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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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sollte ich wissen, daß die Zeit der gesprenkelten und der gestreiften Schafe angebrochen ist!« Und er sagte: »Wir machen es von nun an umgekehrt! Du bekommst nur die weißen Schafe, und ich bekomme alle gesprenkelten und gestreiften.«
    Da ersetzte Jakob die gestreiften Stäbe bei den Gattern gegen weiße. Da waren fast alle Schafe weiß.
    Da sagte Laban: »Wir drehen es wieder um. Du bekommst nur die Schwarzen.«
    Na gut, dann setzte Jakob die schwarzen Stäbe ein, und die meisten Lämmer waren schwarz.
    Am Ende dieser dritten sieben Jahre waren die Herden des Jakob um ein Vielfaches größer als die Herden des Laban.
    Da sagten Lea und Rahel zu Jakob: »Wir müssen aufpassen, Laban wird sich rächen. Wenn wir gehen, dann gehen wir unverhofft, ohne Abschied, mitten in der Nacht. Labans Söhne wollen dich töten, Jakob. Sie sind der Meinung, du hast ihnen ihr ganzes Erbe weggenommen.«
    So machten sich Jakob und seine vier Frauen und seine elf Söhne mit den Herden und all ihrem Vermögen mitten in der Nacht auf den Weg, um nach über zwanzig Jahren Frondienst endlich den Laban zu verlassen.
    Und ehe die Sonne über den Horizont stieg, sagte Rahel zu Jakob: »Jakob, mein Liebster, ich muß dir sagen: Ich bin wieder schwanger!«

VERSÖHNUNG MIT ESAU UND RAHELS TOD
    Von Jakobs Sorge – Von einer Feigheit – Von einem nächtlichen Kampf – Von Jakobs Rede an sein Volk – Von Esaus Charakter – Von der brüderlichen Umarmung – Von einer frohen Botschaft – Von der Eifersucht – Von der schweren Geburt – Von Benjamin – Von Rahels Tod
     
    Als Jakob seinen Schwiegervater Laban verließ, hatte er eine große Sorge: Was wird sein, wenn ich nach Hause zurückkehre? Wird mich Esau zur Rechenschaft ziehen?
    Jakob hatte längst eingesehen, daß er Esau auf unglaublich schnöde Art betrogen hatte, zweimal betrogen hatte – um das Erstgeburtsrecht und um den Segen des Vaters Isaak. Es tat Jakob leid. Er war durchaus bereit, dafür geradezustehen. Aber wie weit würde Esaus Rache gehen? Würde er Jakob töten?
    Jakob wünschte, er wäre in seiner Jugend ein anderer gewesen. Er nahm das Gesicht seiner Frau Rahel zwischen die Hände.
    »Was bin ich in deinen Augen für ein Mensch?« fragte er.
    »Ein guter Mensch«, sagte Rahel und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände.
    »Und was war ich für ein Mensch, als wir uns kennenlernten?«
    »Du warst derselbe.«
    »Nein«, sagte Jakob, »ich war ein Betrüger, ein hochmutiger Mensch, der sich einbildete, er sei besser und mehr wert als ein anderer.«
    »Als wer?«
    »Als mein Bruder«, sagte Jakob und rang seine Hände.
    Er fürchtete sich. Er hatte Esaus Verhalten schon früher nicht berechnen können, inzwischen waren über zwanzig Jahre vergangen, und Jakob konnte ja nicht wissen, was in all den Jahren in seinem Bruder vorgegangen war, ob die Zeit die Wunden geheilt oder ob Esaus Haß sich nur noch mehr gesteigert hatte.
    So zog Jakob, Unruhe und das alte schlechte Gewissen im Herzen, mit seinem Troß nach Hause, dem Esau entgegen.
    Und dann wurde dem Jakob gemeldet: Esau komme ihm entgegen.
    »Allein?«
    »Nein, nicht allein.«
    »Wie viele?«
    »Viele.«
    »Männer und Frauen?«
    »Nur Männer.«
    »Und habt ihr mit meinem Bruder gesprochen?« fragte er die Kundschafter.
    »Wir haben uns nicht in seine Nähe gewagt«, erhielt er als Antwort.
    »Habt ihr sein Gesicht gesehen?«
    »Nein.«
    Da zitterte Jakob vor Angst. Er war feige. Er gab Befehl, den Troß aufzuteilen. Vorne sollten Silpa und ihre Söhne sein – Gad und Ascher mit ihren Familien und ihrem Gesinde. Dann in einigem Abstand sollten Bilha und ihre Söhne folgen – Dan und Naftali mit Gefolge. Dann wieder Abstand. Dann Lea und ihr großer Anhang – Ruben, Schimeon, Levi, Jehuda, Isachar und Sebulon. Und am Schluß, in der sichersten Position, er, Jakob, mit Rahel und Josef. Das war sehr feige.
    In der Nacht, bevor es zur Begegnung der beiden Brüder kam, erschien Jakob ein Geist. Es hieß, es sei Gott selbst gewesen, der dem Jakob erschienen sei in jener Nacht. Aber Jakob hat ihn nicht gesehen, er hat ihn nur gespürt. Der Geist riß ihn vom Lager hoch. Er kämpfte mit ihm, er rang mit ihm, und Jakob wehrte sich, und der Kampf dauerte die ganze Nacht. Und der Kampf war nicht von vornherein entschieden. Noch in der Morgendämmerung hatte sich Jakob in den nächtlichen Streiter verkrallt und ließ ihn nicht los. Aber der Geist, wer immer er auch war, wollte den Tag nicht sehen, er versetzte dem Jakob

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