öffnen – dafür war der Smog viel zu gefährlich – , aber die hatten Simse. Vielleicht konnte man das Glas einschlagen. Vielleicht auch nicht.
    Die Armmuskeln schmerzten höllisch. Er brauchte doch nur loszulassen, und… Nein, er hatte kein Verbrechen begangen, für das man sterben mußte. Er weigerte sich, zu sterben.
    Im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts gewann die Bewegung gegen die Todesstrafe immer mehr an Boden. Ihre Anhänger hatten ein Ziel vor Augen: Sie wollten die Hinrichtung durch eine Gefängnisstrafe ersetzen. Sie verfochten den Standpunkt, daß das Töten eines Menschen für sein Verbrechen ihm keine Lehre erteilt. Die Todesstrafe diente anderen auch nicht zur Abschreckung, wenn sie zu der gleichen Tat entschlossen waren. Der Tod sei unwiderruflich, argumentierten sie, während man einen zu Unrecht Verurteilten wieder auf freien Fuß setzen konnte, wenn seine Unschuld sich nachträglich herausstellte. Die Todesstrafe erfüllte keinen guten Zweck, sagten sie, und befriedigte nur das Rachebedürfnis der Gesellschaft. Und Rache sei kein legitimer Standpunkt für eine aufgeklärte Gesellschaft.
    Vielleicht hatten die Leute damals recht.
    Im Jahre 1940 veröffentlichten Karl Landsteiner und Alexander S. Wiener ihre Forschungsergebnisse über den Rhesusfaktor im menschlichen Blut.
    Gegen Mitte des Jahrhunderts bekamen die meisten verurteilten Mörder eine lebenslange Freiheitsstrafe oder eine Strafe auf Zeit. Viele wurden später wieder in die Gesellschaft entlassen, manche »rehabilitiert«, manche nicht. In manchen Staaten wurde sogar für Entführung die Todesstrafe ausgesprochen; doch man konnte nur wenige Geschworene dazu überreden, auf diese Strafe zu plädieren. Das gleiche galt für Angeklagte, denen man einen Mord zur Last legte. Wenn zum Beispiel ein Mann in Kanada wegen Einbruchs in Kalifornien wegen Mordes gesucht wurde, wehrte er sich gegen eine Auslieferung nach Kanada, weil er wahrscheinlich in Kalifornien eine mildere Strafe zu erwarten hatte als in Kanada. Viele Staaten hatten die Todesstrafe überhaupt abgeschafft.
    Die Besserung des Straffälligen war das Hauptanliegen der Wissenschaft und besonders der Psychologie.
    Doch…
    Damals gab es schon auf der ganzen Welt Blutbanken. Frauen und Männer mit Nierenleiden wurden bereits vom Tode gerettet, indem man ihnen die Niere ihrer Schwester oder ihres Bruders einpflanzte, falls sie als eineiige Zwillinge auf die Welt gekommen waren. Das traf allerdings nur in seltenen Fällen zu. Ein Arzt in Paris verwendete gespendete Nieren von nahen Verwandten und bestimmte schon im voraus, wie groß die Verträglichkeit zwischen dem Empfänger- und dem Spenderorgan sein würde, um die Überlebenschancen auszurechnen.
    Auch Augenverpflanzungen waren an der Tagesordnung. Doch ein Augenspender konnte bis zu seinem Tode warten, ehe er einen anderen Menschen vor dem Schicksal der Blindheit rettete. Menschliche Knochengewebe konnten jederzeit übertragen werden, wenn man sie vorher von Blutgefäßen und Mark säuberte.
    So war die Lage um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Im letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts konnte man jedes lebende menschliche Organ für eine genügend lange Zeit lagern. Transplantationen waren zur Routine geworden. Das wurde besonders durch das Skalpell »mit der hundertprozentigen Genauigkeit« ermöglicht – durch den Laser. Sterbende vermachten in der Regel ihren Körper der Organbank. Selbst die Lobbyisten der

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