Geschichten aus der Murkelei
Fuchs zwickte, und der Bär fuhr herzu, die Tatzen schwingend, mit
dem lauten Gebrüll: »Wo ist er? Ich schlag ihn tot!«
»Hier«, schrie der Fuchs, machte beim Schreien das Maul auf und mußte also den Husch loslassen.
Schwupp! sprang der Husch beiseite!
Bums! traf der Schlag des Bären den Fuchs!
Klatsch! fiel der böse Fuchs um!
Tüt! fiel die Zaubermütze ihm vom Kopf!
Schnetterdipeter! Schnetterdipeter! machen noch des Fuchses Beine, als wollte er laufen.
»Schafskopf Bär!« seufzte er. »Nun hast du mich totgeschlagen!« Und starb.
|121| Husch! sprang der Husch und raffte die Zaubermütze des Fuchses vom Boden.
»Au weh! Liebes, liebes Füchslein, leb noch ein Weilchen!« klagte der Bär.
Eine Gabel lag auf dem Küchentisch – pieks! stach sie der Husch dem Bären in den Hintern.
»Aua!« schrie der Bär. »Was piekt denn da?!«, und drehte sich um.
Hopp! war der Husch auch herumgesprungen, und piek! hatte er zum zweiten Male zugestochen.
»Pieken Sie nicht so!« schrie der Bär. »Oder ich hau!«
Bumm! schlug er zu und traf den Küchentisch.
Knacks! sagten die Beine vom Küchentisch und brachen ab.
Plautz! fiel der Tisch dem Bären auf die Füße.
»Hoppla!« sagte der Bär. »Das tut weh!«
Pieks! stach der Husch zum dritten Male.
»Ich zieh ja schon aus!« rief der Bär. »Im Walde sticht mich keiner!«
»Aber fix!« rief der Husch und stach noch einmal.
»Ich renn ja schon!« rief der Bär und rannte auf den Hof.
Blaff! Wauwau! fuhr der Hofhund aus der Hütte und biß den Bären ins Bein.
Pieks! stach der Husch zum fünften Male.
»Gemeine Bande!« brüllte der Bär und rannte auf den Wald zu, was er nur rennen konnte.
»Wer läuft denn da so schnell?« fragten verwundert des Husch Eltern, die grade auf den Hof traten.
»Der böse Bär«, sagte der Husch.
»Wo bist du denn, Husch?« fragten die Eltern. »Du sollst dich doch nicht immer verstecken!«
»Ich habe doch die Zaubermütze auf!« sagte der Husch.
»Was für eine Zaubermütze?« fragten die Eltern und traten ins Haus.
»Was liegt denn da?« fragte die Mutter.
|122| »Ein toter Fuchs!« wunderte sich der Vater.
»Wer hat denn meinen Küchentisch zerschlagen?« klagte die Mutter.
»Und meinen Schirm zerbrochen?« schalt der Vater.
»Wer hat denn alle Kleider zerrissen?« weinte die Mutter.
»Und wer hat das Sofa verschmutzt?« zürnte der Vater.
»Husch, wo bist du?« riefen beide Eltern.
»Unter der Zaubermütze!« rief der Husch.
»Du sollst dich doch nicht verstecken, Husch!« riefen sie wieder.
Da nahm der Husch die Zaubermütze ab und trat vor seine Eltern und erzählte ihnen alles, was geschehen war. Sie wunderten
sich sehr und herzten und küßten ihn, weil er so mutig gewesen war und den Bären vertrieben hatte.
Der Vater aber sagte: »Die Zaubermützen müssen wir den Zwergen wiedergeben, die hat ihnen der Fuchs ja gestohlen.«
Da legten sie die beiden Zaubermützen unter den Apfelbaum, und am nächsten Morgen lagen dafür hundert blanke, neue Silbertaler
da und ein Zettel mit der Schrift: »Als Dank von den Waldzwergen.«
Nun kauften die Eltern von dem Geld einen neuen Küchentisch, einen neuen Schirm und viele neue Kleider. Die Sofakissen aber
wurden nur ausgewaschen. Und aus dem Fell des Fuchses machte die Mutter dem Husch einen Bettvorleger, und so trat er jeden
Abend den bösen Fuchs mit den Füßen, in die ihn der Fuchs gezwickt hatte. Das machte ihm viel Freude.
Der Bär aber traute sich nie wieder in die Häuser der Menschen, lebte im Walde und wurde endlich von einem Jäger totgeschossen.
Als der Jäger aber die Haut des Bären abzog, fand er in ihr hinten zwanzig feine Löcher, immer vier nebeneinander, fünfmal
– und er wunderte sich sehr und konnte gar nicht raten, woher diese Löcher wohl kämen. Wir aber wissen es!
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|123| Geschichte von der gebesserten Ratte
Unter einem Schweinestall wohnte einmal eine alte Ratte, die vielen Schaden mit Graben von Gängen und Wegfressen von Schweinefutter
tat. Ja, wenn einmal die Muttersau nicht aufpaßte, nagte die Ratte sogar die neugeborenen Ferkel an. Die Leute auf dem Hof
stellten der Ratte auch ständig mit Gift und Fallen nach, aber die Alte war listig und ließ sich weder fangen noch vergiften.
Nun begab es sich eines Tages im bitterkalten Winter, daß die Ratte in ihrem Erdloch unter dem Steinpflaster jämmerlich fror.
Da bedachte sie ihre einsame und bedrängte Lage und sprach bei sich:
»Was für ein
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