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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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war er hier.
    Was die Lage noch verschlimmerte: Hier konnte er sich nicht als Nudist tarnen. Krankenkittel und Atemmasken waren das absolute Minimum an Bekleidung in dieser Anstalt. Selbst Nudisten mußten manchmal Kleidung anlegen.
    Und im Schrank?
    Im Schrank war nichts als ein modischer grüner Hut und eine durchsichtige Regenhaut.
    Vielleicht kam er damit durch bis auf die Straße. Er biß sich nervös auf die Fingerknöchel. Wenn er nur wüßte, wo der Aufzugsschacht war. Er mußte sich eben auf sein Glück verlassen. Wieder suchte er nach einem Rasierapparat.
    Er hatte bereits ein schwarzes Lederetui mit dem gesuchten Gegenstand in der Hand, als sich die Tür öffnete. Ein korpulenter Mann im weißen Kittel rauschte herein. Er war schon fast am ersten Schreibtisch, ehe er Lew bemerkte. Er blieb stocksteif stehen. Sein Unterkiefer klappte herunter.
    Lew brachte ihn wieder in seine alte Lage zurück, indem er dem Mann den Rasierapparat gegen das Kinn schlug. Zähne knirschten und splitterten. Die Knie des Mannes gaben nach, als Lew bereits durch die Tür in den Korridor hinauslief.
    Der Aufzug war keine zehn Meter entfernt. Die Türen standen einladend offen. Es war niemand zu sehen. Lew trat in den Fahrstuhl und drückte auf den untersten Knopf. Er rasierte sich, während der Fahrstuhl nach unten glitt. Die Klinge rasierte scharf und rasch, und Lew bearbeitete gerade seine Brusthaare, als der Fahrstuhl hielt und die Türen sich öffneten.
    Eine hagere Technikerin stand vor ihm, Augen und Mund geistesabwesend und verschlossen, wie das für einen Menschen typisch ist, der auf einen Aufzug wartet. Sie drängte sich an ihm vorbei, eine Entschuldigung murmelnd. Lew verließ fluchtartig den Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich wieder, ehe Lew begriff, daß er auf dem falschen Stockwerk gelandet war.
    Diese verdammte Ziege, dachte Lew. Sie hatte den Aufzug angehalten, ehe er das Erdgeschoß erreicht hatte. Er drückte auf den Knopf, um einen anderen Fahrstuhl herbeizuholen, als er sich bewußt wurde, wo er sich hier befand.
    Es war ein riesiger Saal, von oben bis unten mit aquariumartigen Glasbehältern ausgefüllt. Reihenweise nichts als Glasbehälter wie die Buchregale im Magazin einer Bibliothek. Und in diesen Glasbehältern schwammen – nun, es war ein schrecklicher Anblick. Diese Dinge waren einmal Männer und Frauen gewesen! Nein, er wollte das nicht sehen. Er starrte hartnäckig auf die Aufzugtüren. Warum wollte der Fahrkorb nicht kommen?
    Er hörte eine Sirene.
    Der harte, mit Fliesen belegte Boden vibrierte jetzt unter seinen bloßen Füßen. Er spürte eine Taubheit in den Muskeln, eine Lethargie in seiner Seele.
    Der Fahrkorb hielt – zu spät. Er blockierte die geöffneten Türen mit einem Stuhl. Die meisten Gebäude verfügten nur über zwei Fahrstühle und besaßen keine Treppenhäuser. Sie mußten also den zweiten Fahrstuhl benutzen, wenn sie ihn fangen wollten. In welchem Stockwerk befand er sich jetzt?… Er hatte keine Zeit, sich mit diesem Problem zu befassen. Er war benommen, wollte schlafen. Mehrere Schallprojektoren mußten in diesem Raum eingebaut sein. Wenn man den Strahl eines Projektors passierte, spürte man höchstens eine leichte Müdigkeit in den Gliedern. Aber dem konzentrierten Ansturm mehrerer Projektoren war man auf die Dauer nicht gewachsen. Bewußtlosigkeit würde am Ende stehen. Doch noch war es nicht soweit.
    Zuerst mußte er seinem Gewissen folgen.
    Wenn sie ihn hier einkassierten, würden sie endlich einen Vorwand haben, ihn zum Tode zu verurteilen.
     
     
    Die Behälter waren aus Plastik, nicht aus Glas. Doch dieser Kunststoff besaß ganz besondere Eigenschaften, weil er zur Aufbewahrung von unzähligen Organteilen diente und keine Immunitätsreaktionen hervorrufen durfte. Er mußte chemisch vollkommen neutral reagieren. Eine harte Nuß für jeden Konstrukteur. Man konnte nicht erwarten, daß er diesen Kunststoff auch noch bruchfest machte.
    Und das Zeug splitterte ganz prächtig.
    Später mußte Lew den Kopf schütteln, daß er so lange durchgehalten hatte. Das einschläfernde Murmeln der Ultraschallwellen lag wie eine Bleischicht auf seinen Nerven. Der Boden wurde immer schlüpfriger, der Stuhl, den er mit beiden Armen schwang, immer schwerer. Doch solange er ihn noch in die Höhe stemmen konnte, schlug er damit die Aquarien ein. Bis zu den Knien watete er in Nährflüssigkeit, und sterbende Organe trieben wie in einer Sintflut durch den Saal. Er hatte den Saal erst zu

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