Geschichten aus der Murkelei
Ausweg finden, müsse als Gefangener
sitzen in der Stube und vielleicht gar mit anhören, wie die lieben Eltern in die Gewalt des Bären und |118| des Fuchses gerieten. Plötzlich aber fiel ihm etwas ein. Er griff in die Tasche und zog die zweite Zaubermütze heraus. Nun
holte er den zerbrochenen Schirm des Vaters – ein bißchen hielt er noch.
Leise, leise ging er zur Küchentür und lauschte. Erst hörte er nichts, dann meinte er den Bären schnaufen zu hören.
Richtig! Jetzt flüsterte der Bär gar: »Du, Fuchs!«
»Pst!!« machte der Fuchs.
War der Bär ruhig. Nach einer Weile aber hielt er es doch nicht mehr aus, wieder flüsterte er: »Du, Fuchs!«
»Pst!« machte der Fuchs.
»Ich will doch bloß was sagen!« maulte der Bär.
»Stille sollst du sein!« sagte der Fuchs.
»Du, Fuchs!« machte der Bär.
»Pst!!!« machte der Fuchs böse.
»Ich will doch bloß sagen, daß er nicht kommt«, sagte der Bär.
»Pst!« machte der Fuchs.
»Du, Fuchs!« rief der Bär.
»Bist du jetzt ruhig?!« schrie der Fuchs wütend.
»Hast du’s gehört, Fuchs?« fragte der Bär.
»Was denn –?« fragte der Fuchs.
»Was ich gesagt habe«, sagte der Bär. »Ob du das gehört hast?«
»Du sollst aber gar nichts sagen!« schrie der Fuchs wieder ganz wütend.
»Aber ich hab doch nur gesagt, daß er nicht kommt«, meinte der Bär.
»Pst!« machte der Fuchs.
»Du, Fuchs?« fragte der Bär.
»Was denn schon wieder?« flüsterte der Fuchs. »Kannst du denn gar nicht das Maul halten, Bär?«
»Fuchs!« flüsterte der Bär. »Die Klinke bewegt sich.«
»Seh ich«, sagte der Fuchs. »Sei jetzt bloß still.«
|119| »Du, Fuchs!« sagte der Bär.
»Was denn nun schon wieder?« fragte der Fuchs ärgerlich.
»Die Tür geht einen Spalt auf«, flüsterte der Bär.
»Ich hab selber Augen«, flüsterte ärgerlich der Fuchs. »Sei jetzt nur still und schlag zu, wenn ich pfeife.«
»Ja, Fuchs«, sagte der Bär.
So warteten die beiden. Die Tür aber ging nur ein kleines bißchen auf, und hindurch kam der Schirm, an dessen Ende etwas baumelte.
»Du, Fuchs«, flüsterte der Bär, »es ist bloß ein Schirm.«
»Warte nur, Bär«, sagte der Fuchs ungeduldig, »die Tür wird schon noch weiter aufgehen.«
»Pfeifst du dann?« fragte der Bär.
»Dann pfeif ich«, sagte der Fuchs. »Sei jetzt nur ruhig, Bär.«
»Ja, Fuchs«, sprach der Bär. »Da baumelt was.«
»Ich seh’s auch«, sagte der Fuchs. Indem hatte er erkannt, was das war, und rief: »Schlag zu, Bär!«
»Fuchs«, sagte der Bär und schlug nicht zu. »Wolltest du nicht pfeifen?«
»Schafskopf!« rief der Fuchs und sprang hoch, »es ist die Zaubermütze.« Da hatte er sie schon im Maule.
»Die Zaubermütze?« rief der Bär. »Die will ich haben.«
»Ich habe sie gehascht!« rief der Fuchs. »Und ich setze sie auch auf.«
»Du hast aber nicht gepfiffen, Fuchs!« rief der Bär. »Hät test du gepfiffen, hätt ich zugeschlagen und hätte die Mütze gehabt. Gib sie also mir!«
»Ich denke gar nicht daran!« rief der Fuchs und setzte die Mütze auf. Weg war er!
»Wo bist du, Fuchs?« rief der Bär wütend.
Während dieses Streites hatten die beiden nicht mehr auf die Tür geachtet, und so war der Husch leise und unbemerkt in die
Küche geschlichen und hätte nun ganz leicht |120| hinaus und zu den Eltern gekonnt. Das hatte er ja auch gewollt, und darum hatte er denen die Zaubermütze gelassen, daß sie
nicht mehr auf ihn achteten. Wie er die beiden nun so schön streiten und den Bären immer rufen hörte: »Wo bist du, Fuchs?«
– der Fuchs aber antwortete gar nicht, weil er die Zaubermütze nicht hergeben wollte –, da kam ihm der Gedanke, ob er nicht
allein mit ihnen fertig werden könnte.
Als der Bär also wieder rief: »Fuchs, wo bist du?« machte der Husch seine Stimme so fein wie die des Fuchses und rief: »Hier,
Bär!«
»Wo, Fuchs?« fragte der Bär.
»Auf der Herdplatte, Bär«, rief der Husch mit der Stimme des Fuchses, »mir die Keulen wärmen!«
»Glaub ihm nicht!« rief der richtige Fuchs. Aber da war es schon zu spät: Der Bär hatte mit seinen Pfoten auf die heiße Herdplatte
gehauen und brüllte vor Schmerz.
»Siehst du wohl, das kommt davon!« schrie der Husch und tanzte vor Freude in der Küche herum. Aber das hätte er lieber nicht
tun sollen, denn aus seinen Rufen merkte der Fuchs, wo er war, fuhr auf ihn zu und zwickte ihn kräftig mit den Zähnen in die
Beine. Da wurde aus Lachen Weinen, der Husch brüllte, der
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