Geschichten von der Bibel
so, als wenn ich ein Kind bekäme.«
Jakob ging zu Bilha, der Magd von Rahel, und Bilha wurde schwanger, und sie bekam einen Sohn, und sie nannte ihn Naftali.
Nun kam Lea zu Jakob und sagte: »Wenn du schon mit mir nicht mehr schlafen willst, dann schlaf wenigstens mit meiner Magd Silpa. Warum soll Rahels Magd vor meiner Magd bevorzugt werden?«
Jakob ging zu Silpa, und Silpa wurde schwanger, und sie brachte einen Sohn zur Welt und nannte ihn Gad.
Alle Frauen waren glücklich. Nur Rahel war unglücklich. Sie hatte als einzige kein Kind. Obwohl sie die Hauptfrau des Jakob war. Sie war sich seiner Liebe sicher, aber sie bekam kein Kind, und sie wollte ein Kind haben von Jakob. Sie war unglücklich und betete zu Gott und war versucht, auch zu den Götzen zu beten – sicherheitshalber sozusagen. Sie war versucht, abergläubische Heilmittel anzuwenden.
Eines Tages kam ihr auf dem Feld der älteste Sohn ihrer Schwester entgegengelaufen, nämlich Ruben. Ruben lachte, zeigte seiner Tante voll Stolz eine Wurzel, die er ausgegraben hatte. Die Wurzel sah aus wie ein Männchen.
Er sagte: »Das ist mein Erdmännchen!«
Rahel erkannte, daß es eine Alraunenwurzel war, und sie wußte, Alraunenwurzeln fördern bei Frauen die Fruchtbarkeit. Sie nahm dem Ruben sein Erdmännchen weg.
»Du brauchst das nicht«, sagte sie, »ich aber kann es brauchen.«
Ruben weinte und lief zu seiner Mutter.
Und Lea ging zu Rahel und sagte: »Ja, was ist das denn? Du bestiehlst ein Kind?«
»Du hast mir meinen Mann weggenommen!« klagte Rahel.
»Immer war ich die zweite«, hielt Lea dagegen, »und auch jetzt bin ich die zweite, du bist Jakobs Hauptfrau, nur dich liebt er, und jetzt nimmst du meinem Kind sein harmloses Spielzeug weg!«
»Ich brauche diese Wurzel«, sagte Rahel, »dann bekomme ich vielleicht auch ein Kind. Ich werde dafür sorgen, daß Jakob wieder mit dir schläft, wenn du mir die Alraunenwurzel überläßt.«
Da gab Lea die Wurzel ihrer Schwester. Und Jakob kam in dieser Nacht wieder zu Lea, und Lea wurde wieder schwanger. Wieder bekam sie einen Sohn, ihn nannte sie Isachar.
Und auch Rahel wurde schwanger! Endlich! Auch sie brachte einen Sohn zur Welt. Sie nannte ihn Josef. Das heißt: Gott hat meine Schmach von mir genommen.
»Ich bin Gott dankbar«, sagte sie zu Jakob. »Und sollte ich nie wieder ein Kind bekommen, bin ich dennoch glücklich!«
Lea bekam noch zwei weitere Söhne von Jakob – Juda, Sebulon. Und auch Silpa, ihre Magd, bekam noch einen Sohn von Jakob, nämlich Ascher. Und Bilha, die Magd der Rahel, brachte noch den Dan zur Welt.
Elf Söhne hatte Jakob gezeugt während der zweiten sieben Jahre, in denen er Laban diente. Seine eigenen Herden waren gewachsen. Sein Einfluß reichte weit ins Land hinaus. Und dann waren auch diese sieben Jahre um.
Jakob trat wieder vor Laban hin und sagte: »Jetzt werde ich gehen.«
Und Laban fing wieder zu lamentieren an: »Jetzt will er gehen! Alles, was er besitzt, kommt von mir. Meine Töchter hast du mir genommen, die Mägde hast du von mir, das Vieh hast du von mir! Alles! Und jetzt will er gehen!«
»Umgekehrt ist das richtig!« sagte Jakob. »Alles, was du besitzt, kommt von mir. Ich habe deine kaputte Wirtschaft wieder hochgebracht!«
»Ja«, sagte Laban, »du bist der klügste Mann, den Gott je gesegnet hat. Bleib noch einmal sieben Jahre bei mir! Was willst du als Lohn? Alles werde ich dir geben!«
Jakob besprach sich mit Rahel.
Rahel sagte: »Ob noch sieben Jahre oder nicht, was spielt es für eine Rolle. Ich habe einen Sohn von dir. Ich lebe mit dir. Wenn du willst, bleiben wir noch sieben Jahre hier.«
Da ging Jakob abermals zu Laban und sagte: »Gut, ich werde bleiben. Ich will als Lohn von jedem Wurf deiner Schafe die gesprenkelten und die gestreiften Lämmer. Die schwarzen und die weißen kannst du behalten.«
Laban kicherte und sagte: »Na gut, das kannst du haben.«
War es doch so, daß nur ganz selten gesprenkelte oder gestreifte Lämmer zur Welt kamen – wenngleich diese die stärksten und fruchtbarsten waren.
Aber Jakob war viel klüger, als Laban dachte, und er war ein sehr genauer Beobachter. Er hatte im Lauf der Jahre festgestellt, daß trächtige Schafe, die in ein Gatter eingesperrt waren, dessen Stäbe abwechselnd hell und dunkel waren, weit überdurchschnittlich viel gesprenkelte und gestreifte Tiere zur Welt brachten. Auf einmal waren die meisten Lämmer gesprenkelt oder gestreift.
Laban jammerte wieder: »Alles nimmt er mir! Woher
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