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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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gezwungen. Er sagte, wenn du fluchst, dann soll der Fluch über ihn kommen.«
    Da eilte Jakob zu Laban und faßte ihn am Kragen: »Warum hast du mich betrogen? Hab ich nicht für dich gearbeitet? Sieben Jahre! Du warst nichts, du warst am Boden! Niemand hat dir ein Wort geglaubt, niemand hat dir Vorschuß gegeben, niemand Kredit. Ich habe dir wieder Reputation verschafft, und du betrügst mich.«
    Laban blieb gelassen und sagte: »Was redest du von Betrug? Wer hat betrogen? Tust so, als lerntest du den Betrug erst kennen! Du! Hast du nicht deinen Bruder Esau auf schäbige Art und Weise betrogen? Viel schlimmer doch. Denkst du, ich weiß das nicht? Ich gebe dir Rahel zur Frau, keine Angst, du sollst sie haben. Ich bin ein Mann der Tradition! Und bei uns ist es nicht üblich, daß man die jüngere Tochter vor der älteren Tochter verheiratet. Lea ist die Ältere. Ich gebe dir mehr, als du verlangt hast. Du sollst beide Frauen bekommen, Jakob. Weil ich dich doppelt liebe, verstehst du. Aber für Rahel mußt du noch einmal sieben Jahre für mich arbeiten.«
    »Sieben Jahre?« rief Jakob. »Noch einmal sieben Jahre?«
    Da standen einander zwei Betrüger gegenüber, aber Laban hatte Macht über Jakob. Ohne den Segen des Vaters wäre es undenkbar gewesen, daß die Tochter heiratet. Jakob stimmte zu. Er werde noch einmal sieben Jahre für Laban arbeiten.
    »Ich weiß, es geht dir nicht um deine Tochter«, sagte Jakob. »Es geht dir einzig darum, daß ich deinen Besitz weiter vermehre.«
    »Auch«, sagte Laban, »auch.« Es war Laban auch um das Glück seiner Tochter Lea gegangen. »Du wirst noch einmal sieben Jahre bei mir bleiben«, sagte Laban.
    »Aber damit du siehst, daß ich kein Unmensch bin, sollst du Rahel schon heute in dein Zelt holen dürfen. Vorausgesetzt …«
    »Was vorausgesetzt?«
    »… vorausgesetzt, du vernachlässigst Lea nicht ganz.«
    »Gut«, sagte Jakob. »Aber ich möchte, daß meine beiden Frauen Mägde bekommen. Daß sie behandelt werden, als wären sie die Frauen eines Herrn und nicht Frauen eines Knechtes. Auch wenn ich dein Knecht bin.«
    Laban war einverstanden. Lea bekam eine Magd mit Namen Silpa, Rahel bekam eine Magd mit Namen Bilha.
    So hatte Jakob, als die zweiten sieben Jahre seines Exils bei Laban begannen, schon eine kleine Familie um sich geschart, hatte bereits eine Wirtschaft gegründet. Er besaß eine kleine Herde, er befahl Knechten, zuverlässigen Knechten, und er hatte zwei Frauen, Lea und Rahel, und die hatten Mägde, Silpa und Bilha.
    Bleibt die Frage: Woher wußte Lea von dem geheimen Zeichen, das Jakob und Rahel vereinbart hatten? Die Wahrheit ist: Rahel hatte es ihrer Schwester gesagt. Rahel war eine gütige, barmherzige Frau, eine liebende Schwester. Sie wußte, Laban wird Lea zwingen, zu Jakob ins Zelt zu gehen, sie wußte, sie wird es nicht verhindern können. Aber sie wußte auch, es wird eine gräßliche Schande sein für Lea, wenn Jakob sie erkennt und hinausschmeißt, noch bevor der Tag beginnt. Deshalb hat sie ihrer Schwester das Zeichen verraten.
    »Um Lea die Schande zu ersparen«, sagte Rahel zu Jakob, nachdem sie ihm alles erzählt hatte.
    Jakob ärgerte sich über Laban, über Lea ärgerte er sich nicht mehr, sie rührte ihn. Aber auf Rahel war er stolz.
    »Nie hat eine Frau auf dieser Erde gelebt, die ein besseres Herz hatte als du«, sagte er.
    Und er hatte recht.
    Lea wurde schwanger, sie bekam einen Knaben, und sie nannte ihn Ruben. Lea gefiel dem Jakob immer mehr, er liebte sie sogar auf eine gewisse Weise. Aber Jakobs Sehnsucht war, daß Rahel ein Kind bekomme.
    Dann wurde Lea zum zweiten Mal schwanger. Wieder bekam sie einen Sohn, sie nannte ihn Schimeon. Und dann bekam sie einen dritten Sohn, den nannte sie Levi, und dann einen vierten, den nannte sie Jehuda. Aber Rahel bekam kein Kind, es war wie bei Sara, es war wie bei Rebekka. Rahel flehte zum Himmel, und sie betete, aber sie bekam kein Kind.
    »Ich bin nicht mißgünstig«, sagte sie zu Jakob. »Ich will nicht, daß meine Schwester genauso wenig hat wie ich. Ich möchte, daß ich genauso viel habe wie Lea.«
    Sie bat Jakob, er möge doch wenigstens eine Zeitlang nur bei ihr liegen, er möge, wenigstens eine Zeitlang, nicht mit ihrer Schwester schlafen.
    Jakob versprach es und mied Lea, aber Rahel bekam dennoch kein Kind.
    Da sagte Rahel zu Jakob: »Bilha, meine Magd, sie gehört doch mir, sie ist doch ein Teil von mir. Wenn du mit ihr schläfst und wenn sie ein Kind bekommt, dann ist es doch fast

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